Neujahrsempfang der Freunde des Museums Wiesbaden

Gute Laune und „Zuversicht“

Ein volles Haus ist gesetzt, wenn die Freunde des Museums Wiesbaden zu ihren Veranstaltungen einladen – das gilt vor allem auch für den Neujahrsempfang. Rund 400 Gäste kamen zusammen, bewiesen im Vortragssaal des Museums Stehvermögen – oder verfolgten das Geschehen auf der Bühne per Übertragung im Museums-Café.

Sie alle sind gern als Service-Kräfte für die Museumsfreunde aktiv: Engagierte Schüler und Schülerinnen vor dem Start des Neujahrsempfangs.

Sie alle erlebten einen von „Zuversicht“ geprägten Freundes-Vorsitzenden Dr. Gerd Eckelmann, der in seiner Neujahrsansprache – die wir ganz am Ende dieses Beitrags im Wortlaut wiedergeben – von der Verpflichtung sprach, die Zukunft „zuversichtlich zu betrachten“. Auch in unstrittig schwierigen Zeiten. Und er rief dazu auf, sich aktiv einzusetzen und vorzunehmen, „die Welt jeden Tag eines kleines bisschen besser zu machen.“ Zustimmung im Publikum, das sich mit Eckelmann über den kürzlich gegründeten Unterstützerkreis „Oktogon Circle“ freut, der dem Museum – das im Jubiläumsmonat April sein 200-jähriges Bestehen feiert – die Anschaffung neuer Kunst ermöglichen wird. Freundlichen (Willkommens-)Applaus gab es auch für folgende Mitglieder im Förderverein: Stadtverordnetenvorsteher Dr. Gerhard Obermayr, Hochschulpräsidentin Prof. Dr. Eva Waller und Reinhard Ernst. Der Hausherr aus dem benachbarten „mre“, dem vor kurzem gemeinsam mit seiner Frau Sonja die Ehrenbürgerwürde der Stadt Wiesbaden verliehen wurde, erfreute sich am Austausch mit anderen Museumsfreuden und blieb bis zum Schluss.

Seine Rede ist diesmal ein eindrucksvoller Appell, auch in schwierigen Zeiten zuversichtlich zu bleiben: Vorsitzender Dr. Gerd Eckelmann erhält viel Zustimmung für seine Gedanken.

Beifall auch für den Kunstsammler und Mäzen Frank Brabant, den Museumsdirektor Dr. Andreas Henning für sein „bürgerschaftliches Engagement par excellence“ würdigte. Dem generösen Stifter hat der Filmemacher Andreas Clarysse mit Unterstützung der Museumsfreunde einen Film gewidmet, der bald Premiere feiern wird. Und mehr noch: Der international bekannte Künstler Kevin Clarke hat eines seiner DNA-Porträts von Frank Brabant erstellt, das in der Galerie von Leander Rubrecht enthüllt wurde – und „natürlich unbedingt ins Museum Wiesbaden gehört“, wie Henning sagte. Ermöglicht werden soll dieser Ankauf auch durch den Verkauf des DNA-Porträts von Frank Brabant im Kleinformat, das die Galerie anbietet. Der Freunde-Unterstützung hat das Museum auch den „Figuralen Tierteppich“ von Ida Kerkovius zu verdanken, ein „hinreißender Neuzugang“ für die Sammlung Klassische Moderne, begeisterte sich Henning.

Ausgebucht: Groß ist das Interesse an den acht Führungen zum Auftakt des Abends. Hier erläutert Valerie Ucke das Projekt „WINWIN – Die Kunsthochschule Mainz zu Gast im Museum Wiesbaden“.

Gewohnt kurz und knapp, gleichwohl ausgesprochen informativ, interessant und amüsant kam die Speed-Talk-Runde mit Moderatorin und Kuratoriumsmitglied Corinna Freudig daher. Sie bat nacheinander die „sechs Richtigen“ zu kurzen Statements auf die Bühne, sämtlich Persönlichkeiten, die sich auf unterschiedlichste Weise für das Museum Wiesbaden engagieren. In seiner Eigenschaft als stellvertretender Museumsdirektor tut dies Dr. Jörg Daur beruflich – und mit großem Engagement. Er teilte seine Freude über die Kooperation des Museums Wiesbaden und der Stiftung der im September 2024 gestorbenen Künstlerin Rebecca Horn gerne mit den Gästen. Die Zusammenarbeit habe zur Folge, dass in Wiesbaden der weltweit größte Teil der Werke Horns versammelt seien: „Wir verstehen uns als Zentrum für die Kunst von Rebecca Horn.“ (Siehe auch unser Beitrag „Kunstvoll und Naturnah“ aus dem Dezember 2018.)

Er stimmt auf den Jubiläumsmonat April ein: Dr. Andreas Henning erläutert u.a. Museumsaktivitäten zum 200-Jährigen.

