Wir sind dabei

Frank Brabant – 70 seiner Bilder sind unterwegs

Die Ausstellungen des Museums mit ihren Eröffnungsveranstaltungen, ebenso die Previews und anderen Angebote der Freunde des Museums fehlen ihm derzeit sehr. Doch zum Glück lebt Frank Brabant zwischen Kunstwerken, hat ein kleines, feines Privatmuseum. Denn der 82-jährige Mäzen sammelt seit den frühen 60er Jahren spannende Werke des Expressionismus und der Neuen Sachlichkeit, freut sich über mittlerweile mehr als 600 Arbeiten von zum großen Teil berühmten Künstlern. Ein Interview haben wir mit dem Mann, der seine beeindruckende Sammlung je zur Hälfte Wiesbaden und seiner Heimatstadt Schwerin überlassen wird, schon im Frühjahr 2017 auf dieser Freunde-Website veröffentlicht. Jetzt kommt er im Rahmen der Serie „Wir sind dabei“ zu Wort.

Sammler Frank Brabant vor der „Liegenden“ von Ernst Fritsch (Foto: Museum/Bernd Fickert)
Sammler Frank Brabant zuhause in seiner Bilderwelt, hier vor der „Liegenden“ von Ernst Fritsch (Foto: Museum/Bernd Fickert)

Frank, du bist schon im ersten Jahr Mitglied des Museumsvereins geworden. Wie bist du dazu gekommen?

Vorher schon war ich im Verein zur Förderung der bildenden Kunst, das ging von der Naspa aus. Ich glaube, der wurde 1987 gegründet anlässlich des Erwerbs der Sammlung Hanna Bekker von Rath. Mir war es wichtig, das Museum zu unterstützen. Da habe ich jedes Jahr 1.000 Mark gespendet. Und als dann 1994 der Verein Freunde des Museums gegründet wurde, bin ich natürlich beigetreten.

Kannst du dich noch an Deine ersten Besuche im Museum erinnern?

Der erste war die Ausstellung mit Werken von Stanislaus Stückgold. Er ist leider etwas in Vergessenheit geraten, ich habe heute drei Ölbilder von ihm.

Und was ist dir noch besonders in Erinnerung?

Die Klavierzertrümmerung im Museum. Du weißt schon, die Fluxus-Bewegung … Das war eine Riesenwelle Anfang der Sechziger. Und dann fand ich auch die Dosensammlung von Otto Ernst interessant.

Was muss man sich darunter vorstellen, wer ist Otto Ernst?

Das war ein renommierter Juwelier in der Wilhelmstraße. Und dieser hatte eine imposante Schnupftabak-Dosensammlung, die im Museum gezeigt wurde.

Wie hast du als Sammler vor nahezu 27 Jahren, als der Förderkreis gegründet wurde, das Haus wahrgenommen?

Ich hatte zu diesem Zeitpunkt noch keine so großen Vergleichsmöglichkeiten, war aber sehr am Museum Wiesbaden interessiert.

Heute bist du als Freund, als Sammler und Mäzen dem Museum und unserem Verein eng verbunden …

Ja, das stimmt natürlich. Aber in der Zeit von Volker Rattemeyer gab es kaum Kontakt. Die Stadt Unna wollte damals gerne meine gesamte Sammlung eines Tages haben, wollte dafür sogar Räumlichkeiten neu schaffen. Wiesbaden zeigte da noch kein Interesse.

Und wann änderte sich das?

Im Laufe des Jahres 2010. Da gab es eine erste Ausstellung mit meinen Bildern. Der damals neue Direktor Alexander Klar, die Kuratoren Jörg Daur und Roman Zieglgänsberger kamen auf mich zu. Zuvor hatte allerdings der 2010 scheidende Volker Rattemeyer mich doch noch kontaktiert. Ich kam dann mit der Schau in den zweiten Stock …

Es war die Ausstellung „Bilderleidenschaft – Die Sammlung Frank Brabant“. Und 2014 hast du dem Museum Wiesbaden sogar die „Helene im spanischen Kostüm“ geschenkt. Eine großartige Schenkung! Wir hatten schon im Interview mit dir darüber gesprochen. Doch erzähle uns kurz noch einmal diese spannende Geschichte.

Das Bild blieb bei Sotheby’s liegen … Ich habe dann in einem Jawlensky-Ausstellungskatalog aus München den Leihgeber gefunden, ein Sammler aus Düsseldorf. Diesen kontaktierte ich und konnte das größte Gemälde Jawlenskys  für ca. 100.000 Mark abkaufen.

Wann war das?

Das muss so Ende der 80er Jahre gewesen sein.

Und wie kam es zur Schenkung, nicht etwa Leihgabe ans Museum Wiesbaden? Dabei wollte ein Russe dir doch ein Millionen-Vermögen für die Helene zahlen. Was hatte er nochmal geboten?

