Ostergruß

Freude über das Geheimnis des Lebens

Das Ei ist Symbol für die Osterzeit. Allerdings ist seine ursprüngliche Bedeutung heute unter dem starken Kommerzialisierungsdruck kaum noch wahrnehmbar. Auf die Spuren seiner Aussagekraft kann man sich in der Sonderausstellung „Oologische Studien – Der Ursprung liegt im Ei“ begeben, die soeben in den Naturhistorischen Sammlungen eröffnet wurde.

Aus aller Welt: Künstlerisch gestaltete Ostereier – als Schenkung sind sie ins Museum Wiesbaden gekommen. (Foto: Museum Wiesbaden/Bernd Fickert)

In dieser Studienausstellung sind unter anderem eintausend Eier zu bestaunen, die in den unterschiedlichsten Kulturen der Welt künstlerisch bearbeitet wurden. Darunter zahlreiche Ostereier, die gefärbt, bemalt, gebatikt, geätzt, bekratzt, bestickt, behäkelt oder wachsbossiert wurden. Die Freude über das Geheimnis des Lebens kommt in all ihrer Vielgestaltigkeit zum Ausdruck.  Mit dem befruchteten Ei beginnt das Leben zahlreicher Organismen. Es steht daher auch symbolisch für den Ursprung des Lebendigen. Seit jeher wird der Frühling als Fest des erwachenden Lebens gefeiert. Diese Feste waren in vorchristlichen Zeiten einer Frühlingsgöttin geweiht, die mitunter als „Ostara“ identifiziert wird und aus der sich das Wort Ostern entwickelt haben könnte. Im Christentum wird der Durchgang Christi durch den Tod gefeiert, das Ei symbolisiert die Auferstehung am Ostersonntag. Seit vielen Jahrhundert ist in europäischen Osterbräuchen das Suchen und Verschenken von verzierten Ostereiern Teil der Tradition. Doch auch in außereuropäischen, nichtchristlichen Kulturen finden wir das Ei als Quell allen Lebens, zum Teil schon vor Jahrtausenden.


Die Ausstellung würdigt die Schenkung von 3000 kunsthandwerklich bearbeiteten Eiern, die wir Dr. Birgit Scheps verdanken, Kustodin für Australien und den Pazifik am Grassi Museum in Leipzig. Sie hat ihr Leben lang diese besondere kulturgeschichtliche Kollektion zusammengetragen und weiß zu jedem Ei faszinierende Geschichten zu erzählen. (Verpassen Sie deshalb nicht den Vortrag von Birgit Scheps am 14. August!). Diese Schenkung zeigt auf das Schönste, wie sehr das Museum Wiesbaden von bürgerschaftlichem Engagement getragen wird. Wir verdanken nicht nur die Museumsgründung vor 200 Jahren solchem Einsatz, sondern Stifterinnen und Stifter helfen uns auch heute grundlegend, die Sammlungen in Kunst und Natur weiterzuentwickeln und für kommende Generationen zu bewahren.

Der Streifenkiwi hält in Sachen Eigröße im Verhältnis zur Größe des Muttervogels mit 30 Prozent des gesamten Körpergewichts alle Rekorde, so erfährt man in der Ausstellung. (Foto: Museum Wiesbaden/Bernd Fickert)

In der Studienausstellung geht es nicht nur um die Kulturgeschichte des Eis, sondern auch um die biologischen Aspekte. Und noch mehr Eier sind im neu eröffneten Themenraum der Natur zu finden, der dem Wandel gewidmet ist. Hier kann man über die Gestaltungsvielfalt ins Staunen kommen, mit der die Evolution das Ei je nach Anforderung geformt und gefärbt hat.

Wanderfalke-Nest (Foto: Museum Wiesbaden/Bernd Fickert)

200 Jahre Museum Wiesbaden – immer im Wandel. Auch dank Ihrer aller Engagement, Begeisterung, Fürsprache und Förderung. Daher möchte ich Ihnen im Namen des ganzen Museumsteams nicht nur ein heiteres und friedliches Osterfest wünschen, sondern Ihnen auch ein frohgemutes Dankeschön zurufen!

Andreas Henning

 

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