Unter Freunden

Ein kultureller Leuchtturm

Sehen wir uns am Sonntag im Kurhaus? Sie erinnern sich, diese Frage hatte ich Ihnen gestellt. Und es war schön, auf eine ganze Reihe bekannter Gesichter zu treffen. Kunstinteressierte Menschen, die trotz des tollen Wetters am Sonntag zum Vortrag kamen, zu dem die Stadt in der Reihe „Zukunft im Kulturerbe Wiesbaden“ eingeladen hatte. Sie wurden nicht enttäuscht. Auch Sammler Reinhard Ernst und seine Frau Sonja waren unter den Besuchern. Gerne war Ernst zuvor und nach dem Vortrag zu Einzelgesprächen bereit, ansonsten zog er es vor, einfach nur zuzuhören und auf die Abbildungen seiner Kunst zu schauen. Er muss sich nicht darstellen. Er freut sich, wie wir berichtet haben, dass die Verhandlungen mit der Stadt zu einem guten Abschluss gekommen sind, er mit seinem Freund, Stararchitekt Fukihimo Maki und dessen Stab, in die weiteren Planungen gehen kann.

Erinnern Sie sich vielleicht? Anfang Oktober 2017 haben wir auf unserer Website ein Gespräch mit Reinhard Ernst veröffentlicht. Den Beitrag mit einigen Fotos aus seiner Sammlung können Sie hier noch einmal studieren. Mich haben damals seine unaufgeregte, sachliche Art, aber auch sein Brennen für die Kunst sehr beeindruckt. Ernst ist kein Mann, der dick aufträgt, aber einer, der eine Vision mit Verve zu verfolgen weiß. Heute ist längst alles in trockenen Tüchern, das Museum neben unserem Museum soll Ende 2021, spätestens Anfang 2022 eröffnet werden. Reinhard Ernst und Alexander Klar wollen zusammenarbeiten. Der Sammler ist seit jeher dem Museum Wiesbaden verbunden. Und – das sei hier nebenbei erwähnt – er ist kurz nach unserem ersten Gespräch im vergangenen Jahr auch Mitglied bei uns Freunden geworden.

Und so lässt er einen anderen schwärmen: Von Helen Frankenthaler, die Ernst besonders viel bedeutet, von Motherwell, auch von Berke (mit dem alles begann) und von  K.O. Götz. Der Bonner Professor erklärt zu den beiden letzteren: „Informel ist kein Stil, sondern eine künstlerische Haltung und steht für eine offene Bildform, einen Prozess des Agierens und Reagierens.“  Sicher haben viele von Ihnen den Artikel der Kunstexpertin Birgitta Lamparth in Kurier oder Tagblatt gelesen: Zu Recht stellt sie fest, dass man selbst als aufmerksamer Zuhörer durchaus dank des „visionären Vortrags“ von Christoph Zuschlag „Ideen für diverse Wechselausstellungen ausmachen kann.“

So sieht das Maki-Museumsgebäude im Vorentwurf aus: helle Granitfassade, Fensterfront im Erdgeschoss. Es soll ein Café und einen öffentlich zugänglichen Innenhof geben. (Foto: zur Verfügung gestellt von Reinhard Ernst)
So sieht das Maki-Museumsgebäude im Vorentwurf aus: helle Granitfassade, Fensterfront im Erdgeschoss. Es soll ein Café und einen öffentlich zugänglichen Innenhof geben. (Foto: zur Verfügung gestellt von Reinhard Ernst)

Auch das, was Alexander Klar, unser Museumsdirektor als Freund der Ernst-Pläne stets betont, wird von Zuschlag unterstrichen: „Für das Landesmuseum wird es eine „hervorragende Ergänzung mit vielfältigen Kooperationsmöglichkeiten geben.“

Ende 2021 soll das Museum fertig sein, das von der Stiftung Ernst gebaut und betrieben wird. Als offenes Haus mit Café und Museumspädagogik. Und eben mit einem Teil seiner Sammlung sowie Wechselausstellungen. Auch hier könnte es eine Zusammenarbeit geben. Aber zunächst einmal dürfen sich Interessierte auf den März 2019 freuen – wenn im Museum Wiesbaden eine kleine Werkauswahl zu sehen sein wird. Rund 700 Bilder umfasst die noch wachsende Ernst-Sammlung, geschätzter Wert zwischen 50 und 70 Millionen Euro. Noch ein Zitat aus Birgitta Lamparths Bericht: „Schon 1957 wurde – als erste deutsche Museumsausstellung überhaupt – mit Couleur Vivante hier abstrakte Kunst deutscher und französischer Maler gezeigt. Kunst, wie sie heute auch zur Sammlung Ernst zählt.“

Frankenthaler (zur Verfügung gestellt von Reinhard Ernst)
Frankenthaler (zur Verfügung gestellt von Reinhard Ernst)

Bleiben wir nun im Museum Wiesbaden: Als Freundin des Hauses, die am eintrittsfreien Samstag an unserem Vereinsstand aktiv war, wurde mir richtig warm ums Herz. Denn es waren außergewöhnlich viele junge Menschen unterwegs. Darunter sogar eine internationale Gruppe aus vier hessischen Partnerregionen. Auf Einladung der JugendpreisStiftung der Hessischen Akademie Ländlicher Raum nahmen die Teilnehmer des Wettbewerbs zum Thema „Ausgegrenzte Menschen in unserer Gesellschaft“ am Wochenende der Preisverleihung an einem Workshop und an einer Führung durchs Museum teil. Es machte ihnen ganz offensichtlich Spaß. Und ebenso gut kam erneut der Maltisch von edu in der Wandelhalle an. Ach ja, wie schön auch, dass Frank Brabant, aus dessen Sammlung zurzeit Bilder in der Ausstellung „Von Beckmann bis Jawlensky“ präsentiert werden, einen Abstecher ins Museum und an unseren Freunde-Stand machte.  Und sich darüber freuen konnte, wie gut besucht „seine“ Schau am eintrittsfreien Samstag war.

Zum Schluss noch ein Hinweis: Bitte nicht vergessen: Am 13. Mai ist Internationaler Museumstag! Wir von den Freunden sind natürlich dabei.

Ingeborg Salm-Boost

Der edu-Maltisch in der Wandelhalle kommt bestens an, Mitarbeiterin Patricia Sant’ Ana Scheld freut sich darüber. (Foto: I. Salm-Boost)
Der edu-Maltisch in der Wandelhalle kommt bestens an, Mitarbeiterin Patricia Sant’ Ana Scheld freut sich darüber. (Foto: I. Salm-Boost)

Schnell noch trocknen: Kunst-Workshop für Jugendliche aus Hessens Partnerregionen (Foto: I. Salm-Boost)
Schnell noch trocknen: Kunst-Workshop für Jugendliche aus Hessens Partnerregionen (Foto: I. Salm-Boost)

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