Wir sind dabei
Schon als Kind in der Hamburger Kunsthalle unterwegs
Das Museum ist leider geschlossen. Aber zum kurzen Fototermin darf Angelika Beltz hinein und sich vor eines ihrer Lieblingsbilder stellen: Das „Badehaus“ der Marianne von Werefkin, ein Bild, zu dem unsere Gesprächspartnerin eine besondere Beziehung hat. Die Gesundheitsfachfrau und große Musikfreundin unterstützt die Arbeit des Förderkreises seit 2017, als sie eintrat, mit monatlich 100 Euro. „Das müssen Sie doch nicht besonders betonen“, meint Angelika Beltz. Doch, wir möchten es gerne schon an dieser Stelle erwähnen.
Frau Beltz, wann waren Sie denn zuletzt in unserem Museum?
Im März 2021. Meine Freundin Renate Schrader – übrigens auch Freunde-Mitglied – und ich haben uns die Ausstellung „Speed of Light“ mit Werken von Winston Roeth angesehen.
Konnten Sie die August Macke-Schau „Paradies! Paradies?“ noch anschauen, bevor geschlossen werden musste?
Ja, die Ausstellung haben wir gesehen. Sie hat mir sehr gefallen, ich werde sie mir noch einmal im Internet anschauen.
Sie nutzen also die digitalen Angebote des Museums?
Generell weniger. In Corona-Zeiten aber etwas mehr.
Wir wollen ja zum Interview zumindest ein Foto im Haus der Kunst und Natur machen. Wo möchten Sie gerne abgelichtet werden?
Ich möchte gerne vor dem Bild „Badehaus“ von Marianne von Werefkin fotografiert werden. Es wurde 1911 auf dem Darß in Prerow gemalt. Meine Urgroßeltern mütterlicherseits stammen aus Born am Bodden, einem Nebenort von Prerow, und aus Bodstedt, am gegenüberliegenden Ufer des Boddens. Ich liebe das Meer und besonders die Boddenlandschaft. Mein Mann und ich haben dort oft Urlaub gemacht und Ahnenforschung betrieben.
Das freut mich sehr, Werefkins Badehaus ist ein Lieblingswerk von mir im Museum Wiesbaden… Frau Beltz, Sie sind auch ein großer Jawlensky-Fan?
Ja. Zunächst hätte ich mich ja gerne vor das Werk „Dame mit dem Fächer“ gestellt, weil ich in meiner Jugend Fächer sehr geliebt habe. Aber das Gemälde ist ja noch nach Bonn ausgeliehen. Sehr schön finde ich auch die Ostsee-Bilder von Jawlensky.
In welche Abteilung werden Sie nach Wiedereröffnung als erstes gehen?
Dann möchte ich mir noch einmal in Ruhe die Jugendstil-Sammlung ansehen – obwohl diese Stilrichtung nicht so ganz mein Geschmack ist …
Wie steht es mit der Naturhistorischen Sammlung? Sind Sie hier auch öfter unterwegs? Jetzt warten wir ja auf die Kristalle …
Ich besuche sie eher selten, obwohl ich das Angebot großartig finde.
Frau Beltz, seit 2017 fördern Sie die Arbeit der Freunde des Museums mit monatlich 100 Euro. Dafür danke ich Ihnen im Namen des Vorstands von Herzen. Was hat Sie zu dieser großzügigen Unterstützung bewogen?
Ich fand die Arbeit von Dr. Alexander Klar sehr gut und wollte sie über den Museumsverein unterstützen. Er ist ein freundlicher, kommunikativer Mensch und war in seiner Wiesbadener Zeit ein guter Netzwerker. Ich meine, er hat das Museum Wiesbaden entscheidend vorangebracht. Ein weiterer Grund: Mein Vater war selbstständiger Schriftenmaler, der freihändig – ohne Entwürfe am Computer! – ganze Hauswände gestaltet hat. Auch war er ein talentierter Maler, viele seiner Werke hängen bei mir zu Hause. Er hatte mich häufig mit in die Hamburger Kunsthalle genommen. So entstand mein Interesse an der Kunst. Und deshalb möchte ich etwas fürs Museum und den Förderkreis tun.
Wenn man wieder unbeschwert auf Reisen gehen darf, welches Museum würden Sie gerne besuchen?
