Unter Freunden

Ein „Haus der Inspiration“

Ziert unseren Mitgliedsausweis 2020: „Blaue Berge (Landschaft mit gelbem Schornstein)“ von Alexej von Jawlensky. (Foto: Museum Wiesbaden/Bernd Fickert)

Hatten wir nicht ein spannendes Museumsjahr mit wunderbaren Ausstellungen und mit der großartigen Jugendstil-Schenkung von Ferdinand Wolfgang Neess? Schon einige Male war ich mit Freunden in der so genial präsentierten Dauerausstellung und entdecke immer wieder neue Details, die faszinieren. So wie der siebenjährige Lucas sich in das Bild „Herbstweben“ vertieft hatte und uns mit seiner Beschreibung zu einem sehr sehenswerten Video in der Reihe „Wir zeigen’s Euch – Wie Kinder Kunst und Natur sehen“ verhalf . Vermutlich haben Sie es längst angeschaut? Eines sei verraten: Während unseres Neujahrsempfangs am 22. Januar werden wir es zeigen – und wahrscheinlich auch Lucas begrüßen können. Ebenso anschauenswert sind natürlich auch Lauras detaillierte Beschreibung und ihre persönlichen Betrachtungen zur Eisbärin!

Noch einmal zurück zu den Ausstellungen. Ein unvergessliches Erlebnis war bestimmt nicht nur in meinen Augen die „Mittsommernacht“ mit den berauschenden Bildern des norwegischen Landschaftsmalers Harald Sohlberg. Erfreut sind wir aus dem Freunde-Vorstand darüber, wie groß Ihr Interesse an unseren Veranstaltungen war, dass der Jour Fixe bei vielen Mitgliedern fest im Kalender steht und wir sogar – wie zuletzt auch wieder bei „Jetzt! Junge Malerei in Deutschland“ – zwei Termine anbieten konnten.

Vor dem Neujahrsempfang – für den wir, wie wir meinen, ein kurzweiliges Programm zusammengestellt haben – werden junge Museumsguides auf interessierte Besucher im Jugendstil warten, und bei den „Fremden Federn“ wird ebenfalls fachliche Begleitung erfolgen.

Apropos Neujahrsempfang: Wäre es nicht schön, wenn der neue Direktor Andreas Henning (siehe unserer Bericht) aus Dresden anreisen könnte? Wir sind ja alle neugierig auf den Experten für alte italienische Malerei, der aber auch weiter an einem „Museum für alle“ arbeiten will. Dass er schon so einige gute Ideen entwickelt hat, wie man die jüngere Zielgruppe erreichen und dauerhaft binden kann, gefällt uns gut, denn dies ist auch das Ansinnen unseres Förderkreises, über das es auf dieser Seite einiges zu lesen gibt. Immerhin haben bereits vier Studierende der Fresenius-Hochschule im Rahmen einer benoteten Studienarbeit interessante Vorschläge gemacht, die den neuen Museumschef, der qua Amt Mitglied im Vereinsvorstand sein wird, ansprechen dürften. Aber lassen wir Andreas Henning erst einmal im März in Wiesbaden ankommen.

Dr. Andreas Henning mit Kunst- und Kulturministerin Angela Dorn vor dem Museum Wiesbaden (Foto: HMWK)

Ist es nicht ein gutes Omen, wenn der Kurator der Gemäldegalerie Alte Meister der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden am 1. März seine Leitungsstelle antritt und am 13. März die Ausstellung „Lebensmenschen“ eröffnet, in der erstmals Alexej von Jawlensky und Marianne von Werefkin gemeinsam ausgestellt werden? Warum, fragen Sie? Nun, in einem Artikel über Andreas Henning im Wiesbadener Kurier steht zu lesen, dass ausgerechnet der Besuch einer Jawlensky-Ausstellung 1991 in Wiesbaden ein Auslöser dafür war, dass er sich ganz der Kunstgeschichte zuwandte …

Zur Zeit ist die Schau „Lebensmenschen“ im Lenbachhaus in München zu sehen. So viel sei verraten: Meine Vorstandskollegin Martina Mulcahy und ich waren dort, haben eine äußerst detailreiche und klug zusammengestellte Ausstellung von Leben und Werk der beiden Menschen gesehen, die viele Jahre ihres Daseins teilten, ehe Jawlensky mit Helene nach Wiesbaden kam. Die Kuratorin Annegret Hoberg in München und Kustos Roman Zieglgänsberger in Wiesbaden haben gemeinsam das außergewöhnliche Projekt erarbeitet. Sie griffen dabei auf einen großen Fundus in ihren Häusern zurück – und nicht zuletzt auf Leihgaben wie die von unserem Wiesbadener Sammler und Vereinsmitglied Frank Brabant. Natürlich ist auch die von ihm 2014 dem Museum geschenkte „Helene im spanischen Kostüm“ nach München gereist, und wir statteten ihr einen Besuch ab. Anfang des Jahres werden wir näher von unserem Ausflug nach Bayern berichten und bestimmt Lust auf die „Lebensmenschen“ machen können. Übrigens: Das ist schön, wenn man in München durch eine Ausstellung läuft und immer wieder das Wort Wiesbaden in den Ohren klingt …

Alexej von Jawlensky, „Helene im spanischen Kostüm“, um 1901/02. Schenkung Frank Brabant (Foto: Museum Wiesbaden/Bernd Fickert)

Zurück in unser Museum: Einiges hat sich im Café getan, einiges wird sich in den nächsten Wochen noch tun. Dank der ehrenamtlichen Arbeit von Roswitha Prüll, Innenarchitektin, Künstlerin und Mitglied im Förderkreis, und der guten Zusammenarbeit mit dem kommissarischen Direktor Jörg Daur erhält die Räumlichkeit ein neues, höchst ansprechendes Ambiente und zudem eine bessere Akustik. Die ersten Schritte (Wandgestaltung) sind gemacht, weitere Maßnahmen folgen noch. Und auch die Bewirtschaftung wird ab Februar neu geregelt sein, da sich Markus Dahlke anderen gastronomischen Aufgaben widmen will. Lassen Sie sich überraschen!

Ein spannendes Museumsjahr geht zu Ende. Ein spannendes Museumsjahr 2020 wird bald beginnen. Auch die Ludwig-Knaus-Ausstellung, schon im Februar, sei hier erwähnt. Im Januar wird Kurator Peter Forster uns erzählen, was die Besucher mit „Homecoming“ erwartet. So viel sei gesagt: Erstmals kehrt das populäre Gemälde „Goldene Hochzeit“ aus den USA zurück nach Wiesbaden, die Bedeutung des Genremalers des 19. Jahrhunderts in der Neuen Welt wird ein Thema der Schau sein. Sie wissen ja vielleicht: In Wiesbaden widmet sich seit Anfang 2019 eine Gesellschaft dem Werk des Wiesbadener Malers Ludwig Knaus, den Peter Forster den „Andy Warhol des 19. Jahrhunderts“ nennt.

So, liebe Freunde und Freundinnen, kommen Sie gut ins neue Jahr! Und denken Sie daran, Ihre Mitgliedskarte 2020 einzustecken, die hoffentlich mit unserer Neujahrspost bei Ihnen angekommen ist. Lassen Sie mich schließen mit einem Satz, den der neue Direktor Andreas Henning bei seiner Vorstellung im Museum sagte: „Das Haus steht für Inspiration.“ Dem können wir nur beipflichten!

Ingeborg Salm-Boost


P.S. Vielleicht haben Sie ja Lust, einen Blick auf den Wiesbadener Brief 2020 der Freunde der Wiesbaden Stiftung zu werfen. Er geht in 15 Länder, liegt natürlich auch in Wiesbaden an verschiedenen Orten wie zum Beispiel im Museum aus und ist im Netz auf der Website der Wiesbaden Stiftung sowie auf der Seite der Landeshauptstadt Wiesbaden zu finden. Da ich ihn geschrieben habe, kann ich versichern: Auch das Museum und die Freunde mit ihrem 25-Jährigen kommen vor.

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