Interview mit dem Direktor

Uns allen ein Geschenk machen …

Keine Frage, die August Macke-Schau ist der Renner zurzeit im Museum Wiesbaden – nachdem man das Paradies so lange nicht betreten durfte. Aber auch die Baechle-Schenkung mit wunderbaren Werken aus dem 19. Jahrhundert zieht kräftig an – vor allem, so hat es Direktor Andreas Henning beobachtet, Mitglieder aus unserem Förderkreis. Aber auch in der Natur herrscht wieder fröhliches Leben.


Auf der Mitgliederversammlung 2020 des Förderkreises: Direktor Andreas Henning, der den Freunden für die kontinuierliche Unterstützung dankte. (Foto: Josh Schlasius)

Herr Dr. Henning, wie ist die erste Woche der Wiedereröffnung gelaufen, wie viele Menschen konnten sich an Kunst und Natur bislang erfreuen?

Was war das für eine Freude, am Freitag den 12. März die ersten Besucherinnen und Besucher wieder im Museum zu sehen. Mit was für einer Begeisterung und leuchtenden Augen kamen die Menschen ins Haus. Darunter gleich am ersten Tag auch viele Mitglieder aus dem Kreis der Freunde des Museums Wiesbaden. Herzerfrischend, für uns alle hier im Team. Die Begeisterung hält an, schon am ersten Wochenende hatten wir jeweils eine Gästezahl im mittleren dreistelligen Bereich im Haus.

Und wie hoch darf die Besucher-Zahl pro Tag sein?

Tatsächlich können wir unter den aktuellen Pandemie-bedingten Vorgaben auch gar nicht mehr Menschen am Tag hereinlassen. Der Topseller ist die August Macke Ausstellung, hier sind alle bislang im Ticketing zur Verfügung stehenden Tage so gut wie ausgebucht.

Idyllisch. Doch eigentlich wird gearbeitet … August Macke, Kinder am Brunnen mit Stadt im Hintergrund, 1914, Kunstmuseum Bonn (Foto: Kunstmuseum Bonn/David Ertl)

Bleiben wir zunächst bei den Ausstellungen. August Mackes Paradies war und ist besonders begehrt, macht doch allein die Farbgebung vieler Werke schon gute Laune … Wie lässt sich hier der Besuchsverkehr steuern?

Wir setzen zwei Steuerungselemente ein. Zum einen gibt es pro Zeitfenster von 30 Minuten ein auf die Fläche der Macke-Ausstellung bezogenes begrenztes Ticket-Kontingent. Zum anderen werden vor Ort die hinein- und herausgehenden Besucherinnen und Besucher erfasst, und es wird gegebenenfalls kurzzeitig der Zutritt verzögert.

Leider gab es ja keine Vernissage für „Exquisit – Kunst des 19. Jahrhunderts“, wo die großzügige, das Museum bereichernde Schenkung von Jan und Friederike Baechle präsentiert wird. Wie ist der Besuch der Schau?

Endlich kann man auch diese Ausstellung besuchen, die wir ja schon im November eröffnen wollten. Die Neugier ist entsprechend groß auf diese mäzenatische Schenkung, insbesondere natürlich unter den Mitgliedern des Freundeskreises, die vielfach im zweiten Stock anzutreffen sind. Da der Besuch dieser Ausstellung im Ticket der Dauerausstellung enthalten ist, liegen uns hier keine konkreten Zahlen vor.

Wird es vielleicht irgendwann eine kleine Feier zu Ehren des Mäzens geben?

Selbstverständlich wollen wir den Stifter ehren, dazu sind wir auch schon in konkreter Planung. Aber erst, wenn wir wirklich wieder mit größeren Zusammenkünften rechnen dürfen, werden wir den Vorhang lüften. Zum Glück konnten wir die Ausstellung bis zum Beginn des Herbstes verlängern.

Eugen Spiro, Blumenstillleben mit weißen Narzissen und roten Tulpen 1921(?), Öl auf Leinwand, Museum Wiesbaden, Schenkung Jan und Friederike Baechle (Foto: Bernd Fickert)

Hat es auch noch einen Run auf Vollrad Kutschers famose Installation gegeben? Sie ist ja leider fast ganz der Pandemie zum Opfer gefallen.

Tatsächlich haben viele Menschen die Chance genutzt, am ersten Wochenende die eindringliche Installation von Vollrad Kutscher zu besuchen, bevor wir sie schließen mussten.

Kommen wir zu der bangen Frage: Muss man angesichts der beunruhigenden Inzidenz-Entwicklung damit rechnen, dass trotz aller Vorsichtsmaßnahmen und Einschränkungen erneut eine Schließung ins Haus steht?

