Kulturcampus MuWi

Mit der Museumscard ist der Grundstein gelegt …

Der Absolvent des Studiengangs Media Management an der Hochschule RheinMain weiß ganz genau, wo er im Museum Wiesbaden fotografiert werden möchte: im Jugendstil. Patrick Trepte, Vorstandsmitglied im Allgemeinen Studierendenausschuss, kennt das Haus der Kunst und Natur bestens und liebt die Sammlung, die wir dem Anfang 2020 verstorbenen Mäzen Ferdinand Wolfgang Neess verdanken, ganz besonders. Und er kann uns versichern, dass das Gros der Erstsemester, die von den Freunden des Museums immer wieder eingeladen werden, diese Geste und vor allem die Museumscard für Studierende zu schätzen weiß. Die diversen Kooperationsveranstaltungen des AStA der Hochschule mit Museum und Förderkreis wie etwa auch Fotowettbewerb oder Art-Flash-Aktion finden laut Patrick Trepte guten Anklang. Im Interview wählt er die Worte präzise und gibt uns auch einige Tipps.


Er ist ein Fan des Jugendstils und liebt das Vogeler-Bild „Heimkehr“: Patrick Trepte. (Foto: Museum Wiesbaden/Bernd Fickert)

Schön, dass wir uns im ansonsten geschlossenen Museum treffen können. Deshalb, Herr Trepte, auch die erste Frage zum Haus der Kunst und Natur: Seit wann ist es Ihnen denn vertraut?

Vielen Dank, dass ich hier sein darf. Ich kann den genauen Zeitpunkt meines ersten Besuchs im Landesmuseum Wiesbaden gar nicht mehr genau beziffern, da er ziemlich weit in der Vergangenheit liegt. Es muss bereits 2006 gewesen sein, als ich mit meiner damaligen Schulklasse einen Tagesausflug nach Wiesbaden und in dieses Museum unternahm. Ich erinnere mich noch ziemlich genau daran, dass es sich um einen Winter handelte, da wir nach dem Fußmarsch vom Hauptbahnhof kommend alle ziemlich durchgefroren waren.

Und – hat es Ihnen damals gefallen?

Ja, mir fällt ein, dass ich bereits vor dem Eingang des Museums fasziniert von diesem Gebäude war. Und ich versuchte mir vorzustellen, welche Schätze es wohl beherbergt. Diese Faszination hat sich bis heute nicht verändert, auch wenn – oder vielleicht gerade weil – das Museum seitdem einige Veränderungen erlebt hat. In 14 Jahren ist nicht nur bei mir, sondern auch in diesem Haus die Zeit nicht stehengeblieben.

Ihnen gefällt die 2019 eröffnete Jugendstil-Abteilung besonders gut, die wir Ferdinand Wolfgang Neess verdanken. Hatten Sie immer schon ein Faible für diese Kunstrichtung, was spricht Sie hier besonders an?

Acht Jahre meines Lebens in einer Art Renaissance-Schlösschen die Schulbank gedrückt zu haben, hatte auf mich und meine Präferenzen in den Bereichen Design und Architektur einen nicht zu vernachlässigenden Einfluss. Bereits zu meiner Schulzeit gab es in den Räumen meiner Schule die eine oder andere Ausstellung über die Renaissance und über Art Nouveau als Kunst- und Stilbewegung. Letztere hatte mit der stetigen Erweiterung der Anfang des 20. Jahrhunderts erbauten Schule in den Räumen, Gängen und Sälen dieses schönen Gebäudekomplexes Einzug gehalten. Seit dieser Zeit faszinieren mich die Farben, Formen und die Detailverliebtheit, mit welcher sich der Jugendstil im weitesten Sinne präsentiert. Die Dauerausstellung im Museum Wiesbaden zählt insgesamt zu einer der schönsten, die ich bisher besuchen konnte.

Heinrich Vogelers „Heimkehr“ ist ein Lieblingskunstwerk von Ihnen. Was macht den Reiz aus?

Abgesehen davon, dass es sich meiner Meinung nach bei diesem Kunstwerk rein optisch bereits um ein wunderschönes Zusammenspiel der gewählten Farbtöne und des Motivs handelt, liebe ich die Interpretationen und die Bedeutungen, die der „Heimkehr“ wie auch der Jugendstil-Bewegung beigemessen werden können. Die Darstellung der Rückkehr eines Helden zu seiner Liebe in einem erblühenden, paradiesischen Garten und die damit verbundene Sehnsucht nach Sicherheit und der Rückgewinnung einer unbeschwerten Zeit sind damals wie heute während der Corona-Pandemie und unter wachsender Vereinsamung vieler allgegenwärtig.

Wie steht es mit der naturhistorischen Abteilung, ist sie auch ein Anlaufpunkt?