Das Frühwerk passte ja gut in die Jawlensky-Sammlung des Museums. Ich hatte es schon einmal ausgeliehen. Und ja, ein Russe wollte es unbedingt haben. Acht Millionen Mark hatte er geboten. Aber ich wollte nicht, dass es nach Russland geht. 2014 habe ich es dann dem Museum geschenkt.

Die Ausstellung 2018 „Von Beckmann bis Jawlensky – Die Sammlung Frank Brabant“ im Museum Wiesbaden war ja ein Renner. Hättest du ein so großes Besucher-Interesse erwartet?

Nein, wirklich nicht. Ist schon seltsam, wenn plötzlich Fahnen in der Wilhelmstraße hängen, auf denen der eigene Name steht. Nachdem man einst als „Ostzonenflüchtling“, wie es damals hieß, nach Wiesbaden kam …

Schon lange hast du auch Kontakt mit Angelica Jawlensky-Bianconi, die das Jawlensky-Archiv in der Schweiz leitet. Wie kam dieser Kontakt zustande?

Ich habe die Enkelin Jawlenskys 1988 kennengelernt und seither einen guten Draht zu ihr. Ich war dann auch auf Jawlensky-Ausstellungen in der Schweiz und in Madrid, bei denen sie involviert war. Auch die  Schwiegertochter des Künstlers hatte mich mal mit ihren Töchtern besucht.

Gerne kommt er zu den Veranstaltungen des Fördervereins, dem er seit dem Gründungsjahr angehört: Frank Brabant mit Freundinnen des Museums beim Neujahrsempfang 2019 (Foto: Archiv/Vera Friedrich)

Bist du nach wie vor mit deiner  Entscheidung zufrieden, die Sammlung hälftig an Wiesbaden und deine Heimatstadt Schwerin zu geben?

Ja, und es gibt eine gute Einigung unter den beiden Häusern. Leider habe ich von den Schwerinern lange nichts mehr gehört. 2017 gab es ja dort eine Ausstellung mit Werken meiner Sammlung.

Du kaufst immer noch, wie geht es denn mit diesen Neuerwerbungen weiter?

Die bleiben in Wiesbaden.

Was zum Beispiel ist darunter?

Zum Beispiel eine Nolde-Lithografie „Im Reisekostüm“ und ein großes Stillleben von Helmuth Macke, dem Cousin von August Macke. Dieses Ölbild hängt wie weitere Bilder aus meiner Sammlung zur Zeit in der Ausstellung „Paradies! Paradies?“, die hoffentlich bald wieder geöffnet werden kann.

Wie viele Leihgaben von Dir hängen im „Paradies“?

17, davon vier Werke von August Macke.

Wohin sind denn derzeit noch Bilder ausgeliehen, die vermutlich alle nicht zu sehen sind – wegen der Pandemie?

Insgesamt 70 sind unterwegs. 33 Bilder sind in Hofheim, im Stadtmuseum, eines in Locarno, wo jetzt die Ausstellung „Jawlensky/Werefkin“ Station macht, die vorher in München und Wiesbaden war. Vier Jawlenskys von mir sind in Bonn, und in Grevenbroich im Stadtmuseum, wo es um die Neue Sachlichkeit geht, hängen 15 meiner Bilder derzeit. Mir fehlt also einiges an den Wänden.

Gibt es in den Sammlungen des Museums Wiesbaden ein Werk, das dir ganz besonders gefällt – außer natürlich der Helene?

Jawlenskys „Nikita“ gehört dazu. Und die Arbeiten von Schmidt-Rottluff gefallen mir sehr.

Kommen wir mal zum Förderkreis. Wie stehst du heute zum Verein, und besuchst du seine Veranstaltungen?

Ich finde die Arbeit des Vereins sehr wichtig und gut. Immer wieder wird auch etwas Neues angeboten. Ich bin natürlich regelmäßig  bei den Previews und bei anderen Veranstaltungen vom Förderkreis – wenn denn Corona es wieder zulässt.

Letzte Frage an den Kunstkenner und Museumsfreund: Was wünschst du fürs neue Jahr den Freunden und was dem Museum mit dem neuen Direktor?

Mein Wunsch, dass Andreas Henning sich gut in das harmonische und engagierte Team einfügt, ist, glaube ich, schon erfüllt. Er hat in einer höchst schwierigen Zeit angefangen, einer Zeit der Corona-bedingten Schließungen. Auch mein schon länger gehegter Wunsch, dass der Verein das 2000. Mitglied begrüßen kann, hat sich kürzlich ja erfüllt. Jetzt wünsche ich mir noch, dass bald das Museum wieder öffnen kann und wir die Pandemie hinter uns bringen.

Das Gespräch führte Ingeborg Salm-Boost

Zur Übersicht