Unter Freunden

Leidenschaftlich, großherzig, zurückhaltend – Frank Brabant wird 80 Jahre

Sammler Frank Brabant vor der „Liegenden“ von Ernst Fritsch (Foto: Museum/Bernd Fickert)
Sammler Frank Brabant vor der „Liegenden“ von Ernst Fritsch (Foto: Museum/Bernd Fickert)

„Ich brauche kein Tamtam um meine Person“, das ist Frank Brabants  Maxime, und wer ihn etwas näher kennenlernen durfte, weiß, dass er dies genauso meint, wie er es im März 2017 im Interview für die Website des Freunde-Vereins ausdrückte. Als einen Tag nach dem runden Geburtstag die Ausstellung „Von Beckmann bis Jawlensky“ im Museum Wiesbaden eröffnet wurde, musste der ebenso jung gebliebene wie zurückhaltend wirkende Frank Brabant tapfer sein: Da musste er durch, als in einem dicht gefüllten Haus, wo die Sitzplätze bei weitem nicht ausreichten, gleich fünf Redner den Sammler hochleben ließen – den Mann, der eine Stiftung gegründet hat und seine mehr als 600 hochkarätigen Bilder hälftig in seine Geburtsstadt  Schwerin und in das Museum seiner Wahlheimat Wiesbaden geben wird. Der Hessische Minister für Wissenschaft und Kunst, Boris Rhein, die Direktoren der Museen in Wiesbaden und Schwerin, Alexander Klar und Dirk Blübaum und natürlich der hiesige Oberbürgermeister Sven Gerich wollten Frank Brabant Dank bezeugen. Und nicht zuletzt Kustos und Kurator Roman Zieglgänsberger. Großer Applaus, als der Minister den Sammler auf die Bühne bat und ihm die Goethe-Plakette für Verdienste um Kunst und Kultur im Land Hessen überreichte.  Eine Auszeichnung, die nicht alle Tage vergeben wird. Dass Frank Brabant seine Gemälde immer wieder Museen zur Verfügung stellt, dann eine Weile ohne seine Lieblinge zwischen teils leeren Wänden lebt, ist laut Boris Rhein nicht selbstverständlich, vielmehr seien die Leidenschaft Brabants und seine Großherzigkeit berührend.

Für „außerordentliche Verdienste um Kunst und Kultur“ erhielt Frank Brabant bei der Ausstellungseröffnung von Minister Boris Rhein die Goethe-Plakette des Landes Hessen (Foto: Museum Wiesbaden/Bernd Fickert)
Für „außerordentliche Verdienste um Kunst und Kultur“ erhielt Frank Brabant bei der Ausstellungseröffnung von Minister Boris Rhein die Goethe-Plakette des Landes Hessen (Foto: Museum Wiesbaden/Bernd Fickert)

Liebe Freundinnen und Freunde des Museums, als ich im März 2017 erstmals Frank Brabant in seiner Wohnung besuchte, die – wenn er nicht gerade eine Ausstellung bestückt – einem Privatmuseum vom Feinsten gleicht, da hat er uns bereits verraten, was ihn umtreibt. Er möchte seine in mehr als 50 Jahren zusammengetragene Sammlung der Klassischen Moderne eines Tages gut „versorgt“ und vor allem auch der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wissen. „Würden Sie Ihre Verbindung zum Museum Wiesbaden als eng bezeichnen?“, so lautete damals eine Frage an ihn. „Ja, doch. Zu Wiesbaden und Schwerin. Diese beiden Museen sollen auch meine Bilder bekommen. Die Stiftung ist im Werden …“, so lautete damals Brabants Antwort. Und in der Tat ist der Vertrag mit den beiden Museen vergangenes Jahr noch unterzeichnet worden. Den Sammler zeichnet wiederum aus, dass für ihn eines ganz klar war: Die beiden Häuser beziehungsweise die Experten darin sollten sich ohne sein Zutun einigen, wer welche Werke des Expressionismus oder der Neuen Sachlichkeit bekommt. Roman Zieglgänsberger (mit dem wir im Februar ein Interview auf dieser Seite veröffentlicht haben) für Wiesbaden und Gerhard Graulich für Schwerin haben es geschafft, sich zu einigen, ihre Chefs sind offenbar mit dem Ergebnis zufrieden.  In Schwerin war bereits (bis Februar) der Brabant-Sammlung eine Ausstellung gewidmet. Und die Stadt lud den Mäzen ein, sich ins Goldene Buch einzutragen – was den gebürtigen Schweriner durchaus sehr beeindruckt und gerührt hat. Nun also, pünktlich zum Achtzigsten, können Kunstinteressierte in Wiesbaden bewundern, was der Autodidakt in Sachen Kunst alles im Laufe der Jahrzehnte zusammengetragen hat. Dafür, so wissen wir es von ihm, nahm er so manchen Kredit auf. Begonnen hatte es mit einem Holzschnitt von Max Pechstein, den er in der Galerie der Hannah Bekker vom Rath erwarb und auf Raten bezahlte. Seine Wände schmücken Werke von Beckmann, Dix, Kirchner, Hofer, Macke, Nolde, Jawlensky …

