Jour Fixe mit Frank Brabant am 31. Juli 2018

Von Beckmann bis Jawlensky

Es war wohl eher Zufall, der Frank Brabant im Jahr 1963 auf eine Vernissage ins Frankfurter „Kunstkabinett“ der Galeristin Hannah Bekker vom Rath führte. Aus Höflichkeit erwarb er dort sein erstes Kunstwerk, einen Holzschnitt mit dem Titel „Der Redner“ von Max Pechstein zum Preis von 350 DM – sein monatlicher Verdienst. Ein Jahr lang sollte es dauern, bis er die Arbeit abgezahlt hatte, und während dieser Zeit wurde seine Sammelleidenschaft geweckt. Diese sollte sich über fünf Jahrzehnte erstrecken und währt bis zum heutigen Tag. Über 600 Werke bereits erwarb Brabant mit seinem Blick für Qualität, wobei er sich zuerst auf den Expressionismus und später dann auf die Neue Sachlichkeit konzentrierte. Heute wird der Wert seiner hochkarätigen Sammlung auf etwa 30 Millionen Euro geschätzt. Unser Interview mit Frank Brabant können Sie hier noch einmal nachlesen.

Max Pechstein: Der Redner, 1918, Holzschnitt (Foto: Museum Wiesbaden/Bernd Fickert)
Max Pechstein: Der Redner, 1918, Holzschnitt (Foto: Museum Wiesbaden/Bernd Fickert)

Dass seine Kunstwerke für Frank Brabant weder Statussymbole noch Aktien an der Wand sind, erahnt man bereits beim Blick in seine Wohnung, der mittels Fototapete dem Ausstellungsbesucher ermöglicht wird. Hier dominiert die „Petersburger Hängung“ – allübergreifend: Von Wänden, Türen, Dachschrägen blicken sie uns entgegen, die beeindruckenden Werke von Beckmann, Jawlensky, Kirchner, Dix, Macke, Nolde und vielen anderen Künstlern und besonders auch Künstlerinnen. Die Kunst ist für Frank Brabant zu einer Lebensaufgabe geworden, und die Bilder sind ihm wie Kinder, für deren Zukunft man Sorge trägt. So hat der Sammler in diesem Jahr nicht nur seinen 80. Geburtstag gefeiert, sondern auch veranlasst, dass seine Kunstwerke nach seinem Tod je zur Hälfte dem Staatlichen Museum in seiner Geburtsstadt Schwerin und dem Landesmuseum in seiner Wahlheimat Wiesbaden gehören werden.

Blick in die Wohnung (Foto: Museum Wiesbaden/Bernd Fickert)
Blick in die Wohnung (Foto: Museum Wiesbaden/Bernd Fickert)

Wir aber können uns heute schon gemeinsam mit Frank Brabant freuen, beim Gang durch die aktuelle Ausstellung mit dem Titel „Von Beckmann bis Jawlensky“. Gezeigt werden dort 120 Werke aus seinem Besitz und daneben auch solche, die er dem Museum Wiesbaden bereits zu einem großherzigen Geschenk gemacht hat, wie Alexej von Jawlenskys „Helene im spanischen Kostüm“. Am 31. Juli 2018 um 18 Uhr wird der bedeutende Kunstsammler, der bereits seit langem Mitglied bei den Freunden des Museums ist, im Rahmen unseres Jour Fixe durch die Schau führen. Mit Spannung dürfen wir dabei auch seinen Geschichten lauschen, und die gibt es zu jedem Bild gleich inklusive. So wie jene, an deren Ende er dann Emil Noldes Gemälde „Mädchenkopf“ nach Hause tragen konnte – das sensible, in warmen Tönen changierende Seitenprofil eines Mädchens.

Mmy

Emil Nolde: Mädchenkopf, um 1925, Aquarell, Tusche auf Papier (Foto: Museum Wiesbaden/Bernd Fickert)
Emil Nolde: Mädchenkopf, um 1925, Aquarell, Tusche auf Papier (Foto: Museum Wiesbaden/Bernd Fickert)

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