Unter Freunden

Ein Sammlerleben: Frank Brabant

Dieses kleine, feine Museum mit den großen Werken in Petersburger Hängung – wer es einmal gesehen, sich zusammen mit dem Hausherrn ganz in die Welt des Expressionismus und der Neuen Sachlichkeit vertieft hat, der wird diese Eindrücke nie mehr vergessen. Wie gut, dass der Redakteur und Filmemacher Andreas Clarysse nun mit Unterstützung der Freunde des Museums Wiesbaden einen Film über und mit dem Sammler Frank Brabant gedreht hat! Frank Brabant ist einer von uns, ein Fördermitglied der ersten Stunde. Und er ist der Mann, der bereits 2017 festgelegt hat, dass die Hälfte seiner nunmehr 700 Gemälde als Schenkung an das Museum Wiesbaden geht, die andere Hälfte in seine Geburtsstadt Schwerin. Im April, wenn das Haus der Kunst und Natur 200-Jähriges feiert, wird er 87 Jahre alt. Ein bestens passender Zeitpunkt, den Menschen und Mäzen in einem höchst gelungenen Film zu würdigen. Aber nicht nur das: Gleichzeitig wurde ein DNA-Porträt vom international bekannten Künstler Kevin Clarke geschaffen – ein Werk, in dem Clarke auf ebenso spannende wie sensible Weise sich dem Kunstfreund nähert. Es ist ein Bild, das unbedingt ins Museum Wiesbaden gehört, da sind sich Direktor Andreas Henning und Kustos Roman Zieglgänsberger einig. Und sie bauen beim Erwerb auf Hilfe von uns Freunden des Museums.

Frank Brabant in seiner Bilder-Welt, die von Andreas Clarysse eindrücklich festgehalten ist. Hier ein Screenshot aus dem Film.

Doch lassen Sie uns zunächst Andreas Clarysse auf seinem Weg zu und mit Frank Brabant begleiten: Wie kam er auf die Filmidee? Immer auf der Suche nach interessanten Themen, ist der langjährige Redakteur und Filmemacher beim Hessischen Rundfunk, heute mit seiner Produktionsfirma ACFilm im Kunst-Bereich aktiv, auf den Sammler gestoßen. Clarysse hat so einige interessante Beiträge über Frank Brabant gefunden – und ist über die Freunde des Museums mit ihm ins Gespräch gekommen. Gespräch? Nein, viele Gespräche wurden es, faszinierende Ausflüge in Brabants ganz eigene Bilderwelt, Blicke auf die Arbeiten berühmter und auch weniger berühmter, aber ebenso wichtiger Künstler, Blicke hinter die Kulissen …

Und natürlich wurden auch Wiesbadener Wege begangen, etwa dorthin, wo der Sammler und frühere Versicherungsangestellte einst die legendäre Diskothek „Pussycat“ betrieb. Oder über die Rue, wo er oft in Richtung Museum unterwegs ist. „Das war anstrengend, aber es hat auch viel Freude gemacht“, sagt mir Frank Brabant zum Dreh, und er fügt, wohl wissend, dass er noch recht fit ist, mit einem Schmunzeln an: „Ich bin ja keine 60 mehr …“ Viel gibt es über Leben und Sammeln zu erzählen, manches ist auf unserer Freunde-Website in verschiedenen Interviews mit Frank Brabant zu lesen (siehe Interview vom 8. April 2023). Und nun wird bald die Premiere gefeiert. Natürlich im Museum! Den Termin geben wir rechtzeitig bekannt. Freunde des Museums, die den Sammler schätzen, haben den Film möglich gemacht, in den Andreas Clarysse viel Herzblut investiert hat.

