Förderfreude

Der neue Ideenraum „Experiment Ornament“

„Genau das fehlt uns noch!“ war einer unserer Gedanken, nachdem uns am 22. Februar des vergangenen Jahres drei Studentinnen der Hochschule RheinMain eine Anwendung zur Vermittlung des Jugendstils vorgestellt hatten. Knapp zwölf Monate später denken wir uns noch immer „Genau das fehlt uns noch!“, können nun allerdings voller Freude sagen: „Aber das wird es jetzt geben.“

Am 30. März 2023 eröffnete das Museum Wiesbaden einen neuen Raum als Ergänzung zu der bestehenden und etablierten Jugendstil-Dauerausstellung. Der Ideenraum „Experiment Ornament“ wird jedoch einen anderen Ansatz bei der Vermittlung des Jugendstils verfolgen als ein klassischer Ausstellungsraum. Es handelt sich um einen Ort, der sich ganz dem dekorativen Stilmittel Ornament widmet und dabei insbesondere junge Menschen ansprechen soll. Woher kommt diese ornamentale Bildsprache? Was bezweckt sie? Und wie würde eigentlich mein eigenes Ornament aussehen? Auf all diese Fragen finden sich nun Antworten im Museum Wiesbaden.

Visualisierung des „Jugendstilizer“ im Raum „Experiment Ornament“ des Museums Wiesbaden (Foto: Hochschule RheinMain)

Das Herzstück im „Experiment Ornament“ ist der „Jugendstilizer“, eine digitale, interaktive Anwendung, die es uns allen ermöglicht, mit wenigen Zeichenschwüngen ein wunderbares kleines Kunstwerk zu erschaffen und anschließend mit der Welt zu teilen.

Eine, die es super hinbekommt: Kreativ am Jugendstilizer-Eröffnungsabend. (Foto: Josh Schlasius)

Gemeinsam mit Studentinnen der Hochschule RheinMain – Julia Muthler, Alisa Sawchuk und Leah Stephan –, ihrem Tutor Prof. Jörg Waldschütz, David Bascom und Tanja Mann von der Konzept- und Designagentur 99 Grad tüfteln wir, das MuWi-Team mit Jana Dennhard, Valerie Ucke und Peter Forster, seit Monaten an der sinnvollen räumlichen Einbindung des „Jugendstilizers“, der Gestaltung des Raumes und den Geschichten, die wir Euch und Ihnen zukünftig erzählen wollen. Wichtig war uns, einen Rahmen für den neuen Ideenraum zu schaffen – mit einer direkten, leicht zugänglichen Sprache und einem starken Fokus auf Vermittlung und dem Entdecken. Nicht alle haben von Grund auf einen Zugang zu einer Kunstströmung wie dem Jugendstil. Besonders Kinder und junge Erwachsene brauchen andere Anreize, um sich auf eine Auseinandersetzung einzulassen. Sie mit Themen abzuholen, die sie aus ihrem Alltag kennen und so Brücken zu tiefgreifenderen Inhalten zu schlagen, war Ausgangspunkt für die Entwicklung des Projektes „Experiment Ornament“. Digitale Elemente, Verknüpfungen mit den Sozialen Medien, eine Bildsprache, die uns heute an vielen Stellen begegnet, und die Aktivierung der eigenen Kreativität spielten dabei eine besondere Rolle.

Beispiele für Ornamente, erzeugt mit dem „Jugendstilizer“ (Foto: Hochschule RheinMain)

Es ist ein Projekt, das viele Akteure am Museum zusammenbringt. Die Digital Unit, die Bildung und Vermittlung, die Teams der Werkstatt und der Restaurierung haben in den vergangenen Monaten häufig gemeinsam mit uns an einem Tisch gesessen, um dem Raum immer wieder einen Schritt näher zu kommen. Aber nicht nur ideelle Kräfte waren und sind hier vonnöten. Ohne finanzielle Unterstützung lässt sich ein so kurzfristig initiiertes Projekt kaum realisieren, und so freuen wir uns, die Freunde des Museums Wiesbaden als Fördernde des Herzstücks „Jugendstilizer“ an unserer Seite zu wissen! Erst durch die Förderzusage konnte die Realisierung der Idee beginnen. Die Freunde finanzieren dabei dieses speziell für das Museum Wiesbaden entwickelte und geschriebene Tool. Wie bereits erwähnt, ermöglicht es der „Jugendstilizer“ unseren Besucherinnen und Besuchern zukünftig, ein eigenes Ornament zu erstellen, es dann über die Share-Funktion in die Welt zu tragen oder als gedruckte Postkarte mit nach Hause zu nehmen – „Jugendstil to go“, wenn man so möchte.

Es macht Klein und Groß Freude, das Experiment Ornament. (Foto: Josh Schlasius)

Mit einer zusätzlichen Förderung der in Wiesbaden ansässigen R+V Versicherung und einer großzügigen Spende sowie durch die Zurverfügungstellung mehrerer Dauerleihgaben von Prof. Olaf Leu nahm die Realisierung Fahrt auf, sodass auch die praktische Umgestaltung des Raumes im zweiten Obergeschoss starten konnte.

Planungstreffen zur Realisierung des „Jugendstilizers“ mit den Teams der Hochschule RheinMain, des Museums Wiesbaden und der Agentur 99 Grad (Foto: Jana Dennhard)

Erstmals wird so im Bereich Kunst ein klassischer Ausstellungsort mit einem interaktiven, digitalen und didaktischen Ansatz angereichert. Neben der Möglichkeit, selbst gestaltend aktiv zu werden, kann man sich über verschiedene Themenwände im Raum über das Ornament im Jugendstil informieren oder von einzelnen Objekte inspirieren lassen. Eine Audio-Führung wird im Ideenraum zusätzliche Orientierung und Vertiefung schaffen. Außerdem wird es eine Tour in der MuWi-App geben, mit der unsere Besucherinnen und Besucher in der Sammlung Neess Ornamente aufspüren können. Die Verknüpfung mit der Jugendstilsammlung und die damit verbundene Belebung der Dauerausstellung waren bei unseren Überlegungen wichtige Anliegen.

Auf geht’s in den 2. Stock zum „Experiment Ornament“! (Foto: Josh Schlasius)

Wir freuen uns, vor allem unserem jüngeren Publikum neue Perspektiven auf Kunst zu bieten, die Lust auf eigene Nachforschungen zu wecken und dauerhaft Raum für kreative Arbeit im Ausstellungskontext zu erschaffen. „Experiment Ornament“ und der darin implementierte „Jugendstilizer“ sind ein Schritt auf dem Weg, sich der Digitalisierung zu öffnen. Bleiben Sie gespannt, wie sich „Experiment Ornament“ weiterentwickelt – wir freuen uns schon jetzt auf eine gemeinsame Entdeckungsreise!

Jana Dennhard und Valerie Ucke

Zur Übersicht