Dem Museum stark verbunden

Interview zum Oktogon Circle

Einen guten Start hat der Oktogon Circle der Freunde genommen. In ihm haben sich unter dem Dach des Förderkreises Privatpersonen und Unternehmen zusammengefunden, die das Museum Wiesbaden beim Neuerwerb von Kunstwerken stark unterstützen wollen – mit einem Mindestbeitrag von 2.000 Euro im Jahr. 


Andreas, seit kurzem gibt es innerhalb des Förderkreises den Oktogon Circle, bitte erkläre du als Direktor und als Vorstandsmitglied im Freunde-Verein, warum das ein ganz wichtiger Schritt ist.

Das ist für die Zukunftsfähigkeit des Museums ungeheuer wichtig. Denn der Circle hilft, eine der Kernaufgaben dieses Hauses zu erfüllen, nämlich unsere Kunstsammlungen zu erweitern.

Ist es richtig, dass das Museum keine eigenen Mittel zur Verfügung hat, um Werke anzuschaffen?

Das Museum hat in der Tat keinen ausgewiesenen Ankaufsetat. Wir müssen sehen, dass wir aus unserem Budget Ankaufsmittel „herauskratzen“, was sich aber angesichts der immensen Kostensteigerungen in den letzten Jahren als unmöglich erweist. So müssen wir sehr stark auf bürgerschaftliches Engagement bauen.

Ist dankbar für die Aktivitäten des Förderkreises und sehr froh, dass es nun zusätzlich den Oktogon Circle unter dem Dach des Vereins gibt, der Neuerwerbungen möglich macht. (Foto: Bernd Fickert)

So wie schon vor 200 Jahren, als das Museum gegründet wurde …

Ja, damals war es auch bürgerschaftliches Engagement. Heute freuen wir uns sehr über alle Hilfen des Freunde-Förderkreises. Wie schön, dass der Verein kontinuierlich wächst.

Nur die Museumsgala, mit deren Erlös Kunstwerke erworben wurden, gibt es jetzt nicht mehr – die allgemeinen Kosten für die Ausrichtung sind trotz erheblichen ehrenamtlichen Engagements zu stark gestiegen. Bedauerst du, dass die Gala nun Vergangenheit ist?

Ja. Ich bin Stefan Ziegler, dem Begründer der Gala und Kuratoriumsvorsitzenden des Vereins, außerordentlich dankbar, dass es sie gab. Die Museumsgala hat unser Haus stark in der Wiesbadener Gesellschaft verankert. Ich bedaure sehr, dass es sich nun nicht mehr darstellen lässt. Umso glücklicher sind wir, dass der Oktogon Circle auf Beschluss des Vorstands ins Leben gerufen worden ist.

„Der Name geht nur bei uns“, sagt Andreas Henning. Achteck und Kreis – im Oktogon gibt es ja dank Rebecca Horn ein ganz besonderes Kunstwerk. (Foto: Bernd Fickert)

Erinnere uns mal an das letzte Werk, das dank Gala-Spenden erworben werden konnte.

Das war „König auf Stuhl“ von Stephan Balkenhol, ein fulminanter Ankauf. Das zeitgenössische Werk ist gerade jetzt in der Neupräsentation der Alten Meister grandios inszeniert. Auf diesem Niveau möchten wir nun mit Unterstützung des Oktogon Circle unsere Sammlungen erweitern. Und zwar sollten wir durch alle Epochen gehen, ob Gegenwart, Klassische Moderne oder Alte Meister.

Ist es richtig, dass mit dem Oktogon Circle vor allem Museumsfreunde angesprochen worden sind, die – wie auch durch die Gala oder etwa andere Spendenaktionen – schon große Unterstützung leisteten?

Ja. Menschen und Unternehmen sind angesprochen, die sich dem Museum sehr verbunden fühlen und es auf hohem Niveau wirtschaftlich unterstützen wollen.

Und hier als Keyvisual für den Oktogon Circle: Ein Blick in die golden leuchtende Kuppel des Oktogons mit der Spiegelinstallation „Jupiter im Oktogon“ von Rebecca Horn. (Gestaltung: Cornelia Alexander)

Wie erfolgreich ist es denn der von einem sehr effektiven Team im Namen des Vorstands konzipierte Circle angelaufen?

Es gibt eine große Resonanz, und das ist ungeheuer erfreulich.

Gab es in Dresden, von wo aus du ja zu uns nach Wiesbaden gekommen bist, auch einen solchen besonderen Förderkreis? Und wie hast du ihn da erlebt?

Ich habe eher in Stuttgart in der Staatsgalerie erfahren, wie sinnvoll solche Kreise sind. Dort habe ich Anfang der 2000er Jahre mein wissenschaftliches Volontariat nach der Promotion gemacht.

Blick in den Bodenspiegel von Rebecca Horns Installation, die immer wieder Besucherinnen und Besucher des Museums Wiesbaden fasziniert. (Foto: Bernd Fickert)

Was weiß man z. B. aus Frankfurt über solche Förderaktivitäten?

Es gibt etwa im Städel eine Reihe von Abstufungen, es läuft dort sehr erfolgreich, ebenso in der Hamburger Kunsthalle.

Zurück nach Wiesbaden. Sag vielleicht noch etwas zur Namensfindung …

Der Name Oktogon ist ja ganz eng und exklusiv mit unserem Museum verbunden. Alle Gäste werden im Eingangsbereich von Rebecca Horns „Jupiter im Oktogon“ empfangen. Sozusagen von Achteck und Kreis. Dieser Name geht nur bei uns!

Zum Schluss vielleicht noch ein Wort zum Freunde-Verein und seinen Förderaktivitäten.

Ja, auch hier sind wir sehr froh, dass der Förderkreis uns so viele Dinge, vor allem auch in der Bildung und Vermittlung, möglich macht, die sonst nicht stattfinden könnten. Und auch hier möchten wir immer etwas zurückgeben, indem wir zusammen mit dem Verein interessante Veranstaltungen wie unter anderem die Jour-Fixe-Abende oder Previews veranstalten.

Das Gespräch führte Ingeborg Salm-Boost

 

Zur Übersicht