Kunstvoll und Naturnah

Gábor Török – Intervention im Museum

Gábor Török, 1952 in Budapest geboren, lebt und arbeitet seit 2004 in Wiesbaden. Neben Ausstellungen in Europa, Asien und den USA gestaltete er eine Vielzahl von Großplastiken für den öffentlichen Raum, unter anderem auch in Wiesbaden (Kaiser-Friedrich-Ring auf Höhe des Landeshauses und auf dem Hofgartenplatz in Sonnenberg, dort mit Nina Stoelting).

Ein Stück Geschichte, 2015, Stahl (gemeinsam mit Nina Stölting), Hofgartenplatz in Sonnenberg, Wiesbaden (Foto: Nina Stoelting)

Diese Präsenz im öffentlichen Raum wollen wir zum Anlass nehmen, anhand ausgesuchter Arbeiten den beiden „Wiesbadener Projekten“ (Lauf der Zeit, 2008 / Ein Stück Geschichte, 2015) im Werkkontext einen Rahmen zu geben und eine Auswahl seiner Arbeiten im zentralen Raum der Gemäldegalerie zu präsentieren.

Modell der Skulptur „Lauf der Zeit“, 2008 (Foto: Astrid Roussel)

Gábor Töröks Formen sind von der Figur her gedacht. Und zwar weniger von der statischen Umrissform, als von der Bewegung: einer oftmals körperlichen, menschlichen Bewegung, einer Haltung oder einer Geste. Auch die beiden im öffentlichen Raum stehenden, oder sollte man nicht vielleicht besser sagen: sich „bewegenden“ Arbeiten, sind von dieser Dynamik gekennzeichnet. Sie beziehen sich auf den umgebenden Raum, laden ein, diesen als neuen, verwandelten Ort zu entdecken.

Lauf der Zeit, 2008, Stahl, Styrodur, Putz, Kaiser-Friedrich-Ring auf Höhe des Landeshauses, Wiesbaden (Foto: Nina Stoelting)

Aber auch die Bewegung als Beobachtung in der Zeit spielt in den Arbeiten Töröks eine Rolle: Der Rauchkringel einer verlöschenden Flamme, der Spross einer Pflanze, ja auch der Purzelbaum werden in ihrer Dynamik eingefangen. Beides steht für Entwicklung, die Form entsteht in der Zeit. (Nicht ganz im öffentlichen Raum, aber doch gut sichtbar, findet sich übrigens eine weitere Arbeit des Künstlers, die genau diesen Aspekt auf das Vortrefflichste fasst: Geburt einer Sehnsucht, 2013, im Nerotal.)

Geburt einer Sehnsucht, 2013, Edelstahl, im Wiesbadener Nerotal (Foto: Astrid Roussel)

Dabei ist Zeit ein nicht unwesentliches Merkmal einer jeden Skulptur, allein schon, weil die Rezeption im Raum unterschiedlicher Standpunkte bedarf und damit einen zeitlichen Verlauf einschließt. Zur Rezeption wird eine eigene Positionierung nötig. Bei Török bringt sich darüber hinaus die Skulptur selbst in Stellung, gewinnt als Gegenüber einen je eigenen, ganz spezifischen Ausdruck. Den an sich abstrakten Arbeiten gibt der Künstler dazu einen Titel bei, der mit einem Augenzwinkern zum Entdecken einlädt.

Jörg Daur

Dr. Jörg Daur ist stellvertretender Direktor des Museums Wiesbaden und Kustos moderne und zeitgenössische Kunst.


Eröffnet wird die Präsentation im Rahmen einer stillen Vernissage am 17. Februar 2022. Von 19 bis 21 Uhr kann man in Ruhe kommen, schauen und mit Künstler Gábor Török sowie Kurator Dr. Jörg Daur zusammentreffen. Auch eine Preview wird es geben: Bereits am Nachmittag wird die zeitgenössische Intervention, die vom 17. Februar bis 15. Mai 2022 zu sehen ist, geöffnet sein.

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