Künstlergruppe 50 – „Ein großes Glück“
Wie Jana Dennhard „Form – Farbe – Freiheit“ in der Jubiläumsschau der Künstlergruppe 50 vereint

Welch eine Eröffnung: Das Interesse an „Form – Farbe – Freiheit“, der Jubiläumsaustellung zum 75-jährigen Bestehen der Künstlergruppe 50, war riesig. Und eine uns Freunden durch ihr mehrjähriges Engagement als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Museum Wiesbaden bekannte junge Frau wurde als Kuratorin mit viel Beifall und Anerkennung bedacht – von den Gästen wie von den Aktiven der Gruppe. Wir sprachen mit Jana Dennhard über das Projekt, dem sie sich mit ebenso viel Empathie wie Kunstverstand gewidmet hat. Das Ergebnis, „das in spannungsvoller und spielerischer Weise Malerei auf Skulptur und Fotografie auf Digitalmalerei“ zeigt (so heißt es in der Pressemitteilung zur Schau) sollte man sich unbedingt ansehen!
Jana, wie hast du dich dem Thema angenähert? Sind Mitglieder aus der Künstlergruppe 50 auf Dich zugekommen, weil sie deine engagierte Arbeit aus dem Museum kennen?
Da ich sowohl für das Kunsthaus als auch für das Museum bereits tätig war, wurde ich der Künstlergruppe für die Jubiläumsschau vorgestellt und hatte die schöne Möglichkeit, bei einem ihrer Jour-Fixe-Termine dabei zu sein. Es freut mich sehr, dass den Mitgliedern meine Ideen für die Ausstellung zugesagt haben und wir nun gemeinsam ihr Jubiläum im Kunsthaus feiern können!
Gab es dann KünstlerInnen aus dem Kreis, mit denen du eng zusammengearbeitet hast, oder hattest du weitgehend freie Hand?
Vorab habe ich alle 17 KünstlerInnen in ihren Ateliers besucht und mich mit ihnen über ihre Kunst und ihren Werdegang ausgetauscht. Es ist mir wichtig vorher zu wissen, wer mein Gegenüber ist, bevor ich eine Werkauswahl treffe. Nachdem ich mir von allen Beteiligten einen Überblick verschaffen konnte, habe ich eine Auswahl an Werken getroffen und sie mit den KünstlerInnen abgestimmt. Es ist nicht selbstverständlich, dass die KünstlerInnen einer ihnen bislang nicht vertrauten Person solche Freiheiten einräumen. Daher war es mir wichtig, auch ihre Gedanken zur Ausstellung zu involvieren.
Der Titel „Form – Farbe – Freiheit. 75 Jahre Künstlergruppe 50“ ist ja toll, wie kam der zustande?
Für die Ausstellung war mir von Anfang an klar, dass ich eine dialogische Herangehensweise vorziehen werde. 17 Künstlerinnen und Künstler sind viele Stimmen, viele Meinungen, viele Perspektiven, viele Medien – diese müssen gehört werden! Ich habe der Künstlergruppe 50 insgesamt zwölf Titelvorschläge aus vier verschiedenen Stoßrichtungen präsentiert. Aus jeder Kategorie hatte ich einen Favoriten, und wir haben uns gemeinschaftlich geeinigt, welche Stoßrichtung von der Mehrheit bevorzugt wird.
Kanntest du, bevor du als Kuratorin tätig wurdest, den sehr interessanten Film von Stella Tinbergen über die Künstlergruppe 50?
Mir war es wichtig, mir einen eigenen Eindruck über die Gruppe zu machen, und ich habe den Film erst nach allen Ateliergesprächen gesehen. Ich bin froh, dass er auch während der Laufzeit noch einmal im Caligari laufen wird.
War es nicht schwierig, die Werke auszuwählen? Du konntest vermutlich nicht alle noch Aktiven berücksichtigen, oder doch?
Es war von Anfang an gesetzt, dass alle aktiven KünstlerInnen in der Jubiläumsschau gezeigt werden. Aber natürlich habe ich sicher nicht während der Atelierbesuche das gesamte Œuvre jeder Person sehen können – dafür sind die Kunstschaffenden der Gruppe einfach viel zu umtriebig und produktiv. Wir haben uns im Gespräch angenähert, dass sie mir eine Auswahl an Werken zeigen und wir ab dann gemeinsam weiter stöbern. Gerne zeige ich möglichst aktuelle Arbeiten und vielleicht auch Werke, die bisher in keinen anderen Ausstellungskontext gepasst haben. Zum Teil sind sogar extra für die Ausstellung neue Arbeiten entstanden.
Wie hast du dich der verstorbenen Gründerin, Wiesbadens Ehrenbürgerin Christa Moering, und dem verstorbenen Gründer Heinz-Rudi Müller mit ihrem jeweiligen Kunstschaffen angenähert?
Auch hier hatte ich das große Glück, dass viele der aktiven KünstlerInnen Moering oder Müller noch kannten und mit ihnen gearbeitet haben. In den Gespräche habe ich viel über beide erfahren können und vor allem, welchen Stellenwert sie für die Künstlergruppe 50 noch heute haben. Es war wichtig, dass beide im Rahmen der Ausstellung eine Würdigung erfahren. Dennoch bin ich auch eine große Freundin vom Blick in die Zukunft. Daher liegt der Fokus selbstverständlich auf den aktiven KünstlerInnen.
Bitte sage unseren Freunden doch in einem prägnanten Satz, warum man diese Ausstellung nicht verpassen sollte.
Die Künstlergruppe50 ist seit einem Dreivierteljahrhundert nicht aus der Wiesbadener Kunstlandschaft wegzudenken – ein großes Glück für Wiesbaden und Umgebung. Es ist höchste Zeit, mit den KünstlerInnen dieses Jubiläum zu feiern!
Das Gespräch führte Ingeborg Salm-Boost

Zur Person
Jana Dennhard ist freischaffende Kuratorin, Kunsthistorikerin, Lehrbeauftragte und Projektkoordinatorin. Im Museum Wiesbaden kuratierte sie zuletzt die Retrospektive der Künstlerin Alison Knowles. Derzeit arbeitet sie als Wissenschaftlerin und Lehrbeauftragte am kunsthistorischen Institut der Universität Mainz und befasst sich mit dem Forschungsfeld „Digitales Kuratieren“.