DNA-Porträt von Sammler und Mäzen Frank Brabant fürs Museum
Er hat das Sammeln im Blut
Der Kreis hat sich geschlossen: Mit der Übergabe der vom international renommierten Künstler Kevin Clarke geschaffenen DNA-Fotocollage vom bekannten Wiesbadener Sammler und Mäzen Frank Brabant im Museum Wiesbaden ist vollendet, was im Frühjahr vor zwei Jahren im Herrenhaus Hofgut Wickstadt (Niddatal-Wickstadt) beginnt. Seinerzeit hatten die Freunde des Museums Wiesbaden zum Besuch der Ausstellung von Kevin Clarke im Herrenhaus geladen – und die Fotocollagen aus der DNA (kombiniert mit einem Motiv) bekannter Persönlichkeiten wie u. a. Künstlerkollegen Jeff Koons, John Cage, Joseph Beuys, Nam June Paik oder Ben Patterson begeistern.

Als ein Förderkreis-Mitglied spontan die Idee äußert, doch auch dem am Kunstausflug teilnehmenden Frank Brabant eine solche Collage zu widmen, fackelt Clarke nicht lange. Flugs hat er sich ein Wattestäbchen besorgt und die DNA Brabants entnommen – und ab ins Labor damit. Aus der Desoxyribonukleinsäure Brabants, Besuchen des Künstlers in Brabants „Privatmuseum“ in Wiesbaden und intensiven Gesprächen mit dem Sammler hat Kevin Clarke ein individuelles DNA-Bild von Frank Brabant geschaffen: eine Fotocollage, die Werke des passionierten Sammlers verewigt. Und natürlich wiederholt einen Bären in den Fokus rückt. Dieser Bär hat es in sich, denn für Frank Brabant sind mit einem solchen Bären traumatische Erlebnisse verbunden: 1945, in Schwerin, rückten die Sowjets ein und konfiszierten die elterliche Wohnung. Damit nicht genug, entriss eine Offizierin dem kleinen Frank seinen über alles geliebten Teddybären und requirierte ihn. Ein echtes Trauma für den mittlerweile 87-jährigen Brabant, der hier nicht zu verzeihen mag. Als er vor Jahren das Angebot eines russischen Oligarchen erhält, der ihm seine „Helene im spanischen Kostüm“ von Alexej von Jawlensky abkaufen möchte, lehnt Frank Brabant das Angebot trotz der angebotenen Millionen ab. Ein Glück für das Museum Wiesbaden, denn seit dem Jahr 2014 ist das Werk durch Schenkung des Wahl-Wiesbadeners in seinem Besitz. Dass das Museum Wiesbaden nun auch die Frank Brabant gewidmete Fotocollage erhalten hat, ist nur konsequent.

Bereits bei der Enthüllung des Werks von Kevin Clarke in der Wiesbadener Galerie Rubrecht Contemporary von Leander Rubrecht vor einigen Monaten entsteht bei Direktor Dr. Andreas Henning und Kustos Dr. Roman Zieglgänsberger sofort der Wunsch, eben diese ganz besondere Brabant-Collage ins Museum Wiesbaden zu bekommen. Und dorthin gehört das Werk auch nach Meinung der Freunde des Museums, die es ja initiierten. Gemeinsam mit Leander Rubrecht wird eine Edition zur großen Collage entwickelt. Das DNA-Porträt des Museumförderers Brabant in kleinem Format stößt auf großes Interesse – und ermöglicht schließlich den Erwerb des Originals für das Museum Wiesbaden. Sehr zur Freude von Kevin Clarke, des Museums, der Museumsfreunde wie auch des Porträtierten, der das Museum wiederholt mit Schenkungen unterstützt hat. Und zu den Gründungsmitgliedern der Freunde des Museums Wiesbaden zählt.

Bei der Übergabe des Bildes ist auch ein Fernsehteam des Hessischen Rundfunk zugegen. Wero Jägersberg dreht mit ihrem Team einen Film über den und mit dem Wiesbadener Sammler. Es ist der zweite, denn mit „Ein Leben inmitten der Kunst“ hat bereits Andreas Clarysse dem Sammler Brabant, dessen Wohnung einem Museum gleicht, eine Filmografie gewidmet. Der Künstler Kevin Clarke wiederum ist ebenfalls mit dem Museum Wiesbaden, der Stadt und seinen Bewohnern verbunden. Unter anderem zeigt er bereits 1999 im Museum Wiesbaden „The Invisible Body“, bei dem er zwei Serien zu je 13 Porträts verschiedener Menschen aus New York (Clarkes Geburtsstadt) und Wiesbaden präsentiert. Für seine DNA-Bilder setzt Kevin Clarke nicht auf fotografische Abbildungen des Porträtierten, sondern auf intuitiv gewählte Motive, die er mit dem Porträtierten assoziiert. Diese kombiniert er mit deren DNA-Sequenz, die als Abfolge von Buchstaben oder in Kurvenverläufen dargestellt wird. (Hier finden Sie unser Interview mit Clarke vom 21. Juni 2023.)

Für Andreas Henning, Direktor der Museums Wiesbaden, ist es folgerichtig, dass Frank Brabant nun selbst (erneut) im Museum verewigt ist. Henning würdigt ihn als „großen Mäzen“ des Museums und freut sich über den Besitz der Clarke-Fotocollage, die Frank Brabant „als Sammler und Menschen vorstellt“. Das sieht Roman Zieglgänsberger, Kustos Klassische Moderne, genauso. „Mit Kevin Clarkes DNA-Porträt gibt es nun zwei Bildnisse von Frank Brabant – das eine von Eberhard Dietzsch zeigt den Sammler als Menschen direkt zwischen seinen Bildern, das neue deutet mit viel Witz und großer Ernsthaftigkeit gleichermaßen an, dass Frank Brabant sprichwörtlich das Sammeln von Kunst im ‚Blut‘ hat. In der farbprächtige Fotoarbeit steht die überbordende Bildersammlung stellvertretend für Frank Brabant, der in der Arbeit selbst nicht sichtbar und nur dechiffriert durch seinen DNA-Strang anwesend ist.“

Und der derart Geehrte, was sagt er selbst zu seinem Porträt? „Das schillerndes DNA-Porträt von Kevin Clarke charakterisiert mich, wie ich finde, sehr treffend, und ich freue mich, es im Museum Wiesbaden zu wissen, wo ja meine Sammlung zur Hälfte einmal ihre Heimat finden wird.“
Christina Oxfort