Unter Freunden
7. Museumsgala à la Mondrian
Haben Sie es schon gesehen, Jawlenskys Meisterwerk „Stillleben mit Samowar“? Von den Enkeln Alexej von Jawlenskys hatte es seine Reise im Oktober nach Wiesbaden ins Museum angetreten – um zu bleiben. Begleiten Sie uns zu dem Ereignis, mit dem alles begann: die Museumsgala 2018.
Der Weg führte über die Stufen aus granitischem Gestein, die zur Feier des Tages mit einem roten Teppich glänzen durften, vorbei an den freundlichen Gesichtern durchs Eingangsportal, und schon war man inmitten von erwartungsvollen Gästen der 7. festlichen Gala, zu der die Freunde des Museums Wiesbaden eingeladen hatten.
Einen Abend im Zeichen Piet Mondrians und der großen Retrospektive, die am nächsten Tag eröffnet werden sollte, hatten die Vorsitzenden von Vorstand und Kuratorium Dr. Gerd Eckelmann und Stephan Ziegler in ihrem Schreiben den Gala-Gästen angekündigt. Und los ging’s mit den Klimakisten, in denen das Gemeentemuseum aus Den Haag die wertvolle Fracht auf den Weg nach Wiesbaden ins Museum entsandte. Aber nicht nur Klimakisten als Dekorationselemente der besonderen Art hatte man sich zum Sektempfang einfallen lassen – der Blick an die Decke offenbarte eine wunderbare Einstimmung auf die berühmten abstrakt-geometrischen Bilder Mondrians: das „Mondrian-Mobilé“.
Gefertigt von engagierten Jugendlichen des JugendKunstClubs (Leitung Patricia Scheld), in Kooperation mit der Kunst-AG der Martin-Niemöller-Schule (Leitung Irene Schwetz), war unter der Federführung von Daniel Altzweig (Abteilung Bildung und Vermittlung) im museumspädagogischen Atelier des Museums Wiesbaden das kleine Meisterwerk entstanden – inspiriert durch die Werke Mondrians.
Dr. Gerd Eckelmann begrüßte die anwesenden Gäste, sichtlich erfreut über das große Interesse an der Gala in diesem Jahr. Rund 360 Freunde und Förderer waren gekommen – so viele wie noch nie –, und der Vorstandsvorsitzende, immerhin seit 24 Jahren ehrenamtlich tätig, versprach „geistigen und sinnlichen Genuss“. Und dass an dessen Ende ein guter Zweck stehen würde, war dann die erwartungsfrohe Botschaft von Museumsdirektor Alexander Klar. „Stillleben mit Samowar“, so der Name des 1901 entstandenen Gemäldes Alexej von Jawlenskys, soll die mit 106 Werken umfassendste europäische Sammlung des großen Impressionisten erweitern. Dieser Schatz war es dann auch, der es dem Museum ermöglichte, die erste Retrospektive von Piet Mondrian im Rhein-Main-Gebiet zu zeigen – durch einen Tausch von 60 Werken Jawlenskys gegen 49 Gemälde und 11 Papierarbeiten Mondrians, von denen sich das Gemeentemuseum vorübergehend trennte. Ebenso trennen werden sich die Enkel Jawlenkys vom „Stillleben mit Samowar“, für das sie als erste Rate den Erlös der Museumsgala 2018 in Höhe von 75.000 Euro erhalten werden. Am Abend war das Meisterwerk aus Jawlenskys impressionistischer Phase zum ersten Mal zu bewundern und sollte noch für eine Woche zu sehen sein, um dann ab Februar 2019 seinen festen Platz in den Sammlungen des Museums einzunehmen.
Dass die Freunde nicht nur mit ihrem Ereignis des Jahres dafür Sorge tragen, dass „Geld in die Kasse kommt“, damit das Museum weithin vernehmbar im Glanz seiner Meisterwerke strahlen kann, sondern auch durch die Förderung zahlreicher Projekte die tägliche Arbeit unterstützen, berichtete Astrid Lembcke-Thiel von der Abteilung Bildung und Vermittlung. Beispielhaft dafür ist das Projekt „Zwischennaht“ – alte Museumsfahnen werden in eine schicke Taschenkollektion verwandelt, genäht von geflüchteten Frauen. Freuen können sich die Gäste der Gala auf ein Exemplar, das sie als Präsent zum Abschied erhalten werden.
