30 Jahre Freunde des Museums Wiesbaden
Feier mit Get-together und Ausstellungseröffnung
Vom „chirurgischen Schnitt“, mit dem Freundeskreis-Gründungsmitglied und Vorstandsvorsitzender Dr. Gerd Eckelmann der Geburtstagtorte in der Alten Bibliothek des Museums zu Leibe rückte, bis zu einer großen, gut aufgelegten Gästeschar in der Wandelhalles des Museums dauert es nur einen kurzen Moment. Die erfolgreich sezierte Torte, die von Julia Linton geschaffen wurde, mundet, die leeren Kuchenteller zeugen davon; auch der gereichte Henkell-Sekt stößt auf Zuspruch. Es ist ein freudiges Wiedersehen (und Kennenlernen) all jener Kunstfans, die sich im Interesse des Museums Wiesbaden engagieren.

Der Freundeskreis zählt inzwischen mehr als 2.380 Mitglieder, wächst um zirka 100 weitere im Jahr und hat nun die 3.000-er-Grenze im Visier. Was die Freunde in den vergangenen drei Jahrzehnten alles geleistet haben, dokumentiert eine mit übergroßem Plakat verkleidete neue Freundeskreis-Nische in der Wandelhalle: unter anderem 34 neue Kunstwerke für die Sammlungen des Museums, 59 geförderte Ausstellungen in Kunst und Natur, 16 Depot-Frühschoppen, die Museumsgala, unzählige Kunstausflüge, Start der Abteilung Bildung & Vermittlung sowie 36 museumspädagogische Projekte und Previews. Und nicht zu vergessen jüngst die Implementierung der „Jungen Freunde“ des Museums Wiesbaden. Das Banner – ein informativer Blickfang auch für prominente Geburtstagsgäste, die sich unter die Freunde mischen. Gesichtet werden auch Stadtverordnetenvorsteher Dr. Gerhard Obermayr, Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende, Danielle Neess, Frank Brabant, Reinhard Ernst und Martin Michel oder etwa Babette von Kienlin, die das Get-together entspannt genießen können: Reden sollen an diesem frühen Abend nämlich nicht gehalten werden.

Das ändert sich erst, als sich die rund 400 Gäste im Vortragssaal des Museums versammeln: Jeder Platz ist besetzt, die Seitenflügel ebenso wie die Empore, die Gäste stehen oder machen es sich vereinzelt auf den Stufen bequem. Mit Interesse lauschen sie den einführenden Worten von Museumsdirektor Dr. Andreas Henning zur Ausstellungseröffnung im Museum. Anfang dieses Jahres wurde die Jugendstilsammlung F. W. Neess um eine dauerhafte Präsentation von Jugendstilplakaten im Treppenhaus des Südflügels erweitert, die Ausstellung „Plakatfrauen. Frauenplakate“, die bis Mitte Februar 2025 zu sehen ist, kommt nun hinzu. Gezeigt werden 70 Plakate aus dem Bestand des Wiesbadener Sammlers Maximilian Karagöz, die sich auf die erste Hochphase deutscher Plakatgestaltung fokussiert. Eine „edle Geste“ attestiert Henning dem Sammler anerkennend, sein Dank geht auch an Mäzenin Danielle Neess wie auch an Kunstsammler und Mäzen Frank Brabant.

In bewährt durchaus humorvoller Weise geht Kurator Dr. Peter Forster nicht allein auf die Entstehung und Entwicklung der Plakate herausragender Gestalterinnen am Anfang des 20. Jahrhunderts ein. Anschaulich und amüsant schildert er den recht beschwerlichen, vom Freundeskreis unterstützten Ankauf des Bildes der „Phryne“ von Franz von Stuck – und weist verschmitzt darauf hin, dass der Künstler von „Phryne“ auch eine Bronzefigur geschaffen hat. Die dem Museum Wiesbaden noch fehlt … Als Co-Kuratorin wirkte Professor Dr. Petra Eisele vom Designlabor Gutenberg der Hochschule Mainz an der Ausstellung „Plakatfrauen. Frauenplakate“ mit. Als Verantwortliche für das Forschungsprojekt UN/SEEN zu Grafikerinnen in der Zeit von 1865 bis 1919 erläutert sie im Museumssaal Hintergründe zu den Inhalten der Ausstellung.

