Wie Kinder Kunst und Natur sehen

Wir zeigen’s Euch (Teil 4)

Ein Sommerferientag in Wiesbaden. Zwei ganz junge Fans unseres Museums kommen in die Wandelhalle und schauen sich ebenso erwartungsvoll wie tatendurstig um: Mila und Vinh kennen sich – noch – nicht. Aber sie haben ein gemeinsames Ziel, eine gemeinsame Aufgabe, die sie sehr gerne auch in der Ferienzeit angehen. Für die Freunde des Museums Wiesbaden soll die vierte Staffel der Videoreihe „Wir zeigen’s Euch“ gedreht werden. Filmemacher Olaf Herrmann bringt soeben sein Equipment herein. Vinh und Mila, beide elf Jahre alt, wissen genau, wo er seine Kamera aufbauen soll. Einmal bei den Papageien in der Dauerausstellung „Ästhetik der Natur“. Und einmal vor Alexej von Jawlenskys „Heilandsgesicht: Erwartung“ (1917). Zwei Wochen zuvor haben sich die beiden für „ihr“ Objekt entschieden – und natürlich auch kundig gemacht. Das, was sie uns im Video erzählen, soll ja informativ und sachlich richtig sein – natürlich jeweils mit der eigenen Note …

Sogar die Eintrittskarte passt: Während des Videodrehs mit Vinh nutzt Mila die Zeit für einen Rundgang durch die Jawlensky-Jubiläumsausstellung, die bis zum 14. August 2022 verlängert worden ist. (Foto: Ingeborg Salm-Boost)

Erster Dreh im Saal der Papageien mit der unglaublichen Farbenwelt. Wer ist Vinh, der gleich so vieles über diese gefiederten, klugen Schönheiten erzählen wird? Er weiß etwa, dass es zirka 350 Arten gibt, wie sie im Verbund leben und dass Paare sich ein Leben lang treu bleiben. Der elfjährige Junge ist mit sechs Jahren aus Hanoi nach Deutschland gekommen und mit seiner Familie in Frankfurt-Höchst zu Hause. Oberstudienrätin Dr. Iris Gniosdorsch, auch Kunsthistorikerin und Kuratorin, hat früh das Potenzial ihres Schülers erkannt, und so ist Vinh eines der Kinder, das dank ihrer Initiative nicht nur in der Theorie, sondern „treppauf, treppab“ an vielen Wochenenden in der Museumswelt den Wissensdurst stillt. Das Wiesbadener Haus der Kunst und Natur liebt Vinh ganz besonders. Und so war es auch nicht verwunderlich, dass er eines eintrittsfreien Samstags am Freunde-Stand auftauchte. Wie schön, dass er und seine Begleiterin – später auch die selbstverständlich angefragten Eltern – sich vorstellen konnten, bei „Wir zeigen’s Euch“ mitzumachen. Vinh war zunächst, schildert Iris Gniosdorsch, „wie vom Donner gerührt“, dass er gefragt wurde. Doch dann ging der Frankfurter Leibniz-Schüler mit seiner Lehrerin die Sache akribisch an – sehr zur Freude von Papa, Mama und Geschwistern. Das Ergebnis ist sehens- und hörenswert!

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Vinh mit den Papageien an der Lehmwand, die man in der Dauerausstellung „Ästhetik der Natur“ findet.

 

Sie wählte zwar nicht die Natur, sondern die Kunst, aber Mila ist ein Naturtalent. Und so sagt die elfjährige Gutenberg-Schülerin auch ganz offen: „Ich stehe gern vor der Kamera“. Dass sie es nun mit einem Profi im Museum zu tun hatte, findet die kunst-, sprachen- und sportbegeisterte Wiesbadenerin wunderbar. „Ja, das hat richtig Spaß gemacht“, urteilt sie nach dem Dreh und fragt: „War es auch nicht zu kurz?“ Nein, war es nicht, aber sehr ausdrucksstark. Ins Museum geht sie – mit Papa oder/und Mama wie auch mit der Schule – immer wieder gern, in die Kunst und auch in die Natur. Wieso Milas Entscheidung ausgerechnet auf das „Heilandsgesicht: Erwartung“ von Jawlensky fiel? Das lassen wir sie selbst erzählen. Ebenso, warum sie in dem Kopf eher eine Frau erkennt. Klar, dass auch Mila sich vorbereitete, u. a. im Internet kundig machte. So hat sie einiges Spannende über den Künstler erfahren, der zuletzt in Wiesbaden zu Hause war. Und wie Vinh (der sich dabei sogar filmen ließ), hat auch sie ausprobiert, wie sich ihr Auftritt anhören würde. Papa durfte bei den Proben dabei sein und Tipps zur Verbesserung geben. Klar war für Mila, die sagt „Kunst zieht mich an“, dass viele persönliche Eindrücke einfließen sollten. Das finden wir vom Produktionsteam auch.

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Mila vor Alexej von Jawlenskys „Heilandgesicht: Erwartung“ (1917), Museum Wiesbaden.

 

Unser herzlicher Dank gilt Mila und Vinh, den Eltern und Dr. Gniosdorsch! Es macht immer wieder große Freude, mit museumsbegeisterten Kindern und Olaf Herrmann, für dessen Einfühlungsvermögen wir ihm danken, unterwegs zu sein. Keine Frage, dass Martina Mulcahy und ich mit der Videoserie fortfahren werden.

Ingeborg Salm-Boost


PS: Alle bislang produzierten Folgen von „Wir zeigen’s Euch – Wie Kinder Kunst und Natur sehen“ finden Sie hier auf dieser Website.

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