3.000 Menschen im Museum:
„Frei-Tag“ mit Eleganz, Buddel-Spaß und Caravaggios Erben
Puh, welch ein „Frei-Tag“ im Museum! Mit großem Andrang hatten alle gerechnet, mit einem solchen Ansturm aber nicht: Rund 3000 Besucher kamen am eintrittsfreien Februar-Samstag ins Museum. Personal und Ehrenamtliche wurden zu Höchstleistungen herausgefordert, um das „Riesen-Publikum“ zu steuern und zufrieden zu stellen. Und alle taten ihr Bestes.
Hier Eindrücke zweier Frauen aus dem Vorstand der Freunde des Museums Wiesbaden:
Keine Frage, das angekündigte „Mammut-Programm“ ist sehr verlockend, zumal allein fünf Rundgänge zu „Caravaggios Erben“ angeboten werden, der Ausstellung zum neapolitanischen Barock, die am 12. Februar zu Ende geht. Die Führungen, zwei davon in italienischer Sprache, sind schnell ausgebucht. Ebenso die in die Welt der Maria Sibylla Merian – der Naturforscherin und Künstlerin, die vor 300 Jahren gestorben ist und deren erhaltene naturwissenschaftliche Sammlung die zu den bedeutendsten Schätzen des Museum Wiesbaden zählt. Ein Glück, dass Fritz Geller-Grimm – Leiter der naturwissenschaftlichen Abteilung, der ohnehin an jedem „Frei-Tag“ mit großem Einsatz zur Stelle ist – noch eine zweite Führung aus dem Hut zaubert und viele Besucher glücklich macht. Und ebenso eine wunderbare Idee, dass er die Schauspielerin Kate Schaaf engagiert hat, die am Nachmittag in die Rolle der Maria Sibylla Merian (1647–1717) schlüpfte und das begeisterte Publikum des vollbesetzten Vortragssaals auf eine Reise durch deren Leben mitnahm. Ein Leben, das geprägt war von ihrem großen Interesse an der Natur, die sie bereits im Kleinkind-Alter im elterlichen Garten aufmerksam beobachtete. Besondern angetan hatten es ihr Raupen, die sie sammelte und im Alter von elf Jahren zu ihrem Forschungsobjekt machte. Sie entdeckte dabei die Verwandlung der Raupen zu Schmetterlingen, die sie im Alter von 13 Jahren zeichnerisch darstellte. Die junge Forscherin mit großem künstlerischen Talent präparierte Schmetterlinge und gestaltete Malbücher, die auf großes Interesse stießen. Im Alter von 52 Jahren konnte sie die ersehnte Forschungsreise nach Surinam antreten. Nach ihrer Rückkehr schuf Maria Sibylla Merian ihr vielgeachtetes Werk zur Metamorphose der Insekten. Die Kabinettausstellung im Museum Wiesbaden präsentiert Tafeln mit den von Merian gesammelten und erworbenen Tieren, die seit 1829 in Wiesbaden kuratiert werden.
Auf großes Interesse stieß am eintrittsfreien Februar-Samstag die Merian-Kabinettausstellung. So auch bei einer aus Luxemburg angereisten, vielseitig interessierten Dame, die beim Start der Museumstour eher ungehalten war: wegen leider nicht zu vermeidender kurzfristiger Staus an der Garderobe (obwohl das Veranstaltungsmanagement schon zusätzliche Maßnahmen ergriffen hatte, reichte der Platz nicht aus). Als glückliche Frau kehrt die Besucherin später, nach der Begegnung mit Maria Sibylla Merian alias Kate Schaaf, an den Stand der Freunde des Museums zurück: „Eine wunderbare Schauspielerin, eine wunderbare Veranstaltung“, ruft sie aus. Und der Besuch habe sich überaus gelohnt. Sie komme wieder.
Solche positiven Stimmen hören wir Aktiven am Stand des Museumsvereins sehr gerne. Und oft! Stammgast Ricarda Peters, die renommierte Künstlerin, die gerne auch am „Frei-Tag“ kommt (obwohl sie als Mitglied bei den Freunden stets freien Eintritt hat), schwärmt von der „Eleganz und Extravaganz“, die bei den Schmetterlingen in der Merian-Ausstellung zum Ausdruck kommt: „Die Natur bietet doch Vorgaben für so vieles, was wir machen“. Die Deutsch-Engländerin Linda Coates, seit 40 Jahren Übersetzerin in Wiesbaden, ist ebenfalls von der Merian-Kabinettausstellung wie überhaupt vom naturwissenschaftlichen Bereich sehr beeindruckt. Ein großes Lob gibt es für die englischen Übersetzungen bei den Exponaten („klasse“), ein bisschen Kritik an der Größe und Platzierung der Erklärungsschilder („zu klein“). Das Museum habe sich in allen Bereichen toll entwickelt.
Immer wieder auch begeisterte Stimmen nach dem Besuch der Ausstellung zum neapolitanischen Barock. Einige Gesprächspartner erklären, sie seien schon zum zweiten Mal bei Caravaggios Erben unterwegs gewesen. Gleich 60 Personen mit eigenem Experten kommen aus Essen und steuern die Barock-Ausstellung an. „Wir sind vom Folkwang-Kunstring“, klärt uns eine Dame auf. Die große Gruppe ist überrascht vom Andrang, sie wusste nichts vom freien Eintritt. Eine logistische Herausforderung für das Aufsichtspersonal, auch dann noch, wenn sich die große Gruppe teilt.
„Wir kommen zum Buddeln“, kündigen andere Museumsgäste mit Kindern gut gelaunt an, im Erdreich stehen Experten für Eltern und Nachwuchs bereit und langweilen sich keine Minute. So geht’s auch den Aktiven im Offenen Atelier Spezial für Kinder. Und umgekehrt natürlich den Kindern.
Erfreulich, dass wir Freunde wieder neue Freunde gewinnen können. Das Programm und die Arbeit des Vereins überzeugen und lassen mehrere Museumsinteressierte gleich vor Ort zu Antrag und Kuli greifen. Wie war nochmal die IBAN?, fragt sich so mancher und prüft die notierten Ziffern gewissenhaft, ehe er, überzeugt vom Angebot, das Papier überreicht.
Das ohnehin erfolgreiche Projekt „Eintrittsfreier erster Samstag im Monat“ hat im Februar einen Höhenflug absolviert. „Herrlich, ein so volles Haus“, verabschiedet sich ein Stammgast des Museums. Und fügt an: „Ich freue mich schon auf das nächste Mal!“
(Fotos: Bolten)