Ein sehr zentraler sogar! Wie auch im Senckenberg-Naturmuseum in Frankfurt, dem ersten Museum, in dem ich je war, genieße ich es bei Besuchen, mir die Exponate genau anzuschauen und nebenbei immer wieder etwas Neues und Wissenswertes zu lernen. Hierbei gefällt mir zusätzlich, dass die Jugendstil-Ausstellung und die naturhistorische Abteilung unmittelbar nebeneinanderliegen. Die Ästhetik der Natur spielt auch im Jugendstil eine zentrale Rolle, wodurch die beiden Bereiche förmlich miteinander verschmelzen.

Interessiert Sie auch die August Macke-Ausstellung, waren Sie vielleicht schon dort, ehe das Museum schließen musste?

Ein Besuch der Ausstellung war mir aufgrund der Schließung leider noch nicht möglich. Aber ich konnte mir durch die App des Museums bereits einen ersten vertiefenden Einblick über den Künstler und einige seiner Werke verschaffen. Einen Besuch vor Ort kann die Nutzung des Smartphones allerdings nicht ersetzen, weshalb ich diesen für Dezember plane.

Gehen wir kurz mal auf den Campus der Hochschule RheinMain. Sie erleben derzeit eine seltsame Art des Studierens. Wie muss man sich das zur Pandemie-Zeit vorstellen – und wie empfinden Sie persönlich die Ferne zu den Kommilitonen beim nun zweiten Lockdown? ­­­­­­­­­­­­­­­­­­

„Eine seltsame Art des Studierens“ ist in der derzeitigen Situation fast schon euphemistisch formuliert. Wie die meisten meiner Kommilitonen habe ich mich bei der Wahl meines Studiums bewusst für ein Vollzeitstudium in Präsenz entschieden, in dem der Praxisbezug und die gemeinsamen Projekte am jeweiligen Standort eine zentrale Rolle spielen.

Und das funktioniert jetzt gar nicht …

Leider fühlen sich die zurzeit hauptsächlich digital und teilweise im Selbststudium stattfindenden Semester unproduktiver und einschränkend an. Mir fällt vermehrt auf, dass die Dynamik und Motivation, die durch den direkten und persönlichen Kontakt mit den Dozierenden und anderen Studierenden entsteht und das gemeinsame Lernen und Arbeiten vorantreibt, teilweise verloren gehen. Andererseits handelt es sich bei den ergriffenen Maßnahmen um eine Notwendigkeit. Und auch wir Studierende stehen in der gesellschaftlichen Pflicht, unseren Beitrag zur Eindämmung der Pandemie zu leisten. Zumindest kann man sich über den beschleunigten technischen Fortschritt freuen, der in der derzeitigen Situation die Grundlage dafür ist, dass Dinge wie die Fortführung des Studiums überhaupt möglich sind.

Trifft man sich derzeit überhaupt noch auf dem Campus, und wenn ja, in welcher Anzahl?

So gut wie gar nicht. Neben der befristeten kompletten Schließung der Hochschulgebäude und Bibliotheken im Frühjahr besteht seit März 2020 die Regelung, die verschiedenen Standorte nur zu besuchen, wenn es zwingend notwendig ist. Wenn ein Aufenthalt unvermeidbar ist, gelten die allgemeinen Vorschriften zu Kontaktbeschränkung, Mindestabstand, Maskenpflicht, und es ist das Ausfüllen eines Meldescheins zur möglichen Verfolgung von Infektionsketten nötig. Wie bereits erwähnt, finden die Lehre und das Lernen seit März hauptsächlich digital statt. Auch auf Freizeit- und Sportangebote vor Ort muss momentan verzichtet werden. Durch die intensive Kommunikation, die wir als Vertretung der Studierendenschaft mit diversen Abteilungen und der Hochschulleitung haben, besteht allerdings kein Zweifel daran, dass seitens der Hochschule stets versucht wird, möglichst wenige Einschränkungen im Studienalltag durchsetzen zu müssen.

Was alles ist denn durch Corona auf den AStA-Vorstand an Arbeit zugekommen? Gab es nicht auch eine Umfrage unter den Studierenden der Hochschule RheinMain?

Ich kann Ihnen versichern, dass sich ziemlich viel Arbeit ergeben hat. Etwas, was man eventuell erst gar nicht glauben kann, wenn man bedenkt, dass die meisten Angebote durch die drastische Entwicklung im Frühjahr und dem damit verbundenen Lockdown untersagt werden mussten. Die neue Lebenssituation hat allerdings viele Probleme aufgeworfen, um die sich dringend gekümmert werden musste.

Zum Beispiel?

Wie können wir weiterhin auf die studentische Selbstverwaltung und unsere Angebote aufmerksam machen? Welche neuen Bedürfnisse hat die Gemeinschaft der Studierenden, und wie können wir uns ihrer auch mit den derzeitigen Einschränkungen annehmen? Wie können wir die weitere Beschäftigung unserer Referate gewährleisten? Solche Fragen stellen hierbei einen kleinen Teil der Herausforderungen der letzten Monate dar. Auch seitens der Hochschule bestehen Bestrebungen, die Stimmung und Bedürfnisse der Studierenden zu erfassen, weshalb eine ausführliche Umfrage über das vergangene digitale Sommersemester stattgefunden hat. Diese soll am Tag der Lehre am 7. Dezember 2020 an der Hochschule RheinMain hochschulöffentlich evaluiert werden.