Nach Wien würde ich gerne fahren, ins kunsthistorische Museum. Und nach Madrid in den Prado.
Nun verlassen wir mal die Museumswelt und schauen auf Ihr berufliches Engagement: Sie haben 33 Jahre im Gesundheitswesen gearbeitet und waren zwanzig Jahre als Vorstandsvorsitzende der Rotes Kreuz Schwesternschaft Oranien e.V. aktiv. Bitte schildern Sie kurz Ihr Aufgabengebiet.
Ich war zuständig für durchschnittlich 350 Mitglieder und Mitarbeiter/innen – ein Belegkrankenhaus hier in Wiesbaden mit 100 Planbetten, ein Altenpflegeheim mit 100 Pflegeplätzen, eine Schule für Krankenpflegehilfe und Schulen für Krankenpflege und Kinderkrankenpflege.
Aus dem Rotes-Kreuz-Krankenhaus wurde noch zu Ihrer Zeit ein Altenpflegeheim …
Ja, die Arbeit mit demenziell Erkrankten lag mir besonders am Herzen, wir haben zwei neue Wohngemeinschaften für sie geschaffen. Das war und ist auch heute eine große Herausforderung. Es gab und gibt heute auch noch einen OP-Trakt, der für ambulante Eingriffe vermietet ist.
Viel könnte man sicher über ihre Zeit im Gesundheitswesen sprechen. Aber, wie war das nach dem Ausstieg aus dem Berufsleben?
Sieben Jahre habe ich dann noch Musiktherapie für die dementen Bewohner angeboten. Ich habe Geige gespielt, und es wurde zusammen gesungen.
Schwenk in die Politik. Sie sind, wie es Ihr verstorbener Mann, Oberstudiendirektor Dieter Beltz war, in der SPD beheimatet. Sind Sie an Ihrem Wohnort auch aktiv in der SPD?
Ich bin Mitglied. Aber nein, politisch aktiv bin ich nicht.
Darf ich Sie fragen, wie es Ihnen nach dem Tod Ihres Mannes Anfang Januar geht? Sie haben ihn längere Zeit zu Hause gepflegt.
Er fehlt mir sehr, wir waren 54 Jahre und drei Tage verheiratet. Ich muss mich erst daran gewöhnen, dass ich allein bin. Ich habe schon mit 16 Jahren geheiratet und daher noch nie alleine gelebt.
Sie haben sehr anspruchsvolle Hobbys. Sie spielen Geige und Klarinette, machen zusammen mit Freundinnen Musik. Wie oft kommt man da zusammen? Musizieren Sie seit der Jugend schon?
Zehn Jahre habe ich eine Waldorf-ähnliche Schule mit vielen künstlerischen Lerninhalten wie Musik und Malen besucht. Mit sechs habe ich Blockflöte gespielt, mit sieben das Geigenspiel begonnen. Von 2011 bis heute musiziere ich ein- bis zweimal wöchentlich mit Freundinnen (Klavier, Querflöte, Fagott, Gitarre). Zweimal im Jahr geben wir Konzerte im Alten- und Pflegeheim und in der Demenzabteilung der Rotes-Kreuz-Schwesternschaft Oranien. Seit 2011 spiele ich auch im Blasorchester Auringen Klarinette.
Respekt, Frau Beltz! Und dann gibt es noch eine besonders spannende Beschäftigung von Ihnen: Sie schreiben Historienromane. „Daphne und der Kaiser“ heißt das bei „neobooks“ erschienene Buch, das übrigens u. a. in meiner Heimat Trier spielt. Wie kamen Sie auf die Idee, Autorin zu werden und sich speziell mit historischen Themen zu befassen?
Anlässlich des 75. Geburtstags meines Mannes waren wir 2008 in Nennig an der Mosel und haben in einem sehr schönen Hotel gewohnt. Wir haben uns die dortige Römische Villa angesehen und auch Trier besucht. Ich war von der Stadt begeistert. Bis zu diesem Zeitpunkt wusste ich gar nicht, dass es in Deutschland so viele große und beeindruckende römische Bauwerke und Ruinen gibt. Im folgenden Jahr haben wir zusammen mit meiner Mutter wieder Trier besucht, waren auch in Luxemburg. Und dort habe ich mein erstes Buch über römische Geschichte gekauft.