Mit Spannung von den Gästen bereits erwartet, öffneten sich die Türen zur exklusiven Preview und gaben den Blick frei auf eine chronologisch aufgebaute Schau, die den Weg Mondrians von beeindruckenden Landschaftsgemälden zu seinen berühmten Gitterkompositionen veranschaulichte. In den acht Sälen hielten die wissenschaftlichen Mitarbeiter des Museums viel Wissenswertes zu den ausgestellten Werken Mondrians bereit oder führten die Gäste durch die Sammlung der Abteilung Klassische Moderne. Als weiteres Highlight wurde ein Streifzug durch die Kabinettausstellung der Malerei Hanna Bekkers angeboten. Die eindrucksvolle, vielseitig begabte Persönlichkeit, die sich das Mäzenatentum für Künstler gegen viele Widerstände zur Hauptaufgabe machte, hätte in diesem Jahr ihren 125. Geburtstag gefeiert. Dass Hanna Bekker auch Zeit ihres Lebens selbst malte, ist wenig bekannt. Ihre künstlerische Facette war für so manchen der Gala-Besucher eine interessante Entdeckung.
Nach dem Kunstgenuss erwarteten Wandelhalle, Alte Bibliothek und Steinsaal, die in ein sanftes magentafarbenes Licht gehüllt waren, ihre Gäste zu kulinarischen Genüssen. An den thematisch passend gedeckten Tischen fand sich an jeden Platz ein Mondrian im Miniaturformat zum Mitnehmen – die Menüfolge, abgebildet auf einem Detail von Mondrians Gitterkomposition aus dem Jahr 1921. Köstlichkeiten zur Vorspeise, auf Wunsch auch vegetarisch, wie Limonenlachs, Avocadotatar und Gemüsesticks, die in ihrer Anordnung an die geometrischen Werke Mondrians erinnerten, wurden gefolgt von Schwarzfederhuhn und Steinpilz-Risotto zum Hauptgang. Highlight der Speisen war zweifellos der krönende Abschluss, Dessertteller Mondrian: ein Raster aus feiner Schokolade, darin eingebettet Farb-Felder bestehend aus fruchtigen Cremes.
Im Anschluss an die exzellente Vorspeise erfolgte die Begrüßung durch Dr. Roman Zieglgänsberger, Kurator der Mondrian-Schau. Er nahm die Gäste mit auf eine Reise hinter die Kulissen der Museumsarbeit und ermöglichte damit interessante Einblicke in das „Making of“ der Mondrian-Ausstellung, die den Titel „Natur und Konstruktion“ trägt. Museumsdirektor Alexander Klar knüpfte nach dem Hauptgang an diesen Blick hinter die Kulissen an und ließ die Gäste der Gala an seinen Plänen für das Haus teilhaben. So wird das kommende Jahr ganz im Zeichen der „epochalen Schenkung“ – der Jugendstilsammlung von Ferdinand Wolfgang Neess – stehen, der mit seiner Ehefrau ebenfalls zu den Gala-Gästen zählte. Die Spitzenwerke der Sammlung angemessen zu präsentieren sei eine große finanzielle Herausforderung, so Klar, der 350.000 Euro für die erforderliche Einrichtung veranschlagte. Es bleibt zu wünschen und die Hoffnung, dass er für dieses wichtige Anliegen offene Ohren findet.
Für ein weiteres Anliegen gab es am Abend der Gala ein glückliches Ende: Die europaweit größte Jawlensky-Sammlung des Museums Wiesbaden wird um ein wichtiges Werk erweitert werden können. Mit dem Überreichen eines symbolischen Riesenschecks in Höhe von 75.000 Euro durch Dr. Gerd Eckelmann und Stephan Ziegler an Museumsdirektor Klar wird die 1. Rate des Bildes „Stillleben mit Samowar“ bezahlt – dem Erlös der Gala sei Dank!
Dank gab es zum Schluss auch reichlich, an alle, die zu diesem rauschenden Fest beigetragen haben. Neben den Mitarbeitern des Museums sowie Sylke Kamrath-Schmitt und Michael Müller waren dies die beiden Kuratoriumsmitglieder der Freunde, Stephan Ziegler und Dr. Susanne Bukenberger, die mit viel Liebe zum Detail und großem ehrenamtlichen Engagement die Besucher der 7. Museumsgala begeistern konnten.
Ein Dankeschön geht an dieser Stelle an unsere Gala-Gäste, denn ohne sie gäbe es vorerst kein neues Meisterwerk von Jawlensky im Museum Wiesbaden. Und für alle, die schon auf die nächste Museumsgala warten, sei hier bereits auf den 23. Oktober 2019 hingewiesen. Wir freuen uns, wenn Sie (wieder) dabei sind …
Martina Mulcahy