Die Entwicklung der Inzidenz finde ich in der Tat sehr beunruhigend. Wie alle im Land können wir zurzeit nur auf Sicht fahren und haben den Zeitraum für die Buchung von Tickets auf sieben Tage verkürzt. Im Moment blicken wir gespannt auf die nächste Bund-Länder-Schalte, ob dort die Kriterien für einen erneuten Lockdown neu gewichtet werden.

Wie sehen Sie Ostern entgegen?

Wenn es uns allen gemeinsam gelingen würde, verantwortungsvoll und umsichtig mit den aktuellen Lockerungen umzugehen, dann haben wir hoffentlich noch die Chance auf einen Museumsbesuch in den Ostertagen. Wäre das nicht ein schönes Geschenk, das wir uns alle gegenseitig machen könnten?

Lassen Sie uns bitte auch über das brandneue Online-Ticketing sprechen. Welche Schulnote würden Sie hier für den Start in Corona-Zeit geben?

Die Vorgaben für die Wiedereröffnung müssen in solch einer Pandemie-Situation natürlich sehr strikt sein, insbesondere die Notwendigkeit der Voranmeldung ist für alle eine Herausforderung. Dank des neuen Online Ticketing haben wir hier das richtige Werkzeug, gleich in den ersten Tagen wurden mehr als 4.000 Tickets gebucht. Allerdings stellte sich heraus, dass die eine oder andere Optimierung noch notwendig war, so dass wir nicht überall zufrieden sein können. Übrigens zeigt sich auch im Falle des Online-Ticketing, wie wichtig es ist, solch einen Freundeskreis zu haben, denn das Feedback aus diesen Reihen war für uns eine wichtige Grundlage, um das System weiterzuentwickeln.

Bei der Einführung eines solchen sicher guten Service gibt es ja immer auch „Kinderkrankheiten“. Wo hat es denn beispielsweise gehakt?

Es fehlte uns beim Online-Ticketing eine Testphase vorab, wir mussten gleich in die Praxis gehen. Daher möchten wir uns bei allen aufrichtig entschuldigen, bei denen sich die Buchung schwierig gestaltete oder zum Teil auch gar nicht funktionierte. Wir können uns im System sehr genau die Fehlerquellen ansehen, an welchen Stellen es hakte und ob das am Ticketing lag oder beispielsweise an der eingesetzten Kreditkarte oder einer fehlenden Sicherheitszertifizierung. In diesem Zusammenhang freue ich mich darauf hinweisen zu können, dass wir nun die Bezahl-Möglichkeiten erweitert haben. Wir hoffen, damit den Service nochmals entscheidend zu verbessern.

Es soll Beschwerden über das Service-Telefon gegeben haben …

Sie meinen unsere telefonische Hotline zu allen Fragen des Ticketbuchens, deren Nummer ich hier gerne nochmals wiederhole: 0611-335 22 51. Sie hat sich als sehr wichtig herausgestellt, weshalb wir sie auch weiterhin anbieten werden, immer dienstags bis freitags von 10 bis 16 Uhr. Lassen Sie mich an dieser Stelle aber bitte eingestehen, dass es von außen so aussehen konnte, als sei das Telefon nicht besetzt, denn aus technischen Gründen erhielten die Anrufer kein Besetztzeichen. Dadurch konnte natürlich der fatale Eindruck entstehen, wir würden die Hotline nicht ernst nehmen. Das Gegenteil ist der Fall, alle verfügbaren Kräfte an Pforte und Sekretariat haben hier ihr Bestes gegeben und sind auch weiterhin gerne für alle Fragen und Probleme da.

Was möchten Sie Ihrem Team gerne zurufen?

Einen großen Dank für den beherzten Einsatz, außerplanmäßig während des Lockdowns das Online-Ticketing aufzusetzen. Verwaltung, Digital Unit, Pforte, Sekretariat, Bildung und Vermittlung sowie Presse und Öffentlichkeitsarbeit waren alle intensiv damit befasst. Dank der Zeitfenstertickets können wir nun überhaupt das Museum öffnen, denn die pandemiebedingte Auflage der Voranmeldung wäre in dieser Größenordnung anders gar nicht umzusetzen.

Und was uns Freunden und Freundinnen sowie all den anderen Kulturhungrigen, die das Museum so sehr vermisst haben?

Bleiben Sie mit Freude dem Museum Wiesbaden verbunden, auch wenn bis auf Weiteres der spontane Besuch nicht möglich sein wird und trotz Mitgliederausweis ein (kostenloses) Zeitfensterticket gebucht werden muss. Das aktualisierte Ausstellungsprogramm geht gerade in den Druck und will Vorfreude auf hoffentlich museumsfreundlichere Zeiten machen, in denen dann auch wieder persönliche Begegnungen erlaubt sind, die doch ganz wesentlich zur DNA des Freundeskreises dazugehören.

Herzlichen Dank, Herr Dr. Henning, dass Sie sich für das Gespräch Zeit genommen haben!

Das Interview führte Ingeborg Salm-Boost

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