Richard Serra und seine Filme

Vortrag von Maria Anna Tappeiner am 4. Mai 2017

Bis zum 18. Juni wird die Ausstellung der Arbeiten von Richard Serra, Alexej-von Jawlensky-Preisträger 2017, im Museum Wiesbaden zu sehen sein. Es ist eine Präsentation früher Arbeiten, darunter seine sogenannten „Prop pieces“, Skulpturen die aus dem Werkstoff Blei konzipiert wurden, sowie einige Installationen aus Gummi und Teile seines filmischen Werks. Während der 1939 in San Francisco/USA geborene Künstler besonders mit seinen monumentalen Außenskulpturen Anerkennung erlangte, so sind es im Museum Wiesbaden seine bleiernen Skulpturen, die beeindrucken. Den Anfang macht hier ein massives Kartenhaus, „One Ton Prop“ (House of Cards): Vier quadratische Bleiplatten, jede mit einem Gewicht von über 700 kg, werden so ausbalanciert, dass sie sich an ihren oberen Eckpunkten berühren und sich so gegenseitig stützen. Das höchst sensible Austarieren hoher Kräfte wird hier überall deutlich, stets droht der Zusammensturz eines äußerst fragilen Gleichgewichts und vermag damit Wahrnehmungen und Gefühle zu erzeugen, die sich auf viele Zustände in unserer heutigen Gesellschaft übertragen lassen.

Den Skulpturen werden frühe Filme des Künstlers gegenübergestellt, die zumeist Auskunft über Motive und Materialwahl geben. So wird hier die Hand als „verlängertes Werkzeug“ eingesetzt, die dem Auffangen heruntergefallener Bleistücke dient („Hand Catching Lead“, 1968), oder es wird das mühevolle Auflesen von Bleispänen auf dem Boden dokumentiert („Hands Scraping“, 1968). Worin liegt der Unterschied zwischen einem durch die Kamera gesehenen und einem ohne technisches Gerät wahrgenommenen Raumes? Dies erforscht Richard Serra in seinem Film „Frame“ von 1969.

Das filmische Werk des vor allem als Bildhauer wahrgenommenen Künstlers steht im Mittelpunkt des Vortrags am Donnerstag, 4. Mai 2017 um 19 Uhr im Vortragssaal des Museums Wiesbaden. Dr. Jörg Daur, Kurator der Ausstellung und stellvertretender Museumsdirektor, hat gemeinsam mit den Freunden des Museums die Filmemacherin und Kunstjournalistin Maria Anna Tappeiner für den Filmvortrag gewinnen können.

Standbild aus dem Film „Hand Catching Lead“ (Blei fangende Hand), 1968, 16 mm, SW, 3:30

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