Juwelen im festen Panzer

Ein Streifzug durch die Insektenausstellung mit Fritz Geller-Grimm

Als 1829 der Schriftsteller, Sammler und Diplomat Johann Isaak von Gerning (1767–1837) sich endgültig für Wiesbaden als zukünftigen Standort seiner Sammlungen entschied, fand eine vollkommene Verwandlung statt. Ähnlich dem Schmetterling, der der Puppe entschlüpft, verwandelte sich das naturwissenschaftliche Interesse zu einem die Welt Umfassenden. Bereits dessen Vater, der Bankier Johann Christian Gerning (1745–1802), hatte aus allen Teilen der bekannten Welt Belegexemplare sammeln und so über 40.000 Exemplare präparieren lassen.

In der 10. Auflage seines Katalogs aller bekannten Geschöpfe listete Carl von Linné (1707–1778) im Jahr 1758 über 6.200 Tierarten auf. Als der junge Gerning von seinem Vater dessen Wirbellosensammlung übernahm, waren darin schätzungsweise über 5.000 verschiedene Arten vertreten. Diese Zahl alleine ist gewaltig, verbindet sich diese aber auch noch mit der Kenntnis zu den Wissenschaftlern und Künstlern, die daran arbeiteten, so ist mindestens den Fachleuten bewusst, dass Wiesbaden sich so zu einem geistigen Zentrum entwickeln konnte.

Der Schmetterlingsfänger von Carl Spitzweg, ca. 1840 (Foto: Museum Wiesbaden)
Der Schmetterlingsfänger von Carl Spitzweg, ca. 1840 (Foto: Museum Wiesbaden)

In den heutigen Ausstellungen der Naturhistorischen Sammlungen präsentieren gleich drei Räume Insekten. Die Themen Bewegung, Farbe und Form stehen daher im Fokus des Jour Fixe am 30. April 2019 um 18 Uhr. Zusammen gilt es, die an ihnen stattgefundene Forschung zu rekapitulieren und nicht zuletzt die Spannung und das Entzücken zu teilen, das bis heute auch allgemeine Fragen der Biologie unterstützt hat. Beispielsweise bereiste im Geiste der Arzt und Naturforscher Arnold Pagenstecher (1837–1913) Dank der Sammlung den Malaiischen Archipel und schrieb an der Verbreitungsgeschichte der Schmetterlinge mit. Die Ergebnisse bildeten ein bedeutendes Puzzlestück zum heutigen Verständnis der Evolution.

Spanische Stabschrecke (Foto: Fritz Geller-Grimm)
Spanische Stabschrecke (Foto: Fritz Geller-Grimm)

Insekten sind die artenreichste Tierklasse und allein ihre Vielfalt kann an einem Abend nur angerissen werden. Noch ergiebiger sind die Kenntnisse zu ihrem Leben, ihrer Biologie und dem Verhalten. Dabei lässt sich schnell erkennen, dass Menschen dazu neigen, die Leistungen und Bedürfnisse der Kerbtiere fast vollständig zu ignorieren – und das, obwohl unser Leben in erheblichem Maße mit Ihnen verbunden ist. Daher ist der Abend auch vom Respekt und der Faszination geprägt, die mindestens Naturwissenschaftler und Künstler Ihnen entgegenbrachten. Mit etwas Lesestoff ausgestattet, sind Sie dazu eingeladen den Hexapoda (Sechsfüßer) einige ihrer Geheimnisse zu entlocken.

Fritz Geller-Grimm


Titelbild: Großer Rosenkäfer (Fritz Geller-Grimm)

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