Gleich mehr als 1,24 Millionen Exponate finden sich in der Sammlung Natur des Museums, in der Alexandra Kafitz ehrenamtlich aktiv ist. Sie präsentiert den Besuchern nicht nur „Schädel und Zähne zum Anfassen“, sondern vertieft sich auch in die Archivrecherche und transkribiert alte (Brief)Manuskripte. Entstanden aus ihrer Arbeit ist sogar ein Buch über den deutschen Kolonialismus in Afrika am Beispiel des Wiesbadener Missionars  Carl Berger. Frederik Bonnet wiederum lebt ganz im Hier und Jetzt der Museumsfreunde: Der 16-Jährige lernt gerne Menschen kennen, und das klappt bei Veranstaltungen der Freunde, bei denen er aushilft, problemlos. Für das Sammeln von Spenden – „jederzeit abseits des Mitgliedbeitrags willkommen“ (Freudig) – hat Frederik ganz eigene Charmeoffensiven entwickelt, die er auch beim Service beweist. Er stellte den Gästen sein Lieblingswerk vor: ein Blick auf die Küste von Capri bei Nacht (um 1853) von Bernhard Fries. Nur einige Jahre älter ist die Studentin Sarah Cejpek, die bei den „Jungen Freunden“ aktiv ist. Sie hielt ein leidenschaftliches Plädoyer für das Museum als Ort der Begegnung und Kommunikation, der fürs junge Publikum intensiv etwa durch eigene Führungen, Atelierbesuche, Besuche im Fundus und eine starke „Junge-Freunde-Community“ der Freunde erschlossen wird.

Die „sechs Richtigen“ hat Corinna Freudig in der wieder von ihr schwungvoll moderierten Speed-Talking-Runde auf der Bühne.

Von den Jungen zu den Alten (Meistern), deren Restaurierung „nicht so schwierig ist, wie man erwarten würde“: Ines Unger leitet die Restaurierungswerkstätten des Museums und gab spannende Einblicke in ihre Arbeit. Dies wurde, ebenso wie die Beträge aller Interviewgäste, anhand von projizierten Aufnahmen illustriert. Hier waren dann auch beispielhaft einige Jugendstilplakate aus der Sammlung von Maximilian Karagöz zu sehen, der sich von der Moderatorin partout keine Aussage zu seinem Lieblingsplakat entlocken ließ. „Plakatfrauen. Frauenplakate“ ist die mit Werken aus der Sammlung Karagöz bestückte Ausstellung im Museum überschrieben, die aufgrund des großen Besucherzuspruchs bis zum 15. Juni 2025 verlängert wurde.

Mit großem Applaus bedacht: Die junge Absolventin der Wiesbadener Musikakademie Haoxuan Wang brilliert mit dem „Faustwalzer“ von Liszt.

Apropos Lieblinge: Die erst 19 Jahre junge Pianistin Haoxuan Wang, die an der Wiesbadener Musikakademie studiert, zählt Beethoven und Liszt zu ihren Lieblingskomponisten. Mit Hingabe und großer Virtuosität spielte sie beim Neujahrsempfang den „Faust-Walzer“ von Franz Liszt, anhaltender Beifall war ihr für ihr musikalisches Können gewiss. Das galt in gleichem Maße für die Hip-Hop-Gruppe „Bellicious Crew“: 18 Studentinnen (unter ihnen auch Mitglieder der Jungen Freunde) gründeten 2022 die Formation, die zahlreiche Tanzstile vereint und mit ihrem Auftritt, der gerne gebucht werden kann, begeisterte.

Hip-Hop-Power: Was die 18 Tänzerinnen der „Bellicious Crew“ auf und vor die Bühne bringen, entlockt den Gästen sogar Bravo-Rufe.

Als Premierengäste konnten sich die Besucher des Neujahrsempfangs fühlen, die von Museumsdirektor Henning im Anschluss an den Empfang in die „Alten Meister“ – neu präsentiert – eingeladen wurden. Die Neugestaltung der Dauerausstellung ist eines der Highlights des 200-Jahr-Jubiläums, das vom Museum im April mit zahlreichen Veranstaltungen gefeiert werden wird. „Immer im Wandel“, bezeichnete Henning die Maxime des Museums, das „jung geblieben“ sei und ein starkes Profil auch in der modernen und zeitgenössischen Kunst aufweise.

Angeregte Gespräche und beste Laune beim Get-together in der Wandelhalle.

Einen „Doppelschlag“ gibt es im Jubiläumsjahr mit gleich zwei Ausstellungen zur „Biene, der Sympathieträgerin des 21. Jahrhunderts“. Ebenfalls im April wird ein neuer Raum der Dauerausstellung der Naturhistorischen Sammlung eröffnet, in dem man den Wandel anschaulich erleben kann. Im Fokus die Präparate von Maria Sibylla Merian, die Henning als „Schätze der Naturwissenschaft“ würdigte. Neue Räume, neue Sonderausstellungen, neue „Alte Meister“ – mehr als genügend Gesprächsstoff fürs Beisammensein in der Wandelhalle des Museums, das von zahlreichen Gästen bis in den späten Abend genossen wurde.  Geht es nach Museumsdirektor Henning, halten sich die Museumsfreunde – und am besten alle Kunst- und Naturinteressierten – den „ganzen April im Kalender frei“: Es gibt im 200 Jahre „jungen“ Museum Wiesbaden jede Menge (Neues) zu entdecken.

