Neuer Glanz für die Wandelhalle

Ein „Cowcatcher“ zum Empfang

Jens J. Meyer: Cowcatcher, 2019, Tuch und Tauwerk, Polyester, Polypropylen, Bodengewichte; Installation für die Wandelhalle im Landesmuseum Wiesbaden (Foto: Bernd Fickert/Museum Wiesbaden)
Jens J. Meyer: Cowcatcher, 2019, Tuch und Tauwerk, Polyester, Polypropylen, Bodengewichte; Installation für die Wandelhalle im Landesmuseum Wiesbaden (Foto: Bernd Fickert/Museum Wiesbaden)

Die temporäre Installation „Cowcatcher“ von Jens J. Meyer (geb. 1985) ist ein poetischer Eingriff in die Architektur des Wiesbadener Museums. Dessen Wandelhalle ist ein an die Form der Basilika angelehnter Raum, der die Besucher in die Sammlungen und Ausstellungen des Hauses führt.

Geradezu mit schneidender Schärfe schiebt sich die langgestreckte Tuchinstallation diagonal durch den Raum dem Besucher entgegen und verdrängt die Passanten aus der Raummitte an die Seiten. Der schmale hohe Durchgangsraum wird von der neun Meter hohen Decke im hinteren Bereich bis zum Boden im Eingangsbereich des 20 Meter langen Saales geteilt. Während sich die fast symmetrisch gesetzten Tuchelemente im hinteren Bereich über die Raumgrenzen hinaus ausbreiten, konzentriert sich die Installation im Eingangsbereich mit zwei bodennahen Tuchelementen auf eine Spitze.

Die diagonale Komposition der Tuchelemente schafft zahlreiche neue Wahrnehmungsmöglichkeiten des Raumes. Dem Eintretenden kommt sie wie eine Lawine entgegen, von der Brücke aus bieten sich Aufsichten auf den weiten Schwung, im Bereich darunter entsteht ein zeltartiger Innenraum. Von unten wie oben, insbesondere von den rhythmischen Öffnungen der Obergarden im 1. Geschoss, sind vielfältige Ein- und Durchblicke möglich.

Ausgangspunkt ist die dreieckige Konstruktion eines „Cowcatchers“ alter amerikanischer Lokomotiven. So wie sie dem fahrenden Zug den Weg freihalten, führt die Installation die Passanten aus der gewohnten Spur, zwingt sie zu Perspektivwechseln. Der mächtige „Cowcatcher“ drängt die Besucher an die Seite, bahnt sich seinen Weg. Hinter der Spitze öffnet sich ein neuer Raum, weiter als die Architektur vermuten lässt, ein geschützter Innenraum, eine neu geformte Halle.

Alexander Klar

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