Gehen wir von der Hochschule nochmal ins Museum – wo ja im November auch traurige Leere verordnet ist. Sie waren auf Einladung der Freunde des Museums und des Museums schon mit Kommilitonen hier. Meinen Sie, dass man beim Großteil der Besucher und Besucherinnen auf diese Weise ein bleibendes Interesse an der musealen Welt wecken kann?

Definitiv. Ich bin davon überzeugt, dass man die meisten Personen, die bisher keinen oder nur wenigen Kontakt mit dem Museum hatten, am ehesten dadurch begeistern kann, wenn man sie an den Ort des Geschehens holt und ihnen niedrigschwellig die Berührungsängste nimmt. Wir verzeichnen an unserer Hochschule einen hohen Anteil an Erststudierenden, Studierende wie ich einer bin, der als erste Person in seiner Familie einen akademischen Abschluss anstrebt und für die Freizeitgestaltung im Kindes- und Jugendalter aus familiärer Sicht nichts mit dem Besuch der Oper, eines Theaters oder Museums zu tun hatte. Hier fehlen vielen Studierenden die Berührungspunkte und positive Erfahrungen, die  es durch proaktive Angebote zu schaffen gilt.

Und wie kommt die Museumscard von Freunde-Förderkreis und Museum an? Wird sie häufig genutzt?

Mit der Museumscard ist der Grundstein für die Begegnung mit einem für manche ungewohnten Ort gelegt. Wir geben sie prinzipiell an alle Erstsemester heraus, stellen sie in den Büros des AStA zur Mitnahme bereit und bewerben das Angebot aktiv über unsere Kanäle und nach Möglichkeit an den Standorten der Hochschule. Wir erhalten immer wieder positives Feedback von Studierenden, die die Museumscard häufig verwenden und im Museum Wiesbaden einen Ort gefunden haben, an dem sie sich gerne aufhalten.

Unser Verein ist ja sehr interessiert daran, was die jüngere Generation sich an Angeboten in Museen zusätzlich wünschen würde. Ob digital oder vor Ort. Es gab hier auch schon fruchtbare Zusammenarbeit. Können Sie uns aus ihrer ganz eigenen Sicht ein paar Tipps geben?

Die Interessen der „jüngeren Generation“ sind so divers wie die einzelnen Personen selbst. Auch wir als AStA stellen uns immer wieder die schwierige Frage, wie wir Studierende noch besser erreichen können und welche Angebote sie sich wünschen könnten. Erfahrungswerte unsererseits zeigen, dass man hierbei am ehesten ein Gespür für die Interessen und Bedürfnisse gewinnt, wenn man sich mit den Personen selbst und direkt auseinandersetzt. Beziehen Sie Studierende aktiv in die Entwicklung von Angeboten ein, gehen Sie an die Hochschulstandorte und treten Sie in den Dialog, erfahren Sie aus erster Hand, was Studierende sich von Museen wünschen und warum sie eventuell nicht mal wissen, wo sich welche befinden und welche überhaupt existieren!

Zum Schluss noch die Frage: Welches Museum im Rhein-Main-Gebiet ist für Sie, neben dem Museum Wiesbaden, ein besonderer Anziehungspunkt und warum?

Wir haben hier im Rhein-Main-Gebiet eine Vielzahl unglaublich interessanter Museen und Ausstellungen, was ich persönlich sehr zu schätzen weiß. Unter anderem würde ich mich als Fan des Museums für Kommunikation in Frankfurt bezeichnen. Das ist wohl meinem Interesse in diesem Bereich und der kontinuierlichen Auseinandersetzung mit Kommunikation als solches sowie Medien im Speziellen durch meinen Studiengang geschuldet.

Das Gespräch führte Ingeborg Salm-Boost


Zur Person
Patrick Trepte (26) ist in Offenbach am Main geboren und aufgewachsen. Nach dem Abitur machte er eine Ausbildung zum Staatlich geprüften Handelfachwirt und Ausbilder. Heute studiert er an der Hochschule RheinMain im vierten Semester Media Management  (Bachelor of Science), Berufswunsch: Projektmanager in der externen Unternehmenskommunikation. Patrick Trepte ist eines von vier Vorstandsmitgliedern des Allgemeinen Studierendenausschusses (AStA). Zuvor engagierte er sich im AStA als Referent für Kultur. Patrick Trepte ist auch als Mitglied der präsidialen Kommission für Studium und Lehre, als Schreibberater im Competence & Career Center der Hochschule und zudem als Mitglied der Berufungskommission von Professuren im Fachbereich Design, Informatik, Medien tätig. Dennoch, Zeit für seine Hobbys, nimmt sich der umgtriebige Student auch: Joggen und Radfahren bringen ihn regelmäßig in die Natur. Aber ebenso liebt er digitale Fotografie und Grafikdesign als Freizeitbeschäftigung. (isa)

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