Neujahrsempfang der Freunde
„Sehr bewegend und endlich einmal live …“
„Wir sind einerseits gern gesehene Gäste des Museums, und andererseits seine Botschafter in die Wiesbadener Bürgerschaft.“ Ja, so wie es Förderkreis-Vorsitzender Gerd Eckelmann beim Neujahrsempfang den rund 400 (!) TeilnehmerInnen zurief, so mögen es die meisten Freunde und Freundinnen auch empfinden. Nach zwei Jahren pandemiebedingter Pause war es den Fans des Hauses der Kunst und Natur ein Bedürfnis, wieder einmal im großen Kreis zusammenzukommen (siehe auch unsere Fotogalerie). Sie durften sich auf ein ebenso kurzweiliges wie informatives Programm im Vortragssaal (übertragen in Café und Wandelhalle) und auf den sich anschließenden lebhaften Austausch freuen. Auch an anspruchsvoller Musik – zur Begrüßung in der Wandelhalle und zwischen den Redebeiträgen im Vortragssaal – fehlte es nicht: Student Dominik Schumacher am Marimbaphon und das Posaunen-Quintett Trombonissimo, in dem Kuratoriumsmitglied Frank-Peter Martin an der Bassposaune spielt, kamen bestens an! Unter den Zuhörern waren auch zwei passionierte Sammler und Mäzene, die zu den regelmäßigen Besuchern des Neujahrsempfangs zählen: Frank Brabant und Jan Baechle.
Einer, der das Neujahrstreffen erstmals erlebte, war Museumsdirektor und Vorstandsmitglied Andreas Henning. Denn seit er – aus Dresden nach Wiesbaden gekommen – die Führung übernommen hatte, zeigte Covid die Veranstaltungsgrenzen auf. Er beschreibt seinen Eindruck vom Abend so: „Es war sehr bewegend, diese große Freude über den Neustart des Neujahrsempfangs zu erleben. Es war genauso bewegend, die offene und vielfach sogar freundschaftliche Verflechtung der Freundeskreis-Mitglieder untereinander endlich einmal live zu erleben.“
Dieses besondere Miteinander werden auch die Gäste aus dem Rathaus, Stadtverordnetenvorsteher Gerhard Obermayr und Kulturdezernent Axel Imholz, im Trubel nach dem Programm wahrgenommen haben. Und sie werden zuvor gerne gehört haben, was Gerd Eckelmann zu den „BotschafterInnen“ und zum Selbstverständnis des Kulturfördervereins sagte: „Wir beschäftigen uns mit dem Kitt, der unsere Demokratie zusammenhält. Wir helfen mit, Menschen mit Kultur in Verbindung zu bringen. Dabei entsteht Respekt vor der Meinung anderer. Und das ist die wichtigste demokratische Tugend …“
Wichtig ist es dem Verein auch, neue Bevölkerungsgruppen ins Museum zu bringen, beispielsweise am von den Freunden seit Beginn unterstützten eintrittsfreien Samstag (jeweils zu Beginn des Monats). Was dank des Engagements des Förderkreises, der rund 2100 Mitglieder zählt, alles an Projekten auf den Weg gebracht wird, wie der Verein sich beim Ankauf neuer Kunstwerke einbringt und dass er Kataloge mitfinanziert – der Vorstandsvorsitzende gab einen kurzen, aber eindrucksvollen Einblick in die Arbeit des Förderkreises. Und überließ dann gerne den Talkgästen und ihrer Moderatorin, Kuratoriumsmitglied Corinna Freudig, die Bühne. Sie unterhielt sich mit sechs Menschen, die Interessantes zu berichten hatten:
Zum Beispiel die elfjährige Mila, eines der Kinder, die in unserer Reihe „Wir zeigen’s Euch“ im Videoclip über Kunst und Natur sprechen. Mila hatte sich das „Heilandsgesicht – Erwartung“ von Alexej von Jawlensky ausgesucht. Wunderbar, wie sie erklärt, warum sie genau dieses Werk besonders mag. Ach ja, die Natur liebt sie auch und ist begeistert vom Schildseeigel.
Dies wird Kurator Hannes Lerp freuen. Als Talkgast schaut er für uns auf den Tiger Pascha und wie er nach allen Regeln der Kunst präpariert wurde – das war ebenso einprägsam wie spannend. Wie sie – durch die Empfehlung von Bekannten – mit ihrem Mann zum Förderkreis kam und wie rasch sie das umfangreiche Veranstaltungsangebot der Freunde zu schätzen lernte, das erzählt Gudrun Lesko den Gästen. Und nicht nur das: Das Ehepaar gehörte zu den Mitgliedern, die 2022 beim Internationalen Flötenwettbewerb Ferdinand W. Neess gerne einen Teilnehmer bei sich zuhause aufnahmen. Dass der junge Mann aus Polen, der in Wien studiert, den ersten Preis erspielen würde, konnten sie natürlich nicht wissen …
Bleiben wir beim Jugendstil: Kurz vor dem Start befindet sich das Projekt „Jugendstilizer“, über das die wissenschaftliche Volontärin Valerie Ucke berichtet. In einem ganz besonderen Raum sollen junge Menschen mit dem „Experiment Ornament“ für diese Kunstrichtung interessiert werden – was sicherlich auch Danielle Neess freuen wird, der Witwe von Ferdinand Wolfgang Neess, die immer wieder die einzigartige Sammlung ergänzt und auch zum Neujahrsempfang gekommen war.