„Je länger ich ihn kenne, desto klarer sehe ich, dass meine Intention, diesen Film mit Frank Brabant zu machen, eigentlich ein Muss ist“, sagt Andreas Clarysse. Es sei der richtige Weg, auch kommenden Generationen diese außergewöhnliche Sammlerpersönlichkeit vorzustellen“, so der Filmemacher, der auch für das Museum Reinhard Ernst aktiv ist. Als er begann, war ihm nicht klar, dass es zwölf Drehtage werden würden. Immer wieder taten sich neue Aspekte auf, eine Herausforderung, hier etwas Nachhaltiges zu schaffen, so empfand es Clarysse. Und klar wurde ihm auch schnell, dass er unbedingt die Bilderwelt mit der Kunstgeschichte und der politischen Geschichte jener Zeit verknüpfen müsste, aus der die Arbeiten stammen. Wie war das etwa mit der Neuen Sachlichkeit? So recherchierte er auch aufwendig im Bundesfilmarchiv. Und, keine Frage, dass er mit dem Kustos der Klassischen Moderne, Roman Zieglgänsberger, zusammentraf, und zwar während der Pechstein-Schau, in der aus der Sammlung Brabant u. a. sein erstes Bild, „Der Redner“ von Max Pechstein, zu sehen war. Ein Jahr lang bezahlte er, der ganz plötzlich zum Sammler wurde, diese Errungenschaft ab. Später verzichtete er einem Werk Ernst Ludwig Kirchners zuliebe auf den Kauf eines VW.

Enthüllung des DNA-Porträts durch Galerist Leander Rubrecht und Kevin Clarke. Mit dabei Andreas Henning, Frank Brabant und Kustos Peter Forster. (Foto: Ullrich Knapp)

Der Mann, der einst aus der DDR nach Mainz und schließlich Wiesbaden kam, weiß fesselnd zu erzählen, hat sich ein ungeheures Wissen über Expressionismus und Neue Sachlichkeit angeeignet – in einer Zeit, in der noch lange keine Recherche im Netz möglich war. Auch der Künstler Kevin Clarke erlebte dies bei seinen Meetings mit Frank Brabant. Keine Frage, sein DNA-Porträt begegnet uns im Film. Wie kam es eigentlich dazu, dass der auch auf dieser Website im Interview vorgestellte amerikanische Künstler mit Ateliers in Frankreich und Frankfurt eines schönes Tages die DNA des Sammlers sicherte und, wie er sagt, sehr lange an der Umsetzung dieses Bildes arbeitete? Hier kommen wiederum die Freunde des Museums ins Spiel: Sie hatten zu einem Ausflug in die Kultur- und Ausstellungsstätte Herrenhaus in Wickstadt/Niddatal eingeladen. Mit dabei unser Sammler.

Während man vor den DNA-Porträts von Kevin Clarke stand, sich erklären ließ, wie sie nach ausgiebigem Kennenlernen des jeweiligen Menschen komponiert werden, wie der ganz individuelle Blick auf die Persönlichkeit angereichert wird mit einer DNA-Sequenz von ihr, da schlug ein Freund Brabants vor, dass doch auch dieser ein „DNA-Bild-Kandidat“ sein könnte. Spontan agierte der Künstler jetzt – und der nicht uninteressierte Sammler öffnete bereitwillig den Mund zur Probeentnahme mit dem Stäbchen … Was nun folgte, waren Zusammentreffen in Wiesbaden, natürlich auch in der Wohnung, dem kleinen, feinen Museum. „Das war sehr wichtig“, sagt Kevin Clarke, der eine enge Verbindung zum Museum Wiesbaden hat und hier sowie in der Galerie Rubrecht Contemporary – mehrfach – ausgestellt hat.

