Kulturcampus MuWi

„Eintauchen“ und „mit Künstlern abhängen“

Sie liebt den Jugendstil sehr: Für Studentin Christina Kossiwakis war klar, dass sie auch in der Dauerausstellung der Neess-Schenkung für die Plakatserie im Auftrag der Freunde des Museums fotografierte. Und hier, vor den Lichtkästen, lässt sie sich gerne für unser Interview „ablichten“. (Foto: Museum Wiesbaden/Bernd Fickert)

Treffen mit einer jungen Frau im Museumscafé. Sie wirkt zunächst recht zurückhaltend, aber wenn Sie von ihrer Passion, der Fotokunst, erzählt, dann wird Christina Maria Kossiwakis lebhaft und bringt die Dinge auf den Punkt. Die Wiesbadenerin, die an der Hochschule RheinMain im zweiten Semester Kommunikationsdesign studiert, hat mit dem Plakat-Paket eine beeindruckende Arbeit vorzuweisen. Und das Ganze kam zustande, als ein Student der Hochschule Fresenius zusammen mit Kommilitonen und angeregt durch den Freunde-Verein einen Videoclip im Museum drehte. Christina war dabei. Sie kam mit unserem Vorstandsmitglied Klaus Niemann, zuständig für die Kooperationen mit den Hochschulen, ins Gespräch. Aber lassen wir sie selbst erzählen …


Christina, kannst Du dich noch an deinen ersten Besuch im Museum Wiesbaden erinnern?

Eine besonders gute Erinnerung habe ich daran, als ich mit der Schule ins Museum ging. Wir besuchten die Mondrian-Ausstellung. Ich hatte den Leistungskurs Kunst, und wir waren dann noch zweimal hier, haben danach auch Referate über einzelne Kunstwerke geschrieben. Auch ein Besuch während der Kurzen Nacht der Museen und Galerien ist mir im Gedächtnis. Und natürlich war ich als Kind in der Naturhistorischen Abteilung unterwegs.

Was hat dich als Kind und Jugendliche besonders beeindruckt?

Das war schon die Natur. Und die ist auch heute noch faszinierend. Hier wird immer wieder etwas Neues geboten. So wie jetzt die Kristalle-Ausstellung. Aber auch die Jawlensky-Schau „Alles“ ist unglaublich beeindruckend, allein die Farben der Bilder. Und toll, dass man so gut die Veränderungen in Jawlenskys Kunststil nachvollziehen kann!

Toll sind auch deine Arbeiten für die Freunde des Museums und fürs Museum. Wie kam das zustande?

Ja, eigentlich ging es zunächst um ein Projekt der Hochschule Fresenius, wo ein Freund studiert. Er sollte einen kleinen Film über das Museum Wiesbaden drehen und er bat mich darum, ihm mein Kamera-Equipment auszuleihen. Das habe ich gerne getan, wollte aber unbedingt mitkommen, ich war neugierig. Und bei diesem Drehtermin traf ich auf das Freunde-Vorstandsmitglied Klaus Niemann. Er meinte, eigentlich könnten die Studierenden auch mal Fotos für Plakate machen. Ich war ja gar nicht in dem Team, aber ich stellte mich vor und bot an, diese Aufgabe zu übernehmen. Das Fotografieren ist ja mein Metier, meine Leidenschaft … So vernetzten sich an diesem Tag zwei Hochschulen, Fresenius und meine, die Hochschule RheinMain.

Das Ergebnis ist ja wirklich super, inklusive der Texte. Hast du das zusammen mit Deinem „Prof.“ gemacht?

Nein, das habe ich alleine durchgezogen, ohne Betreuung. Ich bin mit meiner Mutter ins Museum gegangen und habe nach den richtigen Motiven gesucht. Es gibt ja so viele Details, die in Frage kommen. Als wir im Jugendstil vor den Fenstermotiven standen, hatte ich zum Beispiel gleich die Idee im Kopf …

Wie aufwändig muss man sich diese künstlerische Fotoarbeit vorstellen?

Also, es war im Dezember, da war ich einen Tag lang im Museum unterwegs, habe viele Eindrücke gesammelt und dann losgelegt. Innerhalb eines Tages hatte ich alles „im Kasten“.

Lust auf den Besuch der Jugendstil-Dauerausstellung? Die Lichtkästen mit den gedruckten Motiven von Jacques Gruber ziehen magisch an. Doch auch die Natur darf nicht fehlen: Mit „Zeit zum Eintauchen“ hat sich Christina einen wunderbaren Satz zur Fische-Ansicht ausgewählt. (Fotos und Texte: Christina Kossiwakis)

Was war dir bei den Motiven besonders wichtig?

Das Ziel sollte ja sein, die junge Generation anzusprechen. Zuerst hatte ich 17 Entwürfe. Am Ende wurden sechs ausgewählt.

Und dann warst du noch beim Texten sehr kreativ.

Ich habe mir die Sprüche ausgedacht, dann erst einmal eine Woche lang unter jungen Leuten die Resonanz getestet. Mitte Januar war alles klar, es ging recht flott. Ich war dann überwältigt, es geschafft zu haben.

Ein Wort zu deiner Leidenschaft: Fotografieren, und das schon seit deiner Kindheit. Wie kam das?

