Kulturcampus MuWi

Bigtalk statt Smalltalk im Museum

„Kein Smalltalk mehr beim Kennenlernen, wir bieten Stoff für Bigtalk“, das verspricht das Team MuMeet in seinem Konzept zum Projekt „Treffpunkt Museum“ und hat eine besondere App kreiert. Entstanden ist das Projekt an der Hochschule RheinMain im Fachbereich Kommunikationsdesign unter Anleitung von Prof. Jörg Waldschütz. Mit Alfred Knaub, der uns im Interview Näheres darüber berichtet, haben Lena Pausch, Jasmi Müller, Aimée Lange, Laurentine Witsen Elias, Annika Töpfer, Maximilian Stauffer und Adrian Höppner die App erarbeitet.


Wie gut hast du das Museum Wiesbaden gekannt, bevor das Projekt begann? Und warst Du öfter hier?

Nicht so oft. Besonders interessiert war ich als Schüler an den Angeboten in der Naturhistorischen Abteilung. Vor allem auch an den präparierten Tieren.

Habt ihr gleich mit dem Thema Treffpunkt Museum etwas anfangen können?

Ja, es war schon gleich Interesse da. Ich persönlich zeichne gerne Skizzen. Wenn man zeichnet, macht beispielsweise die Auseinandersetzung mit den Alten Meistern Spaß. Und wenn man selbst mal das Malen ausprobiert, kann man die großen Werke noch mehr wertschätzen.

Nun wird das nicht jeder junge Mensch so machen. Wie habt ihr euch in deiner Gruppe denn dem Thema genähert?

Ja, das war zunächst nicht so einfach. Man muss die junge Generation erstmal abholen. Da braucht es eine Veranstaltung. So etwas wäre der Anfang … Aber langfristig braucht es einen Mehrwert. Da genügt eine Party nicht. Wir mussten dann erst mal in die Analyse gehen. Professor Waldschütz gab die Aufgabe, das zu organisieren. Da habe ich mich gemeldet.

Und dann wurde die Gruppe zusammengestellt …

Ja, wir haben rasch zusammengefunden. Es sind ja insgesamt drei Teams.

Treffpunkt E.W. Nay-Ausstellung: Alfred Knaub vor dem „Tanz der Fischerinnen“ aus dem Jahr 1950 (Foto: Museum Wiesbaden/Bernd Fickert)

Beschreibe doch bitte mal kurz die ersten Schritte.

Die erste Idee war ein Speed-Dating im Museum. Durchaus auch eine Art Partnervermittlung. Also brauchte es eine Plattform, auf der Gleichgesinnte sich treffen können. Die Personen, die in unserem Konzept ihre Wünsche äußern, haben wir uns ausgedacht.

Ihr geht davon aus, dass junge Menschen auf sozialen Kontakt angewiesen sind und grundsätzlich nicht allein ins Museum gehen wollen?

Vielleicht tun sie es später, wenn sie den Mehrwert verstehen. Das Museum ist nicht nur ein Ort für gebildete Leute – Kultur ist für alle da –, man sieht doch, was schön ist und was nicht. Im zweiten Schritt gilt es dann zu verstehen, warum etwas spannend ist.

Ihr habt als Plattform die „MuMeet-App“ geschaffen. Habt ihr das dann praktisch ausprobiert? Wie muss ich mir das vorstellen?

Ja. Jeder kann, wenn er den Account hat, sein Profil anlegen, seine Interessen nennen, die Sprache wählen. Jeder kann sagen, welche Ausstellung er gerne mit anderen besuchen würde, zu welchem Datum und zu welcher Uhrzeit. Dann kommen andere Nutzer dazu. Das funktioniert.

Warum eine eigenständige App?

Der Service ist einzigartig. In einer schon bestehenden App würde das Angebot nicht genug Aufmerksamkeit erlangen.

Zielt die App nur auf Studierende ab?

Nein. Sie soll Azubis und Studierende  – national wie international – ansprechen. Oder beispielsweise auch Geflüchtete, die Anschluss an die Gesellschaft suchen.

Aber erst einmal müsste die App bekanntgemacht werden. Wie?

Da muss man eine Kampagne aufsetzen, sowohl online auf Instagram, als auch mit Plakaten und Flyern in der Stadt und an den Hochschulen. Es muss rüberkommen, dass das Museum als Treffpunkt genauso interessant sein kann wie die Party, der Park oder Bars. Man kann ruhig dafür werben, aus dem Small Talk mal rauszukommen – und zu sagen: „Wir bieten Bigtalk“.

Soll Lust aufs Museum Wiesbaden machen: die MuMeet-App (Grafik: Alfred Knaub)

Und wie sollte das Museum mitspielen?

Indem es regelmäßig Nachrichten reingibt: „Hey, wir haben eine spannende neue Ausstellung!“ Man sollte miteinander im Austausch bleiben. Das würde sicher Synergieeffekte geben. Es müssen nicht immer Führungen stattfinden, die User können auch ohne Anleitung gemeinsam auf Entdeckungstour gehen. Übrigens, ein Rabatt für die MuMeet-App-Leute im Museumscafé wäre eine gute Idee. Eine MuMeet-App könnte außerdem auch für Familien interessant sein.

Aber ohne einen Finanzplan geht das nicht.

Die App braucht eine finanzielle Grundlage. Vielleicht können ja auch die Freunde des Museums helfen? Mir liegt es am Herzen, dass das Museum bei den jungen Menschen ein neues Image bekommt, dass es ein Treffpunkt für uns wird – übrigens im Winter der ideale Ort! Es gibt so viele Möglichkeiten, das Potenzial ist längst nicht ausgeschöpft.

Das Interview führte Ingeborg Salm-Boost


Zur Person:
Alfred Knaub ist im russischen Korkino geboren und in Usingen aufgewachsen. Er studiert an der Hochschule RheinMain nun im dritten Semester Kommunikationsdesign. Mit Design beschäftigt er sich auch in seiner Freizeit gerne, ebenso sind Zeichnen und Gitarrenspiel Hobbys von ihm. Der 26-Jährige liest viel, nicht zuletzt theologische Texte und naturwissenschaftliche Abhandlungen.
Soll Lust auf den Treffpunkt Museum Wiesbaden machen: die MuMeet-App. (Grafik: Alfred Knaub)

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