Ob sich die Freunde des Museums womöglich zur Unterstützung des Ankaufs der „Phryne“-Bronze“ hinreißen lassen? Freundes-Vorsitzender Gerd Eckelmann lässt diese Frage in seiner kurzweiligen Geburtstagsrede offen, verweist vielmehr auf den Ankauf von 34 Kunstwerken, die der Verein mitfinanziert habe. Im Verlauf von 30 Jahren, rechnet Eckelmann vor, habe der Verein rund 1,6 Millionen Euro an Mitgliedsbeiträgen und Überschüssen aus der Museumsgala einnehmen können. Zuzüglich weiterer großzügiger Einzelspenden hat der Verein seinen Worten zufolge das Museum mit mehr als zwei Millionen Euro – Erwerb von Kunstwerken, Ausstellungsförderung, Vortragsprogramm und Projektfinanzierung – unterstützt. Dass die Verwendung des Geldes immer in der absoluten Einigkeit mit dem Museum erfolgte, ist Eckelmann wichtig – und „dieses Einvernehmen ist die DNA unseres Erfolgs“. Ebenso wie die „Wohlfühlatmosphäre“, die durch die vielseitigen Angebote für die Mitglieder geschaffen werde.

Museumsdirektor Henning (qua Amt ebenfalls Vorstandsmitglied) weiß um die Leistungen der Freunde, das Engagement eines jeden Mitglieds und insbesondere das des sehr aktiven Vorstands. Für dessen Mitglieder Eckelmann (von Beginn an Vorsitzender), Christine Kolb, Petra Müller-Rieker, Ingeborg Salm-Boost, Henrik Böttger und Klaus Niemann gab’s als Dank ein mit Sonnenblume verziertes Weinpräsent, ebenso für Freunde-Geschäftsführerin Martina Mulcahy und Wilma Estelmann (Mitgliederbetreuung), sowie Dank an Annette Kempf und Jessica Eckert (Mitgliederverwaltung). Ein Geburtstagsgeschenk, meint Henning, sei eigentlich üblich – doch bei den Museumsfreunden läuft es andersherum: Sie wollen das Museum beschenken und rühren für den Ankauf des Tierteppichs der Bauhaus-Künstlerin Ida Kerkovius bereits eifrig die Spendentrommel. Der fröhliche Teppich „passt sehr gut in unsere Sammlung der Klassischen Moderne“, schwärmt Henning; vier Werke der Künstlerin nennt das Museum bereits sein Eigen.
Übrigens: Der Schüler Frederik vom jungen Serviceteam sorgte während der Preview mit Torte und Sekt dafür, dass auch die Spendensammlung in den Fokus der gut gelaunten Gäste kam. Als Dank für sein Engagement war ihm das erste Stück der Festtagstorte gewiss.

Dass die Freunde des Museums Wiesbaden dennoch zu ihrem runden Geburtstag beschenkt wurden, verdanken sie dem Installationskünstler Vollrad Kutscher, selbst ein Freunde-Gründungsmitglied. Der 79-Jährige kreierte den besonderen Geburtstagsstrauß der „Leuchtenden Vorbilder“ als exklusives Motiv für weiße und schwarze Künstler-T-Shirts, die auch im Museums-Shop erhältlich sind. Seiner Porträt-Installation, die in der ersten Etage des Museums zu bewundern ist, nachempfunden, sind im Blumenstrauß 30 verschiedene Persönlichkeiten zu entdecken.

Mit einem süßen Gruß, der beim Geburtstagsempfang gerne vernascht wurde, gratuliert die Pralinen- und Schokoladenmanufaktur Kunder: Die Nougat-Praline in roter Verkleidung ist mit der Ansicht des Bildes „Just Watercolors“ von Slawomir Elsner verziert. Ein Werk, das 2022 mit Unterstützung der Freunde fürs Museum erworben werden konnte. Den Pralinengruß gibt’s ebenfalls im Shop des Museums und bei Kunder an der Wilhelmstraße. Einen Teil der Einnahmen spendet die Manufaktur an den Freundeskreis. Und dem sind – auch neben der avisierten Förderung des Tierteppich-Ankaufs – die guten Ideen zur weiteren Attraktivitätssteigerung des Museums Wiesbaden bekanntlich noch nie ausgegangen.
Christina Oxfort