Ein Wohlfühlort für Studierende

Hochschuldialog und Museumskonzepte

Im Wintersemester 2017/18 starteten die Freunde des Museums eine Kooperation mit den hiesigen Hochschulen, beginnend mit der Hochschule RheinMain, der EBS Universität für Wirtschaft und Recht und anschließend mit der Hochschule Fresenius. Los ging es mit der kostenfreien Museums-Card für Studierende mit einer Auflage bis heute von 10.000 Exemplaren. Ziel dieser Zusammenarbeit ist es – ergänzend zu der seit vielen Jahren sehr erfolgreichen museumspädagogischen Arbeit des Fördervereins –, den Studierenden das Museum mit seinen vielfältigen Sammlungen und Ausstellungen nahe zu bringen sowie einen Ort der Entspannung und auch der Kommunikation mit Kunstinteressierten und Kunstschaffenden während der Studienzeit anzubieten.

Begrüßung der Erstsemester der Hochschule RheinMain im Oktober 2019: Auf Einladung der Freunde und des Museums waren Simone Bauer, ehemalige Kulturreferentin des AStA, und Patrick Trepte, seit Juli 2020 Vorstandsmitglied des AStA, im Museum aktiv. (Foto: David Heß)

Wir erleben, dass diese Kooperation eine Win-win-Situation für beide Partner ist. Es haben sich viele gemeinsame Projekte aus ersten Ideen entwickelt: Dazu zählen ein Besuch des Museums während der Erstsemester-Einführungswochen, die Produktion von Videoclips (z. B. mit einem Interview des Museumsdirektors), ein Instagram-Fotowettbewerb rund um das Museum mit anschließender Ausstellung der drei Siegerfotos in der Wandelhalle des Museums, die Plakataktion „Du musst nicht mal nachts ins Museum …“, die rund 60-minütige Kunstpause „Artflash“ zur Mittagszeit, eine AStA-Vorstandssitzung im Vortragssaal des Museums und eine bereits auf dem Neujahrsempfang 2020 der Freunde des Museums vorgestellte Projektarbeit von Studierenden des Fachbereiches Wirtschaft und Medien der Hochschule Fresenius mit dem Thema „GEN Y/Z – Kunst und Wissenschaft neu erleben“ – unter Leitung der Dozentin Anke Trischler. In Planung ist eine Modenschau in der Wandelhalle als Abschlussarbeit des Fachbereichs Mode & Design der Fresenius Hochschule.

Einladung zur Teilnahme am Instagram-Foto-Contest: Plakat für den Fotowettbewerb, zu dem die Freunde des Museums und der AStA der Hochschule RheinMain aufgerufen haben.

Im Sommersemester 2020 startete eine weitere interessante Projektarbeit mit Studierenden des Masterstudiengangs der Business-School der Hochschule RheinMain. B. Emekli, K. Chourak, M. Salut, H. Erbas, E. Cakir und E. Mujkic erstellten unter der Leitung von Prof. Bettina Manzhausen eine Zielgruppenstudie: Wie können Museen Erlebnisorte für junge Menschen im Alter von 16 bis 25 Jahren werden und zum Besuch eines Museums gewonnen werden?

Befragt wurden insgesamt 479 Teilnehmer, von ihnen kommen 28 % aus Wiesbaden.

Analyse der Umfrageteilnehmer der Zielgruppenstudie: Gefragt wurde hier nach dem Wohnort.

Von den Teilnehmenden verfügten 47,7% über einen Universitäts- bzw. Hochschulabschluss. Von diesen hatten immerhin 93,9% bereits einmal ein Museum besucht. Differenzierter wurden die Antworten, wenn es um die Häufigkeit der Besuche ging: 42,7% hatten in 2019 kein Museum besucht, 38,4% immerhin ein- bis zweimal, aber nur 4% häufiger als zehnmal.

Dass während der Studienzeit der Besuch eines Museums nicht die oberste Priorität hat, zeigen folgende Zahlen: 52,4% würden in ihrer studienfreien Zeit kein Museum besuchen. Dagegen würden es 72,5% begrüßen, wenn der von Museum und Förderverein angebotene Empfang mit anschließender Führung im Rahmen der Erstsemester-Einführungswoche künftig weiter stattfinden würde.

Analyse der Umfrageteilnehmer der Zielgruppenstudie: Gefragt wurde hier nach den Bildungsabschlüssen.

Da die Studie das gesamte Rhein-Main-Gebiet erfasst, war es nicht erstaunlich, dass etwa die Frankfurter Museen Senckenberg (36,7%), Städel (23,2%) und das Museum für Moderne Kunst (32,0%) auf der Beliebtheitsskala der Besuche weit oben stehen. Das Museum Wiesbaden hat mit unter 5% noch viel Potenzial – aber immerhin kannten es 42,2% der Befragten. Das dürfte auch daran liegen, dass der überwiegende Teil der Studierenden an den hiesigen Hochschulen keine Residenz-Studierenden sind, sondern zu den Vorlesungen bzw. Seminaren jeweils von ihren Heimatorten anreisen. Übrigens nutzen 60,2% der Studierenden öffentliche Verkehrsmittel, 35% ein Auto und rund 4% Fahrrad oder Elektro-Scooter.

Letztendlich ist es auch nicht überraschend, dass 74% von ihnen Instagram als bevorzugtes Informationsmedium sehen, gefolgt von Facebook mit 28%.

Besonders gespannt waren Freunde-Verein und Museum natürlich auf die Handlungsempfehlungen, wie junge Menschen für den Museumsbesuch gewonnen werden können. Insgesamt wurden sieben Handlungsempfehlungen präsentiert: Werbung auf Instagram (bereits umgesetzt), spezielle Kunstpausen in Schulen und Informationen zu Museen/Ausstellungen jeweils zu Beginn der Semesterferien (Teil des laufenden Projektes „Erstsemester-Begrüßung im Museum“), virtueller Raum für nicht ausgestellte Kunstwerke (für Ideensammlung des Museums), Online-Verfügbarkeit von Museumstickets (ab März 2021 möglich), Plattform für Hobbykünstler (für das Museum nicht umsetzbar), Parcours-Spiel im Museum als Wissenstest mit dem Smartphone – früher bekannt unter dem Namen „Schnitzeljagd“ (für Ideensammlung des Museums) und eine Selfie-Ecke im Museum (umgesetzt in den Arkaden des Museums, siehe Abbildung unten).


Dem Vorstand der Freunde des Museums und der Museumsleitung konnte die gesamte Projektarbeit in einer einstündigen Sitzung eindrucksvoll präsentiert werden – ein Dank dafür ging an die Studierenden. An dieser Stelle sei noch darauf hingewiesen, dass sie keine Kenntnis von den Maßnahmen hatten, die vom Museum bereits geplant waren oder auch bereits abgeschlossen werden konnten.

Es war und ist eine spannende, herausfordernde Aufgabe, mit jungen Studierenden über die Zielgruppenarbeit eines Museums, einzelne Ausstellungen oder ausgestellte Werke zu diskutieren oder diese auch mit jungen Künstlern ins Gespräch zu bringen. Wir bleiben dran!

Klaus H. Niemann

Ein Plakat wirbt für eine Kunstpause zur Mittagszeit: „Artflash“, ein Projekt der Freunde des Museums Wiesbaden und dem AStA der Hochschule RheinMain.

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