Und dann ging es los …
Wir sind in den Folgejahren die verschiedenen Stationen abgefahren. Wo Konstantin überall war, da waren wir auch. Das war sehr spannend. Ich habe das Buch meinem Mann gewidmet, mit dem ich all diese Reisen an historische Orte unternahm.
Haben Sie nicht neulich am Telefon angedeutet, dass Sie derzeit wieder mit einem Historienroman beschäftigt sind?
Ich schreibe zur Zeit an einem Krimi mit dem Titel „Mord im Kirschgarten“. Ein Wiesbadener Kriminalfall aus dem Jahr 1485.
Und was passiert?
Friedrich III., der römisch-deutsche Kaiser aus dem Hause Habsburg, ist in Wiesbaden zu Besuch. Und es geschehen zwei Morde. Interessant zu recherchieren, wie es damals in Wiesbaden aussah …
Sie sind ja eine Fachfrau des Gesundheitswesens, wie nehmen Sie dieses zweite Pandemie-Jahr wahr?
Ich denke, die Europäische Union und Frau von der Leyen als Verantwortliche haben geschlafen. Es ist zu spät zu wenig Impfstoff bestellt worden, was viele Todesopfer gekostet hat.
Und wie beurteilen Sie die jetzige Situation, speziell bei uns in Hessen?
Auch hier ist die Bürokratie zu groß, es ging viel zu langsam mit dem Impfen voran. Jetzt, da die Hausärzte auch mit dem Impfen begonnen haben, nimmt es Fahrt auf.
Verlassen wir das Pandemie-Thema. Nehmen Sie zu Nicht-Corona-Zeiten die Veranstaltungsangebote der Freunde des Museums wahr?
Oh ja, immer, wenn es zeitlich passt, gehe ich zu Previews und Jour Fixe-Abenden oder Vorträgen.
Haben Sie vielleicht noch eine Anregung für unseren Förderkreis?
Vielleicht würden sich die Mitglieder freuen, wenn Sie zu runden Geburtstagen eine Glückwunschkarte bekämen. Ich weiß natürlich, dass dies bei ca. 2.000 Mitgliedern sehr aufwendig ist.
Frau Beltz, zum Ende des Interviews dürfen die Befragten immer einen Wunsch ans Museum und die Arbeit dort äußern.
Ich fände eine Ausstellung „Fantastische Kunst“ aus mehreren Jahrhunderten toll, zum Beispiel mit Werken von Pieter Bruegel , Hieronymus Bosch, Gustave Courbet, Salvatore Dali …
Das Interview führte Ingeborg Salm-Boost
Zur Person
Angelika Beltz ist gebürtige Hamburgerin. Seit 1966 lebt sie im Wiesbadener Stadtteil Auringen. Sie hat drei Kinder und drei Enkel. Ihr Mann Dieter Beltz, der lange Jahre Direktor der Gutenbergschule und Kulturpolitiker im Rathaus war, ist im Januar diesen Jahres verstorben. Die 71-jährige Fachfrau im Gesundheitswesen war von 1991 bis 2011 Vorsitzende (Oberin) der Rotes Kreuz Schwesternschaft Oranien e.V. In dieser Funktion leitete die examinierte Krankenschwester, Lehrerin für Pflegeberufe und Fachwirtin für Soziale Dienstleistungen als Geschäftsführerin die gemeinnützige Rotes Kreuz Krankenhaus Wiesbaden GmbH und das Haus der Altenpflege. Nicht immer eine leichte Aufgabe, wie sie im Gespräch bestätigt. Seit der Jugend macht Angelika Beltz mit Begeisterung Musik. Sie spielt Geige und – im Blasorchester Auringen – Klarinette. Mit gleichgesinnten Freundinnen musiziert sie jede Woche. Eine weitere Leidenschaft: Die Beschäftigung mit der Geschichte – was sie zur Autorin von Historienromanen gemacht hat. Angelika Beltz ist seit 2017 im Förderkreis Freunde des Museums Wiesbaden und spendet seither 100 Euro monatlich für die Arbeit des Vereins. Auch dem Rotary Club Wiesbaden-Nassau gehört sie an. (isa)