Ein Künstlerpaar aus Kirchhoffs Garten

Bildhauer Arnold Hensler und Fotografin Annie Hensler-Möring

Bestimmt sind sie Ihrem aufmerksamen Blick beim Besuch des Museums Wiesbaden nicht entgangen – die weißen, eleganten Frauengestalten zwischen dem goldfarbenen Mosaik in der Kuppel des Oktogons. Der Bildhauer und gebürtige Wiesbadener Arnold Hensler (1891–1935) hatte diese geschaffen, nachdem er 1914 einen Auftrag zur Mitarbeit an dem achteckigen Eingangsbereich erhalten hatte.

Eine der vier Figuren von Arnold Hensler im goldfarbenen Mosaik der achteckigen Eingangshalle des Museums Wiesbaden (Foto: Bernd Fickert)
Eine der vier Figuren von Arnold Hensler im goldfarbenen Mosaik der achteckigen Eingangshalle des Museums Wiesbaden (Foto: Bernd Fickert)

Nicht weit vom Museum – in der Reisinger Brunnenanlage, seitlich der Bahnhofstraße – erfreut die majestätische Ausstrahlung der Quellnymphe den Betrachter. Dieses weitere Werk Henslers mit dem Titel „Die Wasserschöpferin“, das sich an ostasiatischen Vorbildern orientiert, entstammt dem Jahr 1932. Bauplastiken und Denkmäler standen im Mittelpunkt seines umfangreichen bildhauerischen Schaffens, das ihn in zahlreiche Städte führte und immer wieder zurück nach Wiesbaden holte. Dort gehörte er zum Kreis der Künstler in Kirchhoffs Garten.

„Die Wasserschöpferin“ von Arnold Hensler in der Reisinger Brunnenanlage (Foto: Patrick Bäuml)
„Die Wasserschöpferin“ von Arnold Hensler in der Reisinger Brunnenanlage (Foto: Patrick Bäuml)

Die Bildnisbüste Heinrich Kirchhoffs, eine Arbeit Arnold Henslers, konnte in der Ausstellung der Sammlung Kirchhoff betrachtet werden. Zeitgleich zu dieser Schau hat sich die Kunstarche Wiesbaden e. V. dem Schaffen Henslers gewidmet. Die Werke Wiesbadener Künstler zu bewahren, auszustellen und zukünftigen Generationen zu erhalten ist das Ziel der Kunstarche. So war die Freude groß, als Vorsitzende Felicitas Reusch – auch ein Gründungsmitglied der Freunde des Museums Wiesbaden – die umfangreiche Nachlass-Schenkung von den Nachfahren des Schwester Arnold Henslers entgegennehmen durfte.

Der Nachlass, bestehend aus Entwürfen, Zeichnungen, Modellen und Foto-Dokumentationen, musste restauriert und in den historischen Zusammenhang gestellt werden. Durch die Zusammenarbeit mit dem Limburger Architekten und langjährigen Hensler-Forscher Franz Josef Hamm gelang es, neue Einblicke in das Werk des früh verstorbenen Bildhauers zu gewinnen. Von besonderer Bedeutung für den Künstler war das reiche und vielfältige Zusammenwirken mit seiner Ehefrau Annie Hensler-Möring (1892–1978). Sie begleitete als Fotografin das Werk ihres Mannes, und es gibt Hinweise auf deren intensive Zusammenarbeit auch bei der Gestaltung der Plastiken. Annie Hensler-Möring unterhielt ein Fotostudio in Wiesbaden, in dem sie auch Alexej von Jawlensky und einige der Künstlerfreude Heinrich Kirchhoffs porträtierte. Mit ihrem Mann gehörte sie zum engsten Freundeskreis des Kunstsammlers.

Unter dem Titel „Ein Künstlerpaar zwischen den Weltkriegen – Der Bildhauer Arnold Hensler und die Fotografin Annie Hensler-Möring“ haben Franz Josef Hamm und Felicitas Reusch eine Erinnerung und Würdigung für zwei Persönlichkeiten geschaffen, die eng mit Wiesbaden verbunden sind. Das Buch ist im Reichert Verlag zum Preis von 12 Euro erschienen.  Mit 129 Schwarzweiß- und 27 Farbabbildungen vermittelt es auf 96 Seiten einen Eindruck zu Leben und Werk eines Bildhauers, dem Wegbegleiter die Fähigkeit zusprachen, seinen Formen „Seele zu verleihen“. Und man erhält wertvolle Informationen zu einer Fotografin, ihren bedeutsamen Portraits und Dokumentationen von Plastiken, von denen einige nur noch in ihren Bildern weiterleben.

Felicitas Reusch, Vorsitzende der Kunstarche Wiesbaden e. V. (Foto: Helga Sigmund)
Felicitas Reusch, Vorsitzende der Kunstarche Wiesbaden e. V. (Foto: Helga Sigmund)

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