Aktion Sehnsuchtsobjekt (Teil 4)

Den Sammler zieht’s zur Katze

Nein, Frank Brabant ist nicht schnurstracks zu „Helene im spanischen Kostüm“ gelaufen, das größte Jawlensky-Gemälde, das der Sammler dem Museum Wiesbaden geschenkt hat. Er wollte vielmehr zunächst mal wieder „Herbstblumen mit Katze II, liegend“ von Conrad Felixmüller betrachten. Ein Bild übrigens, das in einem Video der Reihe „Wie Kinder Kunst und Natur sehen“ auf der Freunde-Website von Charlotte treffend beschrieben wird. Mit Kunstfreundin Friederike Sachs gehen wir dann zu den Alten Meistern und Robert Seidels Rauminstallation „Grapheme“. Diese wiederum fand auch die Studentin Nathalie Jansen so spannend, dass sie sich mit ihr im Rahmen eines Fotowettbewerbs des Förderkreises befasste – und einen Preis gewann. Die „Schmuckkästchen der Schmetterlinge“ haben es Freunde-Mitglied Anke Trischler angetan. Sie üben eine magische Anziehungskraft auf sie aus. Besonders an trüben Tagen hält sich die Dozentin an der Hochschule Fresenius immer wieder gerne bei den Schmetterlingen im Museum auf.


Von Ruhe und schöner Stimmung

Frank Brabant schreibt: „Ich war schon im wiedergeöffneten Museum und es zog mich wie so oft zu Conrad Felixmüllers Werk ,Herbstblumen mit Katze II, liegend‘. Zwischen den Blumen liegt ganz entspannt die Katze, das Bild strahlt Ruhe aus, verbreitet eine schöne Stimmung. Und auch die Farbigkeit ist wunderbar. Das expressive Werk entstand 1922, während Felixmüllers bester Zeit. Ich bin ein Fan dieses Künstlers und habe auch einige Bilder von ihm, aus dieser Schaffensperiode unter anderem das 1923 entstandene Porträt seines Freundes Hermann Kühn. Dieser war Lehrer an der heutigen Europäischen Bildungsanstalt Hellerau. Schön, dass die Freunde des Museums den Ankauf der ,Katze‘ 2017 unterstützt haben.“

Conrad Felixmüller, „Herbstblumen mit Katze II“, 1922. Erworben 2017
Ihn zieht es immer wieder zur Katze: Frank Brabant ist ein Fan Conrad Felixmüllers und sein Werk „Herbstblumen mit Katze II“ spricht ihn besonders an. (Foto: Museum Wiesbaden/Bernd Fickert)

Jedesmal aufs Neue verzaubert

Friederike Sachs schreibt: „Mein Sehnsuchtsobjekt ist die Rauminstallation ,Grapheme‘ von Robert Seidel im Eingangsbereich der Alten Meister. Ich finde dies eine sehr gelungene Lösung für die eigentlich schwierige Raumsituation. Die beschwingte Installation, die durch die Spiegelwand den Besucher gleich mit einbezieht, regt die Fantasie an und versetzt uns gleich in eine positive Stimmung. Die Arbeit hat etwas Tänzerisches, das mich immer wieder aufs Neue bezaubert. Im ersten Raum der Alten Meister folgen dann weitere Highlights, aber das sind dann weitere Sehnsuchtsobjekte.“

Die beschwingte Installation erzeugt eine positive Stimmung: Friederike Sachs liebt die Rauminstallation „Grapheme“ von Robert Seidel. (Foto: Museum Wiesbaden/Bernd Fickert)

Juwelen der Lüfte

Anke Trischler schreibt: „Sie üben eine magische Anziehungskraft auf mich auf: Die Schmuckkästchen der Schmetterlinge!

Nach kurzen, kalten Tagen und langen Nächten werden sie beim ersten warmen Luftzug mit Sehnsucht erwartet: Schmetterlinge. Diese scheinbar ziellos flatternden Leichtgewichte, kündigen das Frühjahr und den herannahenden Sommer an. Sie sind frühe Boten der hellen und wärmenden Jahreszeit. In vielfältiger Größe, variantenreichen Formen und Farben – metallisch-glänzend, markant markiert, von prächtig bis transparent, als tänzelnder Tagfalter oder Flugakrobat in der Nacht – sind sie mir alle gleich lieb und wert. Sie alle zeigen einzigartig und facettenreich den Spieltrieb der Natur. Wenn wir Menschen (ausgestattet mit drei Farbrezeptoren) sehen könnten, was die Schmetterlinge mit ihren sechs Farbrezeptoren sehen, dann wäre die Welt dieser Schuppenflügler noch bunter für uns. Die Farbenvielfalt der Falter ergibt sich durch Farbpigmente in winzigen Schuppen auf den Flügeln.

Am 14. März ist der jährliche ,Erfahre-mehr-über-Schmetterlinge-Tag‘ in Deutschland. Im Museum Wiesbaden habe ich das an jedem Öffnungstag. Schmetterlinge (Lepidoptera) sind die artenreichste Insekten-Ordnung nach den Käfern. Wie ich erfuhr hat die deutsche Bezeichnung ,Schmetterling‘ einen schmackhaften, aber unbegründeten Ursprung. Es hieß, diese Insekten würden Milch, Schmant oder Butter saugen. Daher gelten Sahne und Rahm (niederdeutsch ,Schmant‘, österreichisch ,Schmetten‘) als Namensgeber.

Sie sind so kostbar und doch haben wir in wenigen Jahrzehnten drei Viertel unserer Insekten verloren. Ja, auch der Schmetterling ist ein Insekt. Das Anthropozän, das Menschzeitalter, hinterlässt Spuren und in diesem Fall große Lücken. Wir verlieren unwiederbringliche Kleinode. Beim Betrachten der Vitrinen kann ich das in aller Stille für einen Moment vergessen. In ihrer Anordnung nach unterschiedlichen Kriterien wie Musterbildung, Farbigkeit, und Verwandtschaft sind es leuchtende Porträts der Tag- und Nachtfalter. Übrigens: Der Grüne Zipfelfalter ist der Schmetterling des Jahres 2020.

Bei ihrer Betrachtung überschreitet meine Phantasie ihre Grenzen. Die Erinnerung reist in vergangene Sommerlandschaften. Meine Gedanken und Vorfreude wandern in den nächsten Frühling. Damit lassen sich Herbst- und Wintertage gut überbrücken und damit kann ich mich auf die neue Zeit freuen. Gerade heute, einen Tag vor der Wiedereröffnung des Museums, ist es grau und gruselig kalt draußen. Für heute reicht noch der Blick in den Ausstellungskatalog ,Ästhetik der Natur‘. Und morgen endlich …

Meine ,Juwelen der Lüfte‘: Wenn Edelsteine beseelt wären, dann würden sie sich Schmetterlingsflügel wünschen. – It’s a kind of magic …“

Findet die Schmetterlingssammlung großartig: Anke Trischler befasst sich immer wieder gerne mit den flatternden Leichtgewichten. (Foto: Museum Wiesbaden/Bernd Fickert)

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