Christina Oxfort


Neujahrsansprache im Verein der Freunde des Museums Wiesbaden am 23. Januar 2025 vom Vorsitzenden Dr. Gerd Eckelmann:

Liebe Mitglieder und Gäste,

herzlich willkommen im Jahr 2025. Namentlich begrüße ich gerne die Präsidentin der Hochschule RheinMain, Frau Professorin Dr. Eva Waller und den Stadtverordnetenvorsteher Dr. Gerhard Obermayr. Ich freue mich auch, dass unser neuer Ehrenbürger, Reinhard Ernst anwesend ist. Gerne begrüße ich unseren Freund, den Mäzen Frank Brabant.

Der Anfang des neuen Jahres ist zwar schon etwas fortgeschritten, aber da wünscht man sich unter Freunden trotzdem noch ein gutes neues Jahr.

Als Freundeskreis unseres Landesmuseums haben wir Gründe für Vorfreude, denn wir feiern in diesem Jahr den 200. Geburtstag dieses Hauses. In diesen 200 Jahren hat unser Museum unzählige Menschen inspiriert. Das ist ein Grund zum Feiern im Jubiläumsmonat April.

Es gibt noch einen Grund zur Freude. Wir haben unter dem Namen  Oktogon Circle eine Fördergemeinschaft gegründet, die das Museum bei der Anschaffung neuer Kunst sehr wesentlich unterstützt.

Es gibt aber auch Menschen, die sorgenvoll auf die vor uns liegende Zeit blicken. Manche sind von dem Blick auf die möglichen Risiken ihrer Zukunft richtig heruntergezogen. Aber unsere Wahrnehmung ähnelt oft dem Blick in ein Kaleidoskop. Manchmal genügt eine kleine Bewegung, und plötzlich erscheinen neue Muster. Diesen Menschen möchte ich daher zurufen, spendieren Sie sich bitte einen frischen Blick auf Ihre Gegenwart.

Gegenwart, das ist das Stückchen Zeit zwischen Vergangenheit und Zukunft,  das ich aktiv gestalten kann, in dem ich genießen kann, in dem ich Verbindungen stärken und Chancen ergreifen kann. In dieser Gegenwart findet mein Leben statt.

Und wenn ich dieser Gegenwart mit Zuversicht begegne, dann ist meine Zukunft keine Bedrohung, sondern eine Leinwand, die ich gestalten kann. Es liegt an mir, sie mit Kreativität, Mut und Freude auszumalen.

Zuversicht, liebe Freundinnen und Freunde, ist für mich ein Schlüsselbegriff. Ich verdanke ihr meine Existenz. Alle meine Altersgenossen sind kurz nach dem Weltkrieg auf die Welt gekommen, weil unsere Eltern trotz der Ruinen und der Schwierigkeiten an die Zukunft geglaubt haben.

Und wenn ich der Zuversicht mein Dasein verdanke, dann bin ich selbst verpflichtet, meine Zukunft zuversichtlich zu betrachten.

Dazu gehört, dass ich mich öffne für die schönen Aspekte meiner Welt und sie bewusst ansehe. Zum Beispiel, indem ich mein Museum besuche, meinen Salon in Wiesbaden. Jederzeit kostenlos mit meiner Mitgliedskarte.

Ein Museum ist immer auch ein Ort der Zuversicht. Ich weiß, dass hier alles Qualität hat. Unser Museum bewahrt und präsentiert, weil es davon überzeugt ist, dass diese Dinge aus der Vergangenheit die Zukunft inspirieren können. Das Museum ist ein Ort, an dem Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft miteinander sprechen.

Zuversicht ist nicht blindes Vertrauen darauf, dass alles von selbst gut wird. Sie ist die Überzeugung, dass ich etwas tun kann, um die Dinge zu verbessern. Dazu gehört, dass ich mich aktiv einsetze und mir vornehme, die Welt jeden Tag ein kleines bisschen besser zu machen.

Zum Beispiel indem ich mich einmische, indem ich Leserbriefe schreibe, wenn mich meine Zeitung verwundert, oder indem ich persönlich und in sozialen Netzwerken deutlich meine Meinung äußere. Zurückhaltung ist nicht vornehm, sondern eine ausgelassene Chance, die Welt zu verbessern.

Zuversicht wird stärker, wenn wir sie teilen. Hier im Kreis der Freundinnen und Freunde unseres Museums können wir uns gegenseitig inspirieren. Gemeinsam ist Zuversicht nicht nur eine Haltung, sondern eine Bewegung.

Die Welt dankt mir meinen Einsatz, indem sie mich bei meinem zuversichtlichen Blick zu neuen Ideen inspiriert und mir dadurch neue Chancen aufzeigt, die zu meinen Absichten passen. Und dann wird meine Leinwand, auf der ich meine Zukunft erschaffe,  immer schöner.

Vielleicht, liebe Freundinnen und Freunde, können Sie mir dabei folgen.

In diesem Sinne wünsche ich uns ein gutes neues Jahr.

 

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