Andrang nach den Eröffnungsreden in der Ausstellung (Foto: Museum Wiesbaden/Bernd Fickert)
Andrang nach den Eröffnungsreden in der Ausstellung (Foto: Museum Wiesbaden/Bernd Fickert)

In der Einladung zur Eröffnung der Ausstellung wird es treffend beschrieben: „Bedeutsam ist die Sammlung neben ihrer hohen Qualität vor allem, weil sie aufgrund ihrer Vielfalt das Kunst- und Kulturgeschehen sowie die politischen und sozialen Verwerfungen, Ängste, Hoffnungen und Utopien der Menschen zwischen den beiden großen Weltkriegen des 20. Jahrhunderts spiegelt“. Und Roman Zieglgänsberger, der vor allem auch der Neuen Sachlichkeit dank Brabant im hiesigen Museum Raum geben kann, bringt es außerdem mit folgendem Satz auf den Punkt: „An die Vergangenheit anschließend, in die Gegenwart sich einfügend, in die Zukunft weisend, das bedeutet die Stiftung Brabant für das Museum Wiesbaden“.

Über diese Einschätzung freut sich der Sammler natürlich. So ganz geheuer ist ihm die große Öffentlichkeit zurzeit,  das „Tamtam“, aber nicht. Das verriet er bei einem Treffen in privater Umgebung, ganz ohne Bilder. Viele seiner Lieblinge haben ja ohnehin ihren vorübergehenden Umzug an die Friedrich-Ebert-Allee hinter sich, gesellen sich zur „Helene im spanischen Kostüm“, das Jawlensky-Frühwerk, das Frank Brabant schon vor einigen Jahren dem Museum Wiesbaden geschenkt hat. Die Geschichte ist zwar schon erzählt, aber sie darf auch hier nicht unerwähnt bleiben und wurde auch bei der Ausstellungseröffnung wiederholt: Reiche Russen wollten über eine Galeristin dieses Bild (das Jawlenskys Frau, Marianne Werefkins früheres Hausmädchen Helene zeigt) kaufen. Acht Millionen Euro wurden geboten.  Der Sammler, kein Mann, der im Geld schwimmt, wollte nicht. „Es war doch schon dem Museum Wiesbaden versprochen.“ Und jetzt, da er die 80 erreicht hat, rückt der Schweriner auch damit heraus: Eine russische Offizierin war es im Juli 1945, als er mit der Mutter auf der Flucht war, die ihm seinenTeddybär entriss. Das vergisst man nicht, und vielleicht trug es ja dazu bei, dass Helene in Wiesbaden blieb. „Ich habe keine Beziehung zu Russland“, fügt er noch an.

