Unter Freunden

Tausend Dank!

Hat das Museum mit Werken des 19. Jahrhunderts beschenkt: Freunde-Kuratoriumsmitglied Jan Baechle (Foto: Museum Wiesbaden/Bernd Fickert)

Kürzlich, liebe Freunde und Freundinnen des Museums, traf ich in den Kolonnaden des Theodor Fischer-Gebäudes einen sportlichen älteren Herrn, der gerade sein Fahrrad Richtung Straße schieben wollte. Es war unser Kuratoriumsmitglied Jan Baechle. Und so hatte ich die Gelegenheit, ihm – der dem Wiesbadener Haus der Kunst und Natur seine Sammlung mit Werken des 19. Jahrhunderts und einigen Bildern des 20. Jahrhunderts geschenkt hat – dafür und auch noch einmal für seine wunderbaren Depotfrühschoppen zu danken. Seit 2005, alljährlich im November, bereicherte der Sammler und Mäzen unser Förderkreis-Programm mit der ebenso kenntnisreich wie locker vorgetragenen Vorstellung von Bildern, die er mit Kustos Peter Forster aus dem Depot holte. Leider beendet unser Freunde-Mitglied nun diese schöne Art der Kunstvermittlung. Der letzte Depotfrühschoppen hat bereits stattgefunden, das Museum und Jan Baechle verbanden diesen mit der Finissage von „Exquisit – Kunst der 19. Jahrhunderts“, für die es ja pandemiebedingt keine Eröffnung gegeben hatte.

Vielleicht hatten Sie es schon in unserem Interview mit dem 80 Jahre alten Vereinsaktiven gelesen, das wir im November 2020 für diese Website geführt hatten. Jan Baechle sprach von einer guten Zeit, der tollen Zusammenarbeit mit dem Museum, hielt aber an seiner Meinung fest, dass nun, in seinem, Alter, mal Schluss sein sollte. Keine Chance, ihn umzustimmen. Und so widmete der frühere Banker den letzten Depotfrühschoppen einem Rundblick auf die Schenkung Jan und Friederike Baechle, stellte einige Werke aus der Sammlung näher vor. Und begeisterte, wie immer – nur leider wegen Corona im kleineren Rahmen als üblich. Er sprach in der ihm eigenen lockeren Weise, aber gespickt mit interessanten Details. Eine Art des Vortrags, die so manche(r) in Zukunft vermissen wird.  Deshalb sei ihm an dieser Stelle noch einmal im Namen des Vorstands der Freunde Respekt ausgesprochen! Auch Dank dafür, dass er nach dem letzten Depotfrühschoppen in die Kolonnaden eingeladen hatte, zur Finissage der seiner Schenkung gewidmeten Schau „Exquisit“ und zum Abschluss des Vortrags-Klassikers nach so langer Zeit.

Als ich nun mit Jan Baechle vor dem Museum zusammentraf und mit ihm kurz auf die so gelungene Ausstellung mit den Werken der Schenkung sowie Bildern des 19. Jahrhunderts aus dem Museumsbestand zurückschaute, da war sein Blick hoffnungsvoll auf die Zukunft gerichtet. Auf die Galerie des 19. Jahrhunderts, die ja ein großes Ziel des Museums Wiesbaden ist und mit dem so dringend benötigten Erweiterungsbau wahr werden soll. Wie bedeutend die Sammlung unseres Kuratoriumsmitglieds für das Haus ist, dies kann man eindrucksvoll in der Publikation zur „Exquisit“-Ausstellung nachlesen. Andreas Henning, der Direktor, spricht von einem weiteren großen Glücksfall fürs Museum. Und ist dankbar, dass Jan Baechle auch noch für die Klassische Moderne etwas „mitgeliefert“ hat, nämlich zwei Bilder des Malers Ernst Wilhelm Nay. Diesem Künstler soll übrigens nächstes Jahr eine eigene Ausstellung gewidmet werden, hebt Henning hervor. Und dass der Sammler nach dem Tod seiner Frau Friederike beschlossen hatte, die Bilder umgehend höchstpersönlich ins Museum zu bringen, findet Kustos Peter Forster grandios. In einem sehr gelungenen Jour Fixe, der unlängst stattfand, würdigte er übrigens diese Einstellung des Sammlers. Und der wiederum freut sich, dass „seine“ Bilder sorgfältig aufbewahrt und der Allgemeinheit zugänglich gemacht werden. Sie sollten später nicht in irgendwelchen Wohnzimmern verschwinden, das hatte er im Gespräch schon 2017 gesagt.

Ein Bild von Peter Burnitz. Der Sammler Baechle schätzt diesen Landschaftsmaler sehr. Foto: Museum Wiesbaden/Bernd Fickert

So enttäuschend es sein musste, dass für „Exquisit“ und die Vorstellung der Sammlung vor etwa einem Jahr keine Vernissage möglich war, so schön ist es, dass nun nach dem Abbau der Schau noch ein Raum Werken aus der Baechle-Sammlung gewidmet ist. Hier findet man beispielsweise Landschaftsbilder von Peter Burnitz. Ich gebe zu: Den Maler kannte ich nicht. Wie schön, dass man auf Menschen wie Jan Baechle trifft, die das Interesse wecken und mit ihrer Erzählung über den Künstler und seinen Weg ansteckend wirken. Ja, da will man mehr wissen, so beispielsweise über Gudden, Bagheer, Ebertz oder Wucherer … Ich denke zurück an das erste Gespräch mit dem Sammler für diese Website,  vor einigen Jahren, unter anderem über die Kronberger Malerkolonie, die ihm so am Herzen liegt, oder über die Schule von Barbizon … Er wusste so viel Spannendes zu erzählen. Und ich habe nach der jüngsten Begegnung mit Jan Baechle große Lust, mich zuhause in die von Peter Forster herausgegebene Publikation zur Malerei des 19. Jahrhunderts am Beispiel von „Exquisit“ zu vertiefen.

Zurück zu meinem Gespräch mit Jan Baechle vor dem Museum. Er habe sich mal, erzählt er gut gelaunt, die Jawlensky-Ausstellung in aller Ruhe angeschaut. Ja, auch die Klassische Moderne interessiert ihn natürlich. So wie die gesamte Arbeit im Museum Wiesbaden, in dem er all die Jahre bestes Zusammenwirken und Wertschätzung erlebt hat. Der Mann mit dem E-Bike, der ehrenamtlich so eloquent in der Kunstvermittlung unterwegs war, strahlt Zufriedenheit aus. Er wird mit Sicherheit weiterhin regelmäßig das Museum ansteuern. Und stets freundschaftlich verbundenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern begegnen. Wie sagte doch Kustos Peter Forster bei einem Zusammentreffen: „Er ist unser bestes Stück.“
Ingeborg Salm-Boost

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