Durch meine Mutter. Erst einmal war ich immer viel vor der Kamera, irgendwann wollte ich auch mal dahinter. Da war ich sieben. Meine Mutter reiste zur Fashion Week nach Berlin und ich durfte mit, durfte sogar fotografieren. So fing das an …

Und so ging es dann auch weiter?

Ja, ich war auf den Geschmack gekommen.

Einwurf von Anja Kossiwakis, der Mutter, die ihre Tochter begleitet und u.a. auch passionierte Modefotografin ist: Tina war elf, als sie mit mir nach Paris reiste und als ganz junge Fotografin auffiel. So landete sie auf der japanischen Vogue.

War dann dein Weg, Christina, nach dem Abitur auf der Gutenbergschule vorgezeichnet?

Ja, doch. Schon vorher, 2017, machte ich bei dem Fotografen Michael Link ein Praktikum. Er hatte auch viel mit Mode zu tun. Ich musste mich durchkämpfen, mein Lehrer war später begeistert von meinen Arbeiten.

Und nun studierst du Kommunikationsdesign …

Ja, das hat geklappt. Aber wegen Corona fand und findet fast alles online statt.

„Mit Künstlern abhängen“ – was für ein cooler Spruch zu Jawlensky an die Adresse junger MuseumsgängerInnen. Und mit einem Ausschnitt der Installation „Grapheme“ von Robert Seidel wirbt die Absolventin des Studienfachs Kommunikationsdesign für den Museumsbesuch – dank Museumscard kostenlos! (Fotos und Texte: Christina Kossiwakis)

Zu deiner eigenständigen Arbeit im Museum sagtest du, dass du hier eine unglaubliche Inspiration für Fotomotive findest …

Ja, es werden mir tolle Perspektiven eröffnet, es gibt immer wieder andere Sichtweisen. Wie schon gesagt, das finde ich ganz besonders auch im Jugendstil.

Du meintest auch mit Picassos Worten, dass du dir hier, zwischen den Kunstwerken, den Staub des Alltags von der Seele waschen kannst.

Ja, so empfinde ich. Die jüngeren Menschen sollten Teil der Kunst werden – gerade jetzt, da alles digitalisiert wird. Mit meinen Plakatentwürfen möchte ich gerne dafür werben, dass junge Leute sich immer wieder eine Auszeit im Museum nehmen. Die Erfahrungen hier, vor Ort, sind doch viel einprägsamer als auf dem Display. Ich hoffe, die Plakate werden gut sichtbar aufgehängt.

Das wäre toll, wenn wir mit deinen Bildern und Texten die jüngere Generation sensibilisieren könnten!

Ich denke, vielen ist es gar nicht so bewusst, was sie eventuell verpassen. Sie sollen sagen: Oh, das sieht cool aus, da gehe ich mal hin.

Was sollte das Museum den Jüngeren noch anbieten?

Auf jeden Fall eine „Art Night“. Und gute Workshops – natürlich auch für Kinder. Übrigens: Nicht nur für die Kleinen ist es toll, wenn man in der Kristalle-Ausstellung nach schönen Steinen schürfen kann.

Wohin würdest du gerne bald mal eine Kunstreise unternehmen?

Nach Paris.

Zum Schluss zurück nach Wiesbaden. Wie siehst du unsere Stadt?

Ich bin froh, hier leben zu dürfen. Ich liebe die Architektur in unserer Stadt und finde es schön, dass gleichzeitig so viel Natur um uns herum ist. Eines ist für mich klar: Schönheit macht glücklicher – und die finde ich in Wiesbaden.

Das Gespräch führte Ingeborg Salm-Boost

PS: In Kürze werden die Plakate, die für die Freunde des Museums durch die Kooperation mit der Hochschule RheinMain entstanden und ausgewählt worden sind, in der Wandelhalle des Museums gezeigt. Weitere Motive will das Museum auch auf seinen Social-Media-Kanälen nutzen. Der Videoclip, der ebenfalls vom Förderkreis initiiert wurde, soll demnächst fertiggestellt sein.


Zur Person
Christina Maria Kossiwakis (19) studiert nach dem Abitur an der Gutenbergschule nun im zweiten Semester Kommunikationsdesign an der Hochschule RheinMain. Während der Schulzeit hatte sie schon ein Praktikum in einem Fotostudio gemacht und für sich entschieden, dass die seit der Kindheit sie faszinierende Fotografie im späteren Berufsleben eine Rolle spielen sollte. Gerne würde die gebürtige Wiesbadenerin später, nach Abschluss des Studiums, eine eigene Agentur gründen. Sicher könnte ihre Mutter sie dann gut beraten. Denn Anja Kossiwakis, bekannt als Modeexpertin und Modefotografin u. a. mit eigenem Blog und als Organisatorin des Nerotalfestes, leitet auch die Geschäftsstelle des InvestorenNetzwerk Wiesbaden, in dem junge Gründer Unterstützung finden. Am 14. März werden übrigens die beiden gemeinsam zur Fashion Week nach Berlin reisen. Christina, die zwei ältere Brüder hat, liebt Handarbeit, zum Beispiel stricken, und sagt von sich: „Ich mag das Haptische sehr.“ Und sie ist eine begeisterte Fechterin, die 2014 dritte auf der Hessen-Rangliste war. Jetzt, so bedauert sie, hat sie schon länger nicht mehr trainiert. Ein weiteres Hobby, das Christina nicht missen möchte: Paartanz. Seit drei Jahren pflegt sie diesen in der Tanzschule Weber. (isa)

 

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