Wir sind dabei

„Macht weiter so“

Wir kommen in der Alten Bibliothek des Museums zusammen. Vertraute Gesichter, denn Beate Francke-Kern und Dr. Joachim Kern kommen gerne zu den Previews und anderen Begegnungen der Freunde. So ist es auch nicht verwunderlich, dass man sich nach so manchem guten Gespräch zwischen der Kunst das „Du“ angeboten hat. Auch diesmal haben wir einen interessanten Austausch, unter anderem darüber, warum die beiden „dabei“ sind … 


Unser Förderkreis hat nun das 30-jährige Bestehen gefeiert, wie lange seid ihr denn schon Freunde des Museums Wiesbaden?

Joachim Kern: Das war zu Alexander Klars Zeiten, es wurde damals ein so lebendiges Museum, es war im Mittelpunkt der Gesellschaft angekommen, mit einem engagierten Team. Da wollten wir dabei sein. Zuvor hatten wir das Museum seltener besucht. Nun wollten wir begleiten, alles mitbekommen. Es ist schön, alle Infos von den Freunden zu erhalten.

Beate Francke-Kern ergänzt: Das mit den Previews ist wunderbar. Man trifft sich mit Gleichgesinnten, man kommt auch wieder mit Menschen zusammen, die man von früher kennt.

Wir begegnen uns oft bei den Previews mit anschließender offizieller Ausstellungseröffnung. Welche Angebote des Förderkreises nutzt ihr noch gerne?

Joachim Kern: Ich nutze die Freunde-Internet-Seite regelmäßig, lese die Beiträge und Angebote. Und es ist super, dass ich jederzeit ins Museum gehen kann. Wir sind auch mit Besuch öfter hier.

Beate Francke-Kern: Achim hat mich angesteckt. Vorher hatte ich mit dem Museum Wiesbaden nicht so viel zu tun.

Wer mit euch ins Gespräch kommt, bemerkt schnell, dass ihr ein großes Interesse an der Bildenden Kunst habt und euch gut auskennt. Wart ihr beide immer schon in diesem kulturellen Bereich unterwegs?

Joachim Kern: Ja, die Kunst gestaltet zu einem Teil unser Leben mit. Die Zeitspanne vom Impressionismus bis zur Jetztzeit … Wir haben zu Hause nur Originale, und wir haben auch Bekanntschaft mit vielen Wiesbadener Künstlern geschlossen. Gerne fahren wir zu Kunstmessen und Ausstellungen, beispielsweise nach Dresden oder etwa zur Darmstädter Sezession.

Welche Sammlung in unserem Haus der Kunst und Natur zieht euch immer wieder an?

Joachim Kern: Gerne schauen wir auf nicht so bekannte Künstler. Etwa Ludwig von Hofmann, zu sehen in der Jugendstilsammlung. Da hat sich bei uns ein Spezialinteresse gebildet. Aber auch die Jawlensky-Bilder mögen wir sehr.

Beate Francke-Kern: Noch einmal zurück zum Jugendstil – ich habe mal einen Vortrag von Kustos Peter Forster gehört, das war so mitreißend. Die Sammlung Neess ist einzigartig, besser als Darmstadt.

Hier sind sie immer wieder anzutreffen: Beate Francke-Kern und Dr. Joachim Kern lieben die Jugendstil-Abteilung sehr. Wir sehen sie im Schlafzimmer der von Kustos Dr. Peter Forster „Gesamtkunstwerk“ genannten Neess-Sammlung. Hinter ihnen: das Werk „Mädchen am See“ (1906) des Künstlers Ludwig von Hofmann, den das Paar ganz besonders schätzt. (Foto: Bernd Fickert/Museum Wiesbaden)

Und welche Schau in der jüngeren Vergangenheit hat euch besonders beeindruckt?  

„Gemischtes Doppel: Die Molls und die Purrmanns“ – ganz besonders die Werke von Marg Moll.

Joachim, Du bist Mediziner, wie beurteilst Du unser naturwissenschaftliches Angebot?

Die Naturwissenschaft wird im Museum Wiesbaden ganz toll präsentiert. Ästhetisch, fantasievoll …

Ihr geht gerne auf Reisen. Welche Museen haben euch denn besonders beeindruckt?

Beate Francke-Kern: Guggenheim in New York, Guggenheim in Bilbao.

Joachim Kern: Das Folkwang-Museum Essen ist sehr spannend. Aber auch das Albertinum in Dresden.

Und wo möchtet ihr unbedingt bald mal hin?