Ein großes Geschenk fürs Museum Wiesbaden, das Frank Brabant schon 2014 machte: Jawlenskys Frühwerk „Helene im spanischen Kostüm“ (Foto: Museum Wiesbaden/Bernd Fickert)
Ein großes Geschenk fürs Museum Wiesbaden, das Frank Brabant schon 2014 machte: Jawlenskys Frühwerk „Helene im spanischen Kostüm“ (Foto: Museum Wiesbaden/Bernd Fickert)

Wie fühlte sich der Sammler kurz vor der Ausstellungseröffnung? „Ich war immer gelassen, aber jetzt habe ich schon Lampenfieber“, sagte Frank Brabant kurz vor dem großen Tag. So ganz unbekannt ist er eben nicht in der Wahlheimat. Auch aus seiner Zeit als erfolgreicher Betreiber der Disco Pussycat kennt man ihn –  ein Treffpunkt nicht nur für Homosexuelle, sondern auch für Musik- und Showstars zuhauf und nicht zuletzt für ZDF-Akteure, kennt man ihn. Und er sagt: „Das Sammeln war Ausgleich für die Arbeit in der Disco, die nicht immer einfach war.“

Diese „Madame Curie“ von Jawlensky ist eine rumänische Bildhauerin. Sie ziert auch das aktuelle Halbjahresprogramm des Freunde-Vereins. (Foto: Museum Wiesbaden/Bernd Fickert)
Diese „Madame Curie“ von Jawlensky ist eine rumänische Bildhauerin. Sie ziert auch das aktuelle Halbjahresprogramm des Freunde-Vereins. (Foto: Museum Wiesbaden/Bernd Fickert)

Und er sammelt immer noch:  Die zwei neuesten Bilder sind von dem deutschen Expressionisten Wilhelm von Hillern-Flinsch (ein Gutshof in Ostpreußen), der zeitweise in Wiesbaden lebte, sowie von dem Mainzer Maler Theo Gebürsch, eine Ansicht von Dachau aus dem Jahr 1924 . Dass er mit Otto Ritschl und Alois Erbach zwei Wiesbadener in der Sammlung hat, möchte Brabant nicht unerwähnt lassen. Und, eines ist für den sportlichen Achtziger auch ganz klar:  “So lange ich lebe, hängen meine Wände voll mit meinen Bildern.“

Der jugendlich gebliebene Sammler vor seinem fiktiven Wohnzimmer im Museum – seinem zweiten Wohnzimmer (Foto: Museum Wiesbaden/Bernd Fickert)
Der jugendlich gebliebene Sammler vor seinem fiktiven Wohnzimmer im Museum – seinem zweiten Wohnzimmer (Foto: Museum Wiesbaden/Bernd Fickert)

Das wünschen wir ihm, der seit Anbeginn auch Mitglied bei den Freunden des Museums ist, von Herzen. Und dass es noch lange so bleiben möge. Seine private Geburtstagsfeier, die das Museum ihm ausrichtete und dann die Ausstellungseröffnung mit dem Riesen-Andrang –  im Nachhinein wird es dem Sammler doch gefallen haben. Sympathisch, knapp und launig bedankte sich Frank Brabant für Standing Ovations und dafür, dass Roman Zieglgänsberger und seine Mitstreiter mit der so einfühlsam gestalteten Ausstellung ihm zweites Wohnzimmer im Museum eingerichtet haben.

Ingeborg Salm-Boost

P. S.
Wir vom Vereinsvorstand freuen uns über einen regen, freundschaftlichen Austausch mit Frank Brabant. Es macht Spaß, von ihm die Geschichten zu seinen Bildern zu erfahren und durch sein breites Wissen hinzuzulernen!


Anhang: Worüber sich Frank Brabant freut…

Toll findet es Frank Brabant, dass das Museum Wiesbaden die einzigartige Jugendstil-Sammlung von Ferdinand Wolfgang Neess als Geschenk erhielt und diese von 2019 an zu sehen sein soll. Auch auf das geplante Ernst-Museum freut sich der Jubilar sehr. Allen drei Mäzenen war kürzlich die „Blaue Stunde“ bei Radio Rheinwelle mit Kulturjournalistin Jutta Szostak gewidmet.

Fotografieren erlaubt in der Ausstellung „Von Beckmann bis Jawlensky – die Sammlung Brabant“ (Foto: Museum Wiesbaden/Bernd Fickert)
Fotografieren erlaubt in der Ausstellung „Von Beckmann bis Jawlensky – die Sammlung Brabant“ (Foto: Museum Wiesbaden/Bernd Fickert)

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