Zurück zu den Studierenden: Der „Jugendstilizer“ ist ebenso an der Hochschule RheinMain entwickelt worden wie weitere Konzepte zur Bindung junger Menschen zwischen 18 und 30 Jahren ans Museum der Kunst und Natur. Wie das funktionieren könnte, etwa mit einer „MuMeet-App“, dies schildert im Namen der drei Teams Alfred Knaub dem Publikum. Alles Arbeiten, die von unserem Förderkreis initiiert wurden!
Dass das Museum Wiesbaden sich durchaus auch damit beschäftigt, wie seine vielen Vorzüge noch besser herausgestellt werden könnten, und dass man hierbei Know-how aus dem Kuratorium schätzt, dies erläutert im Talk Kuratoriumsmitglied Thomas Radke, Mann vom Fach. Natürlich mit einem kleinen Werbeblock für die am 8. November stattfindende Museumsgala. Und mit einem Blick „nach drüben“, zum Museum Reinhard Ernst, mit dem das Landesmuseum schon so manches in Sachen Zusammenarbeit besprochen hat.
Ja, viel Input und viel Applaus gab es in der von Corinna Freudig wieder ebenso professionell wie charmant moderierten Talkrunde, in die sie übrigens vier exakt zu Kunst und Natur passende Zeilen eines Goethe-Gedichts einbrachte:
Natur und Kunst, sie scheinen sich zu fliehen
Und haben sich, eh’ man es denkt, gefunden;
Der Widerwille ist auch mir verschwunden,
Und beide scheinen gleich mich anzuziehen.
„Enthusiasmus fürs Museum entsteht vor allem im Museum!“ Keine Frage, dieser vom Direktor ausgegebenen These stimmt man gerne zu. Zahlen, die erfreuen, tischt Andreas Henning auf: „1001 Kinder haben 2022 im Museum an einem Kindergeburtstag teilgenommen! Das ist nachhaltige Museumsarbeit, denn diese Kinder tragen dieses Museumserlebnis fest in ihrem Herzen“, ist Henning überzeugt.
„Insgesamt 1.100 pädagogische Gruppen haben 2022 das Museum besucht und an einem der vielfältigen Angebote der Abteilung Bildung und Vermittlung teilgenommen.“ Hier dankt Andreas Henning den Freunden, die in der Förderung dieses Programms bekanntlich einen Schwerpunkt haben. Und die seit Beginn des Ukraine-Kriegs auch die Willkommensführungen und Workshops für Geflüchtete unterstützen.
90.464 BesucherInnen kamen vergangenes Jahr ins Museum. „Ein wahrlich sehr gutes und unverhofftes Ergebnis“, meint Henning, der den Gästen natürlich auch mit einem Ausblick Appetit auf die Ausstellungen dieses Jahres macht. Zum Beispiel auf die Kabinettschau „Frank Brabant entdeckt Karl-Otto Hy“. Oder die große Zwintscher-Frühlingsausstellung, die laut Henning die herausragende Bedeutung des sächsischen Jugendstilmalers deutlich machen soll. Hinzu kommen u. a. das „Gemischte Doppel“, nämlich zwei Künstlerpaare in der Klassischen Moderne, oder etwa HAP Grieshaber, „den großen Erneuerer des Holzschnitts in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts“, so Henning. Und natürlich gibt es vieles in der Natur zu entdecken und zu erfahren: Die Wasser-Ausstellung bleibt noch für ein weiteres Jahr, es geht auch um Lehm und beispielsweise um „Tierisch Rot“, um Farben tierischen Ursprungs.
In so mancher Schau der Sparte Kunst werden auch die jungen Damen immer wieder unterwegs sein, die Andreas Henning und Gerd Eckelmann zum Abschluss des offiziellen Programms auf die Bühne baten: Die Museumsguides mit Leiterin Christine Scholzen. Ein tosender Applaus war ihnen sicher: Sie haben 2022 den Leonardo Schul Award der Wiesbaden Stiftung in der Kategorie „Alles ist Kunst“ gewonnen! Museumsguides – eines der vielen Projekte von und mit jungen Menschen, die wir Freunde des Museums mit großer Überzeugung unterstützen und begleiten.
Ingeborg Salm-Boost
PS: Noch eine Empfehlung für eine gelungene Rückschau auf die Corona-Jahre 2020 und 2021 gibt uns der Museumschef. Anlässlich des Freunde-Neujahrsempfangs ist vom Museum „MuWi retrospektiv“ freigeschaltet worden. Hier geht es direkt zum Online-Rückblick.