Nach Kairo, ins neue Nationalmuseum der Ägypter.

Kurz ein Ausflug in die Stadt Wiesbaden. Wie beurteilt ihr das kulturelle Angebot? Was würdet ihr als Highlights bezeichnen?

Das Museum Reinhard Ernst, allein der Maki-Bau mit so viel Naturlicht, da entsteht eine teils meditative Stimmung. Abstrakt ist zwar nicht unbedingt unser besonderes Interesse, aber als die Chillida-Skulptur in das Museum gebracht wurde, das war höchst interessant zu verfolgen.

Was gefällt euch noch in der Stadt?

Joachim Kern: Zum Beispiel das Frauen Museum in der Wörthstraße, das gerade vierzig geworden ist. Es sollte unbedingt mehr Erwähnung und Beachtung finden. Auch mit Blick auf die kommunale Kunstgeschichte. Wiesbaden ist insgesamt vielfältiger geworden. Und der Bau des RheinMain CongressCenters, das ist auch gut gelaufen.

Beate Francke-Kern: Ich finde, unser Staatstheater ist doch auch so lebendig.

Joachim Kern: Wir sollten auch den Künstlerverein Walkmühle als tollen Kunstort hervorheben. „Zwischen Wurzel und Wipfel“, das war eine sehr gelungene Ausstellung.

Ludwig von Hofmanns Werk „Mädchen am See“ (1906), zu sehen in der Jugendstilsammlung Neess in der ersten Etage des Museums Wiesbaden. Foto: Markus Bollen.

Noch einmal zurück zum Förderkreis. Habt ihr eine Anregung für uns nach dem runden Geburtstag?

Beide: Macht weiter so – mit dem Netzwerken und immer wieder neuen Projekten, vor allem weiter so mit den jugendpädagogischen Angeboten! Ganz prima ist auch die neue musikalische Reihe der Freunde, „Klingendes Museum“.

Beate Francke-Kern: Der Verein ist super, so wie er ist: Informativ, lebendig, aufgeschlossen für Neues.

Joachim Kern: Mitglied zu sein, führt zur Interessenserweiterung. Man geht hin zu den Veranstaltungen, lernt zum Beispiel KünstlerInnen kennen, die man zuvor noch nicht wahrgenommen hat. Es erweitert den Horizont.

Ihr wisst ja längst, dass das Museum Wiesbaden nächstes Jahr 200 Jahre alt wird. Wie sieht euer Wunsch fürs Haus aus?

Ganz klar, wir wünschen ihm, dass zügig die öffentlichen Mittel fließen für den doch dringend notwendigen Erweiterungsbau.

Dürfen wir zum Schluss vielleicht noch eine Bemerkung machen?

Aber ja!

Rebecca Horns „Jupiter im Oktogon“, das macht uns bei jedem Besuch aufs Neue Freude.

Das ist ein schönes Schlusswort, zumal unser Haus ja erst vor kurzem dreißig Installationen und weitere Werke in Kooperation mit der Stiftung von Rebecca Horn erhalten hat!

Das Gespräch führte Ingeborg Salm-Boost


Zu den Personen
Der aus Darmstadt stammende Mediziner Dr. Joachim Kern lebt seit 1976 in Wiesbaden und fühlt sich hier bestens eingebürgert. Nach Studium und Promotion in Mainz begann er seinen beruflichen Weg als Gynäkologe mit Schwerpunkt Geburtshilfe im Wiesbadener St. Josefs-Hospital. Der Leitende Oberarzt blieb dem Krankenhaus mehr als dreißig Jahre, bis zum Eintritt in die Frührente, treu. Neben der Bildenden Kunst ist Joachim Kern auch der Musik besonders verbunden, er spielt Violine – und hat in jungen Jahren die Männerstimme im Knabenchor gesungen. Zu seinen Hobbys gehört nicht zuletzt auch als sportliche Betätigung das Laufen.
Beate Francke-Kern  ist eine echte Wiesbadenerin und im St. Josefs-Hospital geboren. An der Helene-Lange-Schule unterrichtete die Oberstudienrätin Englisch und Sozialkunde. Auch sie liebt neben der Museumswelt die Musik und spielt seit vielen Jahren Klavier. Ehrenamtlich ist Beate Francke-Kern in der Wiesbadener Amnesty International-Gruppe schon seit langem aktiv, hatte auch früher den beliebten Kunstmarkt in der Villa Clementine mit betreut. Außerdem gehört sie dem Vorstand des Partnerschaftsvereins San Sebastian/Wiesbaden an.

 

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