Unter Freunden
„Junge“ Lust aufs Museum
30 Jahre Freunde des Museums Wiesbaden. Wenn das nicht auch eine Betrachtung ganz besonderer Ereignisse aus der jüngsten Zeit wert ist! Begebenheiten, in denen es viel um junge Menschen geht, die dem Museum verbunden sind. Natürlich widmen wir uns anlässlich des runden Geburtstags ebenso ausführlich dem Engagement des Förderkreises mit all seinen Facetten in den vergangenen drei Jahrzehnten und feiern dies auch. Aber, ist es nicht toll, dass kurz vor dem Geburtstag ein starkes Signal von der Generation Z ausgeht? Ein Signal, dass es hier großes Interesse an der Kunst und Natur gibt.

Fangen wir gleich mit einem Mega-Event im Museum Wiesbaden an. Hier feierten mehr als 120 Studenten und Studentinnen den Start der „Jungen Freunde“ unseres Förderkreises. Auch das Leitungsteam – Sarah Cejpek, Katja Kunz und Marie Schumacher – war überrascht vom großen Zuspruch der Veranstaltung, die vor allem über Tiktok und Instagram so zahlreiche Interessierte mobilisierte. Nein, zum Auftakt gab es kein großes Programm in Kunst und Natur, es sollte in erster Linie gefeiert werden. Mit DJ und Techno-Musik, Tanz in einer in blaues Licht getauchten Wandelhalle, Gesangs- und Instrumentaleinlagen, sogar mit Tattoo-Angebot, Bar- und Food-Theke, Glücksrad …

Aber kreativ wollten viele der jungen Leute doch auch sein: Unser Vorstandsmitglied Klaus Niemann, Pate der „Jungen Freunde“, der seit Jahren die Kooperation mit den Hochschulen vorangebracht hat und mit großem Elan weiter voranbringt, geriet ins Staunen. Er schildert: An einem bis in den späteren Abend ständig mit zwölf Gästen voll besetzten Tisch wurden Figuren gezaubert, nicht zuletzt aus alten Plakaten des Museums interessante Collagen geschaffen. Und, nicht zu übersehen, auf der Ebene der Abteilung Bildung & Vermittlung, vor der Garderobe, klebte eine lange Papierrolle, auf der BesucherInnen ihrer Kreativität freien Lauf ließen.

Ist es nicht ein starkes Zeichen für die Zukunft, dass sowohl Absolventen der Hochschule RheinMain als auch beispielsweise von der Hochschule Fresenius große Lust auf das Museum und auf ein spezielles Programm für die „neu geborenen“ Jungen Freunde haben? Was es alles schon – bis April 2025 – an Programm geben wird, dies konnten übrigens die Feierfreudigen auf einem Bildschirm anschauen.

„JuMuWi“ – wir von Vorstand und Geschäftsführung, sind sicher, das hat Zukunft. Und freuen uns mit den Betreuern an den Hochschulen, darunter Professor Jörg Waldschütz, der sich unter die Jugend gemischt hatte und der schon einige interessante Projekte mit auf den Weg gebracht hat. Übrigens, eine prima Idee, dass von den Älteren beim gelungenen Start keine Reden gehalten wurden, das Wort hatten die drei Studentinnen aus dem Team, die es wiederum auch weitergaben an Valerie Ucke, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Museum, die engen Kontakt zu den Jungen Freunden halten wird. Wer lesen will, was diese selbst geschrieben haben, der sollte mal bei Instagram und Tiktok schauen. Oder auf der Website der Hochschule RheinMain.
Bleiben wir bei der Jugend: Kürzlich war ich eingeladen zu einer ganz besonderen Veranstaltung der Martin-Niemöller-Schule. Es feierten LehrerInnen und SchülerInnen mit Gästen in wunderbar lockerer Atmosphäre 50-Jähriges. Und auch hier war das Haus voller Kreativität und Lebhaftigkeit. Warum ich das nun auf der Freunde-Website beschreibe? Nun, die Niemöller-Schule verbindet mit dem Museum Wiesbaden und den Freunden des Museums der Künstler Joseph Beuys. Und vor allem um ihn ging es an dem Wiesbadener Gymnasium. Unser Museum hat dank des Mediziners Professor Dr. Dr. Axel Hinrich Murken eine kleine, feine Beuys-Sammlung, und auf dem Gelände der Niemöller-Schule gibt es eine der 7.000 Eichen aus Joseph Beuys’ großer Pflanzaktion, die 1982 während der documenta in Kassel weltweit Aufmerksamkeit erfuhr.

Sie erinnern sich vielleicht? Auf unserer Freunde-Website konnte man hier die spannende Geschichte lesen, wie einst ambitionierte, umweltbewusste Jungen und Mädchen (Leistungskurs Kunst) zusammen mit zwei Lehrern es schafften, eine der Eichen zu kaufen und nach Wiesbaden zu bringen. Und heute stand die Jubiläumsfeier unter dem Motto „Wenn Ideen Wurzeln tragen“, denn die jungen Leute hatten sich unglaublich kreativ mit der Beuys-Eiche auseinandergesetzt, in Malerei und Fotografie, mit der Gestaltung des Flyers zur Veranstaltung und des Plakates, aber beispielsweise auch in Texten, etwa Gedichten. Klar, dass während der Veranstaltung auch BesucherInnen auf dem Gelände zur Eiche und der Basaltstele gingen.
Eine wirklich beeindruckende Geschichte. Dass es nun einen engen Austausch zwischen Schule und Museum gibt, daran haben auch wir Freunde ein bisschen mitgearbeitet. Umso schöner zu erleben, was zum Jubiläum die Schülerschaft alles künstlerisch umgesetzt hat. Das freute auch die 3sat-Redakteurin Teresa Corceiro, ehemalige Schülerin, die einen sehr sehenswerten Film über das Eiche-Projekt geschaffen hat. Ein Film, in dem man auch erfährt, welchen Attacken der Beuys-Baum ausgesetzt war und dass er eines Tages ersetzt werden musste.

Der stellvertretende Direktor des Museums, Jörg Daur, brachte zur Feier eine Kopie des Eiche-Zertifikats mit. Warum? Das Original ist ja dieses Jahr von einem der damals engagierten Lehrer dem Museum Wiesbaden als Leihgabe überlassen worden und hängt in der Beuys-Sammlung. Und ganz klar, für den Kustos der zeitgenössischen Kunst ist die Niemöller-Schule (damals noch Oberstufengymnasium) eine „Außenstation des Museums“. Wer weiß, vielleicht werden in den nächsten Jahren so manche Absolventen den Weg zu den „Jungen Freunden“ finden …
Und noch ein Highlight – bei dem diesmal unser Haus und das Staatstheater eine wirklich gelungene Verbindung eingehen: Gleich zu Beginn der Spielzeit fand an mehreren Orten der Kunstsammlungen die Premiere eines Schauspiels statt: „Alte Meister“ nach dem Roman von Thomas Bernhard. Zwar können die „Alten Meister“ in der Inszenierung von Amalia Starikow in Wiesbaden nicht bei den Alten Meistern aufgeführt werden, hier wäre es zu eng und es werden Fenster saniert, doch auch zwischen den „Leuchtenden Vorbildern“, Vollrad Kutschers ständige Installation in der ersten Etage, lässt es sich gut spielen – und zuschauen.

Viel soll hier nicht verraten werden – vielleicht kennen Sie ja auch das Stück, in dem sich zwei ganz spezielle Herren, Martin Plass als Musikphilosoph Reger und Michael Birnbaum als Privatgelehrter Atzbacher, im Museum treffen und bemerkenswerte Gespräche (oder auch Monologe) führen. Dazu noch ein kürzlich ausgezeichneter, junger Sänger, Sam Park, und nicht zuletzt Franz Kemter als der Museumswärter Irrsigler. Ein Besuch der Vorstellung, bei der Cosma Hahne für Dramaturgie/Abendspielleitung zeichnet, sei empfohlen.
Übrigens, was im 30. Jahr unseres Bestehens und Zusammenwirkens mit dem Museum auch optimistisch und froh stimmt: Der Blick auf den von uns geförderten eintrittsfreien Samstag: So viel Jugend, so viele begeisterte, fröhliche Kinder, wie sie nun, Anfang Oktober, wieder zwischen Kunst und Natur anzutreffen waren, das zeigt doch, mit den Jungen Freunden gehen wir einen guten Weg
Ingeborg Salm-Boost