Kulturcampus MuWi

Treffpunkt Museum

„Alle drei wären es wert, umgesetzt zu werden“, so beurteilt Professor Jörg Waldschütz die drei Konzepte seiner Studierenden der Hochschule RheinMain. Ihnen hatten Initiator und Freunde-Vorstandsmitglied Klaus Niemann sowie Susanne Löffler, Abteilung Presse- und Öffentlichkeitsarbeit im Museum Wiesbaden, den Projektvorschlag präsentiert: Was müsste man alles „anstellen“, um 18- bis 30-Jährigen den Besuch der Dauerausstellungen und Sonderausstellungen nahezubringen, das Museum zum Treffpunkt zu machen? Jörg Waldschütz, mit zwei Partnern Inhaber und Kreativdirektor der Agentur hbwdesign in Wiesbaden, attestiert den Teams Praxisnähe.


Herr Professor Waldschütz, waren Ihre Studierenden gleich für das Thema Museum zu begeistern?

Ja, als Susanne Löffler von der Pressestelle des Museums und Ihr Vorstandskollege Klaus Niemann ihre Projekt-Anregung präsentierten, fanden die ZuhörerInnen das spannend. Die Idee, sich damit zu befassen, wie eine Medienkampagne aussehen könnte, um junge Menschen stärker fürs Haus der Kunst und Natur zu interessieren, vor allem für die Dauerausstellungen, kam sehr gut an.

Es gibt viele Wege, junge Leute mehr für die Ausstellungen im Museum zu interessieren. Das meinen drei Teams der Hochschule RheinMain, die interessante Konzepte entwickelt haben. (Foto: Museum Wiesbaden/Bernd Fickert)

Und dann ging’s los …

Erst einmal mussten sich die TeilnehmerInnen des Seminars einen Überblick verschaffen, also auch recherchieren: Wie machen das andere, zum Beispiel wie läuft das mit jungen Leuten in der Frankfurter Schirn? Es gab ja kein vorgefertigtes Bild. Auf die Recherche folgte dann die Analyse und die Zielgruppendefinition. Es bildeten sich schließlich drei Teams.

Wie muss man sich das weitere Vorgehen vorstellen?

Es gibt mehrere Phasen. Sie befassen sich mit den Nutzerszenarien der Zielgruppen, also der 18- bis 30-Jährigen. Dann braucht es Konzeptideen, dafür wiederum eine Struktur und den Aufbau der Anwendung. Es folgt die Bild- und Gestaltungswelt, schließlich das Interaktionskonzept. Natürlich spielt das Design eine wichtige Rolle, aber das Inhaltliche stand im Vordergrund. Und schließlich braucht es einen Prototyp.

Klingt nach sehr anspruchsvoller Arbeit für die Zweitsemester. Sehen Sie als der richtungsweisende Dozent die gewünschte Praxisnähe bei den drei Gruppen erreicht?

Ja, es sind bei ganz unterschiedlichen Herangehensweisen drei sehr gute Projekte entstanden, sie haben weitestgehend Agenturniveau. Ob „Der neue Treffpunkt“, „Fenster zum Museum“ oder „Mumeet“ – alle drei wären es wert, umgesetzt zu werden.

Wir werden ja die Studierenden selbst zu Ihren Konzepten in Interviews zu Wort kommen lassen. Was sind denn die wichtigsten Ansätze?

Ganz klar ist, dass nichts ohne Social-Media-Kanäle geht, dass die jungen Leute sich aber auch treffen wollen, ihnen dafür andere Welten erschlossen werden sollten wie eben die Museumswelt. Es braucht kreative Aktionen. Und das wiederum muss nach draußen gut kommuniziert werden.

Die Teams haben ihre Ergebnisse ja schon im kleinen Kreis im Museum vorgestellt. Susanne Löffler und Klaus Niemann haben ihnen dafür Anerkennung ausgesprochen.

Ja, die Studierenden haben ihre Ideen anhand von umfangreichen mündlichen Konzeptpräsentationen und ersten inaktiven Prototyp dargelegt und konnten überzeugen.

Ist mit seinen Studierenden tief und erfolgreich ins Thema „Treffpunkt Museum“ eingestiegen: Professor Jörg Waldschütz. (Foto: Hochschule RheinMain)

Herr Professor Waldschütz, weiter gediehen ist ja schon das auch von uns Freunden des Museums unterstützte Projekt „Jugendstilizer“, das nächstes Jahr in die Realisierungsphase geht und von jungen Leuten im Hauptstudium angegangen worden ist. Nur ein kurzer Blick darauf – und dann werden wir dieses Projekt bei Realisierung 2023 ausführlich beleuchten.

Im Wintersemester 2021 wurden von einer Studierendengruppe in meinem Seminar Interaktive Gestaltung für die Jugendstil-Schenkung von Ferdinand Wolfgang Neess im Museum Wiesbaden ein Raum und ein interaktiver Tisch konzipiert. Dem Projekt haben wir den Namen „Jugendstilizer“ gegeben. An dem Tisch sollen vor allem junge BesucherInnen selbst KünstlerInnen werden und so die Ornament-Formensprache des Jugendstils selbst entwickeln können. Das Ganze steht unter dem Motto „Von der Natur zum Ornament“. Erst in diesen Tagen waren alle  Beteiligten im Museum, um mit dem Museumsteam unter der Leitung von Kustos Dr. Peter Forster die technische Konzeption zu starten.

Und zum Schluss: Haben Sie einen Wunsch ans Museum?

Ja, natürlich, dass solchen Ideen, die an der Hochschule entstehen, immer wieder Raum gegeben wird, dass man offen ist für die sehr starke kreative und experimentelle Kraft und sie nutzt.

Das Interview führte Ingeborg Salm-Boost


Zur Person
Professor Jörg Waldschütz (49) lehrt an der Hochschule RheinMain Kommunikationsdesign mit dem Schwerpunkt Interaktive Gestaltung. Zusammen mit zwei Partnern ist er in Wiesbaden Inhaber und Kreativdirektor der Designagentur Hilger Boie Waldschütz (hbwdesign). Der gebürtige Offenburger ist für die Hochschule RheinMain im Kulturbeirat der Stadt aktiv. Kunst interessiert ihn sehr, so ist er ein großer Fan von Rebecca Horn, die man ja eindrucksvoll im Eingangsbereich unseres Museums erleben kann. Aber Jawlensky und vor allem der Jugendstil sind ihm auch nah. Da trifft es sich gut, dass er mit Absolventen und Absolventinnen  des Hauptstudiums im Museum Wiesbaden das Projekt „Jugendstilizer“ in die Umsetzungsphase gebracht hat. Jörg Waldschütz nennt den Jugendstil eine faszinierende Schule und ist selbst Sammler. Er ist mit einer Designerin verheiratet; gemeinsam haben sie zwei Kinder im Alter von acht und 14 Jahren. (isa)

 

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