Wir sind dabei

Ein Faible für den „Architekten der Leere“

Ein Interview in Corona-Zeiten: Schriftlich oder telefonisch? Das war die Frage. Mit dem Architekten Thomas Fladung, der mit seiner Frau Elke Waidelich seit sechs Jahren dem Freunde-Verein angehört, war es eine Mischung aus beidem. Und dann gab es doch noch einen persönlichen Kontakt zwischen Interviewtem und Interviewerin, selbstverständlich ohne Händeschütteln … Man traf sich zusammen mit dem Museumsfotografen Bernd Fickert vor dem Haus der Kunst und Natur. Fotosession für „Wir sind dabei“. Ein schönes Zusammentreffen, doch noch ein kleines „Livegespräch“. Und genau das Bildmotiv, das zu dem Mann passt, der schon als Oranienschüler gerne den Theodor-Fischer-Bau angeschaut hat.


Treffpunkt draußen vor der Tür: Museumsfreund Thomas Fladung wird für „Wir sind dabei“ in Szene gesetzt. Der Architekt mochte schon als Schüler den Theodor-Fischer-Bau. (Foto: Museum Wiesbaden/Bernd Fickert)

Herr Fladung, seit wann sind Sie bei den Freunden und wie kamen Sie auf die Idee?

Es sind wohl jetzt sechs Jahre, dass ich zusammen mit meiner Frau bei den Freunden des Museums bin. Die frühere stellvertretende Direktorin Dr. Renate Petzinger, Nachbarin in der Adolfsallee, hatte mich neugierig auf den Verein und sein Angebot gemacht.

Waren Sie auch als