Gesichter des Museums

Folge 1: Walter Büttner, der Mann mit dem guten Überblick

Walter Büttner ist ein echter Wiesbadener, der über Umwege ins Museum kam. Der heute 62-Jährige ist gelernter Versicherungskaufmann und wurde bei der R+V Versicherung ausgebildet. Doch irgendwann entschied er sich für die Selbstständigkeit in einem Metier, das ihm besonders gefiel: Er eröffnete ein Geschäft für Fotoaufnahmen und Rahmungen. Spaß hat es dem passionierten Fotografen gemacht, doch auf Dauer leben konnte oder wollte er davon nicht. Erst als Teilzeitkraft, kombiniert mit dem Laden, begann Büttner im August 1990 im Museum. Ein Gespräch mit Walter Büttner, der den Aufsichtsdienst im Museum Wiesbaden leitet. 

 

 

Herr Büttner, wie lange schon arbeiten Sie hier und sind ein Gesicht des Museums?

26 Jahre, davon 25 Jahre als Leiter des Aufsichtsdienstes.

Sie sind für wiederkehrende Besucher eines der vertrauten Gesichter am Empfang. Was sind denn Ihre Aufgaben?

Ich organisiere die Aufsicht, lege den Bedarf an Personal von der Dienstleistungsfirma fest, teile diese Mitarbeiter dann ein nach Kenntnissen und auch Neigungen. Ich versuche überall präsent zu sein, um den Überblick zu behalten und im Bedarfsfall einzugreifen.

Sind denn nur noch „Fremdarbeiter“ da?

Ich habe einen Kollegen, meinen Stellvertreter, sowie zwei Kolleginnen in meinem Bereich, die im Museum angestellt sind. Sie übernehmen den Dienst am Empfang. Sie kassieren und eine Kollegin betreut auch den neuen Museumsshop. Die andere Kollegin ist auch noch in der Aufsicht.

Sie werden die Stammbesucher sicher alle kennen und diesen werden Sie vertraut sein?

Ja, der Empfang ist der Ort, von dem ich den besten Überblick habe. Und ja, natürlich kennt man die ständigen Gäste. Wenn ich durch die Stadt gehe, treffe ich Dutzende Stammbesucher.

Wollen Museumsgäste oft auch Empfehlungen haben, wo genau sie hingehen sollten?

Wenn sie sich nicht auskennen, fragen sie oft und wir geben einen Überblick. Auswärtige wollen auch wissen, wo sie in der Stadt ein gutes Restaurant oder Café finden oder etwa, wie sie auf den Neroberg kommen. Ich bin Wiesbadener, kann ihnen da gut Auskunft geben.

Schwenk in die Ausstellungsräume. Haben Sie ein Lieblingsbild?

Nein, habe ich nicht. Die Expressionisten gefallen mir sehr gut.

Wie oft schaut man sich als Museumsangestellter Kunst und Natur im Haus an?

Eigentlich jeden Morgen. Dann gehe ich nämlich, wenn außer den Putzfrauen noch niemand da ist, durch sämtliche Räume, schließe alle Türen auf, kontrolliere, ob alles in Ordnung ist. Das dauert 40 Minuten…

Das klingt aber doch nach Arbeit …

Ja, schon. Aber ich empfinde das als die schönste Zeit am Tag, da bleibe ich auch schon mal stehen und schaue mir etwas Bestimmtes genauer an.

Gegen diese Morgen-Runde sind die eintrittsfreien Samstage sicher Stress pur?

Ja, die können schon psychisch und physisch sehr belastend sein. Das sind mit Abstand die anstrengendsten Dienste. Aber natürlich ist es eine gute Sache und erfreulich, wenn beispielsweise auch viele Familien kommen.

Was machen Sie, wenn es Beschwerden über eine unfreundliche Aufsicht gibt?

Manchmal muss man das gleich klären, manchmal ist es eine Sache für den Schichtführer der Dienstleistungsfirma. In der Regel läuft es ganz gut, die eingesetzten Kräfte sind ja auch regelmäßig bei uns.

Was müssen die Mitarbeiter eigentlich mitbringen?

Den Nachweis, dass sie eine spezielle Schulung mitgemacht haben.

Die Besucher sind bestimmt auch nicht immer nett?

Ja, das stimmt. Manche kommen schon schlecht gelaunt hier an. Damit müssen wir umgehen.

Sie haben sicher schon viele Promis im Museum erlebt …

Ach, darauf achte ich nicht so. Ich kenne auch viele gar nicht. Für mich sind alle Besucher gleich.

Aber die Enkelin von Jawlensky, Angelica Jawlensky-Bianconi, die kennen Sie schon?

Sie ist sehr freundlich, kommt öfter zu uns nach Wiesbaden ins Museum.

Kleiner Blick aufs Privatleben: Steuern Sie im Urlaub denn auch Museen an?

Ja, ich gehe dann gern in Museen. Das entspannt.

Und was sind ihre Hobbys?

Vor allem Radfahren, auch im Urlaub. Ich habe jetzt ein E-Bike. Und ich fotografiere gern.

Gehören Sie einem Verein an?

Ich bin Mitglied bei der „Kunstarche“, dort war ich auch schon öfter in Ausstellungen.

Zurück an Ihren Arbeitsplatz. Wenn Sie einen Wunsch frei hätten fürs Museum, wie würde der lauten?

Dass sich das Museum weiter so positiv entwickelt wie in den vergangenen Jahren.

Das Interview führte Ingeborg Salm-Boost

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