Unter Freunden

Sie ist schön, die Museumswelt!

Kürzlich hatte ich in unserer Stadt ein Wochenende für Journalisten-Kollegen organisiert, mit denen mich eine frühere gute Zusammenarbeit in einem Projektteam und seither eine verlässliche Freundschaft verbindet. Wir treffen uns einmal im Jahr, wollen uns natürlich ausgiebig miteinander austauschen, aber ein spannendes Programm soll stets auch dazugehören. Es wundert Sie sicher nicht, dass ich als Museumsfreundin den Gästen aus Bonn, Potsdam, Sindelfingen, aus dem Sauerland und aus der Pfalz mit Stolz zeigen wollte, was wir an der Friedrich-Ebert-Allee alles zu bieten haben.  Zeitungsmacher/innen müssen selbstverständlich auch unser neues RheinMain CongressCenter kennenlernen – schön, dass der städtische TriWiCon- und Marketingchef Martin Michel sich die Zeit nahm, das Messe-Haus mit all seinen Finessen vorzustellen. Keine Frage, das hat beeindruckt!

Das Highlight aber, so empfanden es ganz offensichtlich meine Gäste, war die Ausstellung „Von Beckmann bis Jawlensky“. Mit einer Kunsthistorikerin und Frank Brabant gingen wir in das „zweite Wohnzimmer“ des Sammlers, der auf so sympathische Weise die Ausführungen von Annkatrin Kaul mit seinen persönlichen Anmerkungen bereicherte. Wie meine Besuchergruppe hatten in diesem Sommer eine ganze Reihe von Menschen das Glück, zusammen mit dem großzügigen Kunstfreund, der, wie Sie ja längst wissen, seine gesamte Sammlung den Museen seiner Heimatstadt Schwerin und seiner Wahlheimat Wiesbaden durch Schenkung überlassen wird, in die Welt des Expressionismus und der Neuen Sachlichkeit einzutauchen. An die 100 kleine und größere persönliche Führungen hat der 80-Jährige, dem kein Mensch sein Alter glauben mag, absolviert und sich, gefreut, dass die Menschen so großes Interesse zeigten. Auch einem Pädagogen und dessen Schulklasse, die er zufällig auf dem Bahnhof traf, bot Frank Brabant spontan einen Rundgang an.

Nachklang zur Brabant-Ausstellung: Die roten Häuser von Max Pechstein (Foto: Museum Wiesbaden)
Nachklang zur Brabant-Ausstellung: Die roten Häuser von Max Pechstein (Foto: Museum Wiesbaden)

Dass am Ende rund 37.000 Menschen kamen, darunter viele auswärtige Besucher zum Beispiel aus München, Berlin, Hamburg, natürlich ebenso aus Frankfurt und Mainz, das freut auch Kurator Roman Zieglgänsberger sehr. Ebenso, dass das ZDF sich Frank Brabant und seiner Sammlung widmete.

Es war ein großes Erlebnis für mich, sagt der Mäzen im Nachhinein. Am letzten Tag traf er im Museum eine Besucherin, die den Tränen nahe war – weil nun dieses besondere (Tapeten- )Wohnzimmer, in das sie immer wieder gekommen sei und das wirklich auf viele Kunstfreunde magische Anziehungskraft ausübte, verschwinden werde.

Jetzt sind die Wände im Zuhause Frank Brabants eine Weile wieder dicht mit seinen Kostbarkeiten behangen. Und bei einem Besuch zum Kaffee bei ihm ist deutlich zu spüren, wie sehr er sich freut. Doch er, der ja immer auszuleihen bereit ist, hat schon wieder einige Werke auf Reisen geschickt. Ein Corinth ist in der Slevogt-Ausstellung in Mainz, drei Bilder der Neuen Sachlichkeit von Georg Scholz, darunter der Zeitungsausträger, werden eine Ausstellung in der Berlinischen Galerie in der Hauptstadt bereichern. Arbeiten von Edgar Ende (dem Vater von Michael Ende) werden im Schloss Opherdicke bei Unna gezeigt. Im November ist eine Auswahl seiner Brücke-Maler in Langenfeld bei Düsseldorf zu sehen. Keine Frage, dass der Sammler zur Eröffnung fährt …

Geht eine Weile nach Berlin: Der Zeitungsausträger von Georg Scholz (Foto: Ingeborg Salm-Boost)
Geht eine Weile nach Berlin: Der Zeitungsausträger von Georg Scholz (Foto: Ingeborg Salm-Boost)

Ein Publikumsmagnet dürfte auch die Mondrian-Ausstellung werden, deren Eröffnung Sie nächste Woche nicht verpassen sollten. Sie wissen ja, liebe Freunde, speziell für Sie und Ihre Begleitung bieten wir schon am Donnerstag um 17.30 Uhr einen kleinen Sektempfang in der Alten Bibliothek an, Sie können bereits vor Beginn der Einführung einen Gang durch die Schau unternehmen und sich dann bequem einen Platz im Vortragssaal auswählen.

So kennt man ihn – aber Piet Mondrians Werk hat auch ganz andere Facetten. (Foto: Museum Wiesbaden)
So kennt man ihn – aber Piet Mondrians Werk hat auch ganz andere Facetten. (Foto: Museum Wiesbaden)

Machen wir einen Abstecher von der Kunst in die Natur, zur Eiszeit-Safari. Viel Begeisterung war unlängst bei der Eröffnung zu spüren. Beeindruckend, wie die Tiere präpariert sind, absolut sehenswert, urteilt eine Naturwissenschaftlerin, und appelliert nicht zuletzt an Familien, unbedingt mit ihren Kindern in diese „gigantische Welt“ einzutauchen. Ihnen ist sicher bekannt: Wie bei allen Sonderausstellungen gibt es freien Eintritt für Schulklassen und Kitas in die Eiszeit. Aber lassen wir doch mal ein Kind zu Wort kommen, das mit seinem Opa schon in der Eiszeit-Safari unterwegs war. Lucas, mit sechs Jahren regelmäßiger Museumsbesucher, sagt mir: „Ganz schön cool ist die neue Ausstellung.“ Er berichtet vom Steinadler – „der ist riesengroß und hat mir am besten gefallen“ –, vom Nilpferd, von Wölfen. „Die Höhlenlöwen, die Höhlenhyänen und Höhlenbären waren spannend. Wir haben auch im Sand gegraben und Knochen gefunden, wir haben Zähne gespürt von Pflanzenfressern und von Fleischfressern.“

Findet die Ausstellung cool: Lucas (6) war auf Eiszeit-Safari und traf den Höhlenlöwen. (Foto: Geipel)
Findet die Ausstellung cool: Lucas (6) war auf Eiszeit-Safari und traf den Höhlenlöwen. (Foto: Geipel)

Gehen wir mal kurz vors Museum. Ja, dass so viele Reparatur- Arbeiten am Treppenaufgang nötig sind, obwohl doch in diesem Sommer dort erst Arbeiten stattfanden, ist schon bedauerlich und nicht zu übersehen. Aber, wenn wir uns vor der Museumstür an etwas erfreuen wollen, dann ist es natürlich der Blick aufs Congress Center, das uns sicher dem Museum auch viele neue Besucher beschert, aber ebenso auf das wunderbare türkis-blaue Cafémobil. Donnerstags, wenn das Wetter mitspielt und die Bauarbeiter nicht allen Platz für sich beanspruchen, kann man Susanne Klaeke mit ihrem Gefährt antreffen, dem sie den schönen Namen „Die kleine Seifenblase“ gegeben hat.

Schönes Angebot vor dem Museum: Das Cafémobil (Foto: Ingeborg Salm-Boost)
Schönes Angebot vor dem Museum: Das Cafémobil (Foto: Ingeborg Salm-Boost)

Liebe, Freunde und Freundinnen, während ich hier am Computer sitze und mich über die vielen schönen Ereignisse im Museum freue, fällt mir ständig Neues ein. Ich will Ihre Zeit nicht zu lange beanspruchen, aber ein paar Hinweise möchte ich noch loswerden: Sie haben bestimmt schon die Ankündigung von der Chillida-Ausstellung gelesen, die ja am Abend des 15. November eröffnet wird? Mit Gästen aus Wiesbadens Partnerstadt San Sebástian, darunter auch der Sohn des Bildhauers, Ignacio Chillida.  Am 14. November findet bereits der „Baskische Auftakt“ statt, gemeinsam vom Partnerschaftsverein Wiesbaden/San Sebastian und dem baskischen Pendant gestaltet. Armin Klein und Berti Budzinski vom Vorstand laden zu einem Abend mit Spitzenköchen aus der Partnerstadt San Sebástian ein, die sich „mit Kunst und Kulinarik Weltruf erworben hat.“  Und natürlich kann die Ausstellung schon besichtigt werden. Der Event kostet pro Person 100 Euro. Wer Näheres wissen oder sich anmelden will, wendet sich an armin-klein@t-online.de oder an budzinskiberti@web.de.

Vorfreude auf Eduardo Chillida (Foto: Schäfer)
Vorfreude auf Eduardo Chillida: Peine del viento XV, 1976, San Sebastián © VG Bild-Kunst, Bonn 2018 (Foto: L. Schäfer)

Vom Schauen zum Lesen. Bitte merken Sie sich auch den 16. November vor: Die Freunde des Museums laden für 17 Uhr im Rahmen des bundesweiten Vorlesetags, der in Wiesbaden vom Freiwilligen-Zentrum koordiniert wird, zu einem Treffen ins Café Jawlensky ein: Wir konnten unser Mitglied Babette von Kienlin, Drehscheiben-Moderatorin beim ZDF und große Literatur-Freundin, für diesen kostenlosen Vorlese-Termin im Museum gewinnen. Ich bin sicher, sie wird uns 40 Minuten lang mitnehmen in eine interessante Buch-Welt. Lassen Sie mich mit einem Picasso-Zitat schließen, das auch auf das geschriebene Wort passt:

„Kunst wäscht den Staub des Alltags von der Seele.“

In diesem Sinne: viel Spaß in unserem Museum!

Ingeborg Salm-Boost

 

 

 

 

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