Bilder und Bär: Kevin Clarke hat, so beschreibt es Andreas Henning, nicht nur den Sammler Frank Brabant im DNA-Porträt festgehalten, sondern auch den Menschen Frank Brabant sichtbar gemacht. (Foto: Ullrich Knapp)

Dass Frank Brabant die beiden Museen Wiesbaden und Schwerin so großzügig beschenken wird, das beeindruckte den Künstler sehr, es ist ein wichtiger Aspekt für das Porträt und die Geschichte des Menschen. Und dann kommt der Bär ins Spiel, ein Erlebnis des kleinen Jungen, das tief im 86-jährigen Frank verwurzelt ist, der Tag, an dem eine russische Soldatin dem Kind seinen Teddy wegnahm. Das ist der Grund, sagt der Sammler auch im Film, warum er allen Angeboten aus Russland widerstand, seine „Helene im spanischen Kostüm“, ein Frühwerk von Alexej Jawlensky, für mehrere Millionen Mark zu verkaufen! Schon 2014 vermachte Frank Brabant dem Museum Wiesbaden das Gemälde, das Jawlenskys Frau Helene zeigt. Wer Frank Brabant näher kennt, der weiß um sein prägendes Kindheitserlebnis. Kevin Clarke hat es auf eine Weise in sein DNA-Porträt gebracht, die den 86-Jährigen berührt.  Denn immer wieder taucht der Bär in der digitalen Fotocollage auf, verwoben mit zirka 60 seiner Kunstwerke in dem einen Bild …

„Es hat mich sehr überrascht, und ich finde das sehr gut“, sagt Brabant nach der Enthüllung in der Galerie Rubrecht Contemporary von Leander Rubrecht. Auch Andreas Henning und Roman Zieglgänsberger waren gekommen. „Wir freuen uns, dass in dem Porträt die schillernde Sammlerpersönlichkeit und ihr Leben so treffend charakterisiert ist. Wenn nun noch das Bild den Weg ins Museum finden würde, wäre das wunderbar“, sagt Roman Zieglgänsberger, der selbst immer wieder gerne zu Gast in Brabants Welt ist. Museumschef Andreas Henning stimmt zu: „Kevin Clarke ist es gelungen, nicht nur den Sammler Frank Brabant zu porträtieren, sondern auch den Menschen Frank Brabant sichtbar werden zu lassen. Ich würde mir wünschen, dass diese Arbeit dauerhaft ins Museum Wiesbaden kommt, das auf alle Zeit mit Frank Brabant verbunden sein wird.“ Und dass der Clarysse-Film „zum richtigen Zeitpunkt kommt“, das freut den Direktor ebenfalls sehr. „Denn 200 Jahre Museum bedeuten 200 Jahre Unterstützung durch Mäzene und Stifter. Frank Brabant ist einer unserer ganz großen Förderer. Dank ihm kommen nicht nur herausragende Werke des Expressionismus in unsere Sammlung, sondern seine bedeutende Kollektion an Neuer Sachlichkeit schließt eine wesentliche Sammlungslücke unseres Hauses.“ Das unterstreicht Andreas Henning auch gerne im Film, und schaut sich im kleinen, feinen Museum um …

Einer, der die Gespräche mit Frank Brabant auch nicht missen möchte, das ist der Galerist Leander Rubrecht, Freunde-Mitglied und eng verbunden mit dem Künstler Kevin Clarke. „Das schönste Erlebnis für mich mit Frank als Kunstsammler war, als ich feststellte, er ist einfach er, klar in seinen Positionen und unwahrscheinlich liebenswert in seiner Art“, so beschreibt Rubrecht den Mann, dessen DNA-Porträt in der Galerie enthüllt worden ist. Und hier gibt es auch das DNA-Porträt des Museumsförderers in kleinem Format – exklusiv für all jene, die den Erwerb des Hauptwerks für unser Museum ermöglichen möchten.

Ingeborg Salm-Boost


Das Hauptwerk, eine Digital Art Photocollage im Format von 160 x 98 cm, hat eine Auflage von drei Bildern. Für das Museum Wiesbaden beträgt der Sonderpreis 12.000 Euro. In einer Auflage von neun Exemplaren wird das DNA-Bild in den Maßen 80 x 52 cm zum Preis von 2.000 Euro exklusiv den Museumsfreunden angeboten, die damit den Ankauf fürs Haus der Kunst und Natur unterstützen. Näheres erfahren Sie bei Leander Rubrecht unter lr@rubrecht-contemporary.com

 

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