Kunstvoll und Naturnah

Merians Morpho-Falter

Wir präsentieren hier in lockerer Folge jeweils eines der Werke aus den Kunstsammlungen oder nehmen mit Ihnen ein naturwissenschaftliches Exponat unter die Lupe. Unser Dank gilt den Kuratoren und Wissenschaftlern des Museums Wiesbaden, die uns dieses mit ihren Beiträgen ermöglichen. Lassen Sie sich mitnehmen auf eine spannende Entdeckungsreise zu den Gemälden, Skulpturen, Installationen, die alle im Museum Wiesbaden ihren Platz haben, und tauchen Sie ein in die Welt der Insekten, Säugetiere, Vögel und Pflanzen gleich nebenan. Was Ihnen bisher vielleicht verborgen geblieben ist, das stellen wir Ihnen vor oder laden dazu ein, den zweiten Blick zu wagen. 

Den Anfang in einer langen Reihe voller Kunst und Natur macht Fritz Geller-Grimm, Leiter der Naturhistorischen Sammlungen und Kurator der Kabinettausstellung (13. Januar bis 9. Juli 2017) zum Werk der Naturforscherin und Künstlerin Maria Sibylla Merian. Das Prachtexemplar der Ausstellung brachte Merian 1701 von ihrer Forschungsreise nach Surinam mit: den Morpho-Falter, der heute zu den bedeutendsten Schätzen des Museums zählt.

Als Maria Sibylla Merian (1647–1717) erstmals einen lebenden Morpho-Falter beobachten konnte, hatte sie eines ihrer Lebensziele erreicht. Im und am Rande des Dschungels erlebte sie im südamerikanischen Surinam eine faszinierende Welt größter Vielfalt an Farben, Formen und Lebensweisen.

Gekommen war sie zum Forschen, einer weitgehend noch unbekannten Form der Auseinandersetzung mit dieser Welt. Im Zentrum steht das eigene Beobachten und nicht mehr die Übertragung vorgegebener Inhalte. Mit Stift, Pinsel und Farben dokumentierte sie zahlreiche Lebensräume und die Beziehungen von Pflanzen und Tieren. Heute nennen wir dies Ökologie und Systematik. Zu Merians Zeiten existieren diese Begriffe noch nicht, daher hatte sie zahlreiche Erstentdeckungen zu bewältigen.

Neben dem Morpho menelaus stellt sie auch noch mehrere andere Arten auf ihren 1705 veröffentlichten Tafeln dar. Dabei stehen Farbe und Biologie im Fokus. Die Farben der Schmetterlinge entstehen durch Lichtbrechung an hauchdünnen Schichten und nicht durch Färbung infolge eingelagerter Pigmente, die im Laufe der Zeit zerfallen würden. Das Blau des Morpho-Falters ist also kein Produkt von Farbpigmenten und bleibt so nach dem Tod des Tieres sehr gut erhalten. Wenn die Tiere auffliegen und mit den Flügeln schlagen, gleicht dieses einem farbigen Feuerwerk. Setzen sich die Falter, so verschwinden sie dank bräunlich gefärbter Flügelunterseiten.

Das Museum Wiesbaden erhielt den wichtigsten Teil der Schmetterlingssammlung Maria Sibylla Merians 1829 von Johann Isaak von Gerning (1767–1837), der so den Grundstock einer der bedeutenden naturwissenschaftlichen Sammlungen schuf. In einer aktuellen Sonderausstellung können diese Tiere bis 6. August 2017 selbst in Augenschein genommen werden.

Fritz Geller-Grimm

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