Unter Freunden

Hier ist Alexej von Jawlensky für immer zu Hause

Waren Sie, liebe Freunde und Freundinnen des Museums Wiesbaden, schon in der „Alles!“-Ausstellung, die seit Ende September noch bis 27. März klug kuratiert zeigt, warum wir hier die bedeutendste Jawlensky-Sammlung haben? Ich war, den Besuch beim Aufbau der Schau mitgerechnet, nun schon viermal in den 16 Räumen unterwegs. Und habe immer wieder Spannendes entdeckt. Sie wissen sicher, man kann auch Kuratoren-Führungen buchen – eine solche mit Kustos Roman Zieglgänsberger hatte ich für eine kleine Gruppe bestellt und begeisterte Resonanz erhalten. Ein anderes Mal stand ich mit einer Bekannten in ruhiger Mittagszeit vor den imposanten Bildern und interessanten Texten, wählte einige der Werke aus, um sie mit viel Muße intensiv zu betrachten. Vielleicht haben Sie den Workshop mitgemacht, den unser Verein kürzlich anbot und der auf große Resonanz stieß. Aber wie bereits erwähnt: Es hat ebenso seinen besonderen Reiz, sich alleine oder zu zweit ins Leben und Wirken des Expressionisten zu vertiefen, der von 1921 bis 1941 in Wiesbaden lebte.

Es grüßt der Weihnachtsmann: Alexej von Jawlensky mit Nikolausmütze in der gleichnamigen Schule (Foto: IGS Alexej von Jawlensky)

Sie wundern sich vielleicht über unseren „Weihnachts-Jawlensky“ zu diesem Beitrag? Nein, es ist keine Fotomontage mit dem Selbstbildnis des Künstlers am Computer. Vielmehr wurde ich von diesem Jawlensky mit Nikolausmütze in einer Schule begrüßt. Nicht in irgendeiner Schule, sondern in der Alexej von Jawlensky-Schule. Jetzt, kurz vor den Weihnachtsferien, haben Kustos Roman Zieglgänsberger und ich dort eine Einladung der Direktorin Elvira van Haasteren und ihrer Stellvertreterin Sabine Kaufmann angenommen.

Ein spannender Vormittag: Kustos Roman Zieglgänsberger in der IGS Alexej von Jawlensky, hier zusammen mit Schulleiterin Elvira van Haasteren vor einer tollen Collage von Schülerinnen und Schülern der Jahrgangsstufe 10 (Foto: Ingeborg Salm-Boost)

Was an dieser Integrierten Gesamtschule in Dotzheim an künstlerischer Aktivität der jungen Menschen stattfindet, das ist eine eigene Geschichte wert – die wir Ihnen noch erzählen werden. An dieser Stelle sei gesagt, dass unser Förderkreis, das Museum und die Schule gerne den Kontakt vertiefen möchten. Diese IGS ist übrigens eine von fünf KulturSchulen in Hessen, die alle eine gemeinsame Idee haben: „Die kulturelle Praxis und das Lernen mit allen Sinnen soll in den täglichen Unterricht einfließen“, jede Schülerin soll ihre, jeder Schüler seine Kunstform finden, es sollen Begegnungen mit Künstlern und Künstlerinnen stattfinden, die das kreative Denken und Gestalten beflügeln …

Beflügelt wurden wir zwei Gäste beim Kennenlernaufenthalt durch unseren Blick auf die zahlreichen „Jawlensky-Variationen“, also Arbeiten der ideenreichen Schülerinnen und Schüler, die immer wieder im Kontext zu dem Maler stehen. Schade, der Pandemie geschuldet, haben wir keine Klasse besucht, aber das kann beim zweiten Aufenthalt vielleicht folgen. Übrigens, auch das abstrakte Arbeiten ist an der IGS in der Hans-Böckler-Straße 1 ein starkes Thema – unterstützt von der Reinhard & Sonja Ernst-Stiftung als Kooperationspartner. Toll, was da in einem Kursus zurzeit an Kreativität ausgelebt wird! Und für jeden sichtbar: Eine Reihe von abstrakten Bildern einiger IGS-Absolventen finden sich am Bauzaun des Museums Reinhard Ernst, das ja mit dem Education-Bereich unseres Hauses der Kunst und Natur eng zusammenarbeiten will.

Das Jawlensky-Mosaik der Schülerinnen und Schüler ziert auch ein Brillenputztuch. (Foto: Ingeborg Salm-Boost)

Während ich für die Freunde-Website schreibe, fällt mein Blick kurz auf einen ganz individuellen, mir wertvollen Memo-Block: Der Umschlag ist gestaltet mit Schüler-Repliken aus den Jahrgängen 5 und 6 zu Jawlensky-Werken. Zusammen mit weiteren kleinen Überraschungen ein ganz besonderes Weihnachtsgeschenk der Schule – das vorübergehend nun unter den Tannenbaum kommen wird.

Ingeborg Salm-Boost


PS: Und so fasst Roman Zieglgänsberger, Kustos der Klassischen Moderne im Museum Wiesbaden, seine Eindrücke von unserem Besuch zusammen: „Mich haben zwei Dinge auf unserer überwältigenden Erkundungstour, die wir mit Frau van Haasteren und Frau Kaufmann in der Jawlensky-Schule unternahmen, besonders beeindruckt. Erstens die unzähligen Schülerinnen und Schüler, die sich durch Jawlensky intensiv wie expressiv zu eigenständigen Werken haben anregen lassen. Und zweitens die Schulleitung, die eine Vielzahl von Jawlensky-Merchandise-Artikeln für ihre Schülerinnen und Schüler sowie deren Eltern entwickelt hat: vom Schreibblock über den Schlüsselanhänger bis hin zum Lippenbalsam. Da können wir uns im Museum noch eine Scheibe von abschneiden, dachte ich mir. Und ich fühlte gleich vor, ob man von dem schönen, schwarzen Bleistift mit der aufgedruckten, eleganten Jawlensky-Signatur nicht ein paar für den Museumsshop erwerben könnte …“

 

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