Unter Freunden

Eintauchen und freuen

„Das macht ja wirklich Freude, da bin ich dabei“, so begrüßte mich auf der Straße kürzlich ein Freund des Museums – und meinte damit den „NovemberFlash“. Er sagte auch, nicht alle richtigen Antworten habe er sofort in der ersten Runde parat gehabt, aber es sei ja durchaus möglich, diese auf unserer Website zu finden. Ja, Rätselspaß und eben Freude soll unser Quiz bereiten. Und damit vielleicht eine der kleinen Freuden sein, die wir doch alle in diesen Zeiten besonders zu schätzen wissen.

Kleine Freuden: Kürzlich traf ich in unserem Museum mit einer Schülerin zusammen, die sich mit großem Interesse die Retrospektive Ernst Wilhelm Nay anschaute. Wir hatten uns in der Ausstellung verabredet, und das aus gutem Grund. Tihun war vor zwei Jahren mit von der Partie, als es hieß „Wir zeigen’s Euch – wie Kinder Kunst und Natur sehen“. Sie wählte damals – das Museum wurde in Corona-Zeit eigens für die Video-Arbeit geöffnet – spontan ein Kunstwerk von Nay aus, „Pilgrim“. Und sie wusste als Neunjährige eine Menge dazu zu sagen. Ganz besonders beeindruckt war Tihun von den Farben. Und das ist sie auch heute noch. Immerhin gilt der Künstler des figürlichen Expressionismus als einer der bedeutendsten Farbmaler des 20. Jahrhunderts, so steht es im Flyer zu Schau. Es war wohl Zufall, aber die Elfeinhalbjährige passte mit ihrer Kleiderwahl vorzüglich ins Bild – schauen Sie selbst!

Tihun heute vor E.W. Nay „Schwarz-Gelb“ (1968)
Und Tihun vor zwei Jahren, als sie vor der Kamera stand und über das Werk „Pilgrim“ von E.W. Nay sprach. (Fotos: Ingeborg Salm-Boost)

Kleine Freuden: Als ich unlängst zu einem Gespräch bei Wiesbaden Marketing war, da fiel mir ein Stapel mit sehr gelungenen Motiven ins Auge. Sie sollen für die Landeshauptstadt werben. Mit dabei: unser Eisbär aus der Naturwissenschaftlichen

Sammlung! „Entdecken.Eintauchen.Wiederkommen“, so steht’s über dem Kopf des imposanten Tiers. Und ein junges Paar macht ein Selfie mit ihm, der auf sie herabschaut. Sie wissen ja, auch die Eisbärin ist schon in unserer Rubrik „Wir zeigen’s Euch“ näher betrachtet worden. Schon im Jahr 2019 hatte die damals zwölfjährige Laura die alles überragende Bärin näher betrachtet … Lust, sowohl Nay als auch Eisbär mit Kinderaugen zu betrachten? Macht garantiert Freude. Sie finden das Video in der Liste unseres Filmarchivs.

Der Eisbär wirbt für Wiesbaden: „Entdecken.Eintauchen.Wiederkommen.“ Ein Motiv aus einer eindrucksvollen Kartenserie von Wiesbaden Marketing. (Foto: Wiesbaden Marketing/Roger Richter)

Kleine Freuden – noch einige weitere Wochen zurückgeblickt: Da feierte die Witwe von Ferdinand Wolfgang Neess, Danielle Neess, im Museum ihren 75. Geburtstag. Sie, die weiterhin die grandiose Jugendstil-Schenkung ihres Mannes ergänzt, hatte kurz vor ihrem Ehrentag auch einen Flügel für die Dauerausstellung erstanden (wir berichteten darüber). Und anlässlich der Geburtstagsfeier spielte Musikprofessorin Cordula Hacke auf diesem besonderen, neuen und wohlklingendem Ausstellungsstück Debussy, jeweils vor einer kleinen Gruppe der Gäste des Abends. Eine Freude war es, in diesem einzigartigen Ambiente zuzuhören. Und unwillkürlich kommt der Gedanke: Könnte ein solches Spiel mitten im Jugendstil vielleicht öfters für BesucherInnen des Museums stattfinden?

Musik von Debussy – wie passend im Jugendstil. Professorin Cordula Hacke spielt auf dem Flügel, den Danielle Neess kürzlich für die Dauerausstellung erworben hat. (Foto: Suzan Mesgaran)

In die Kategorie „Spannende Betrachtung, die ganz bestimmt auch Freude macht“, fällt die Videoinstallation „Naturtransformationen“ von der Dokumentarfilmerin und bildenden Künstlerin Stella Tinbergen. Vielleicht haben Sie zwischen dem 12. November (Vernissage um 19 Uhr) und dem 25. November Zeit, zur Englischen Kirche St. Augustine of Canterbury in der Frankfurter Straße 3 zu gehen. Die Wiesbadenerin hat die Kunstschaffenden Ulla Reiss, Titus Grab und Horst Reichard auf der Suche nach geeigneten Materialien für ihre Arbeiten begleitet. Die Ästhetik der Arbeitsvorgänge ihrer drei KünstlerkollegInnen, so lässt sie wissen, hat sie ungeheuer beeindruckt, es geht bei allen um das Finden und Fügen, um den respektvollen Umgang mit der Natur, darum, das Gefundene auf eine neue Ebene zu bringen. Dafür hat Stella Tinbergen drei Monitore in Form eines Triptychons angeordnet. Mehr wollen wir nicht verraten – nur, dass die Werke der drei KünstlerInnen gleichzeitig  in und vor der Kirche ausgestellt sind. Stella Tinbergens aufwendige künstlerische Arbeit wurde ihr durch ein Projektstipendium der Hessischen Kulturstiftung ermöglicht. Sie hat übrigens auch den Film „Kunst als Schlüssel zur Existenz – die Künstlergruppe50“ geschaffen, über den wir auf dieser Website gern berichtet haben. Denn dieser Verein ist als Gruppe Mitglied in unserem Freunde-Förderkreis, einige von ihnen sind zudem Einzelmitglieder.

Naturtransformationen – eine Ausstellung von Stella Tinbergen, die sich mit dem Schaffen von drei Wiesbadener Künstlern befasst. Hier Blick auf die Arbeit von Horst Reichard. (Foto: Tinbergen)

Große Freude: Die verspüren mit Sicherheit die Aktiven der Kunstarche Wiesbaden. Vorsitzende Felicitas Reusch, auch Gründungsmitglied der Freude des Museums Wiesbaden, konnte dieser Tage zusammen mit dem zweiten Vorsitzenden, dem Künstler Bernd Brach, den städtischen Kulturpreis entgegennehmen. „Verwalten, Recherchieren, Präsentieren, Publizieren künstlerischer Nachlässe“, so hat meine frühere Kollegin Dr. Viola Bolduan für den Wiesbadener Kurier die Arbeit des Vereins treffend zusammengefasst. Wer Felicitas Reusch kennt, weiß, mit wieviel Herzblut sie als Gründungsmitglied auch dieses Vereins tätig ist. Die Laudatio hielt einer aus unserem Museum: Kustos Dr. Peter Forster beglückwünschte die Stadt zu dieser Einrichtung, die im Haus des Stadtarchivs, Im Rad, ihre Räume hat. Gratulation an alle Aktiven! Übrigens auch ein ehemaliger Mitarbeiter des Landesmuseums bringt sich ehrenamtlich hier ein: Erinnern Sie sich an Walter Büttner? Er war der Erste, den wir in der Reihe „Gesichter des Museums“ 2017 vorstellten – als Mann mit dem guten Überblick, als Chef am Empfang, der auch den Aufsichtsdienst leitete. Und den man als Gast immer wieder bei uns zu Ausstellungseröffnungen treffen kann.

Veranstaltungen eben, die Freude machen …

Ingeborg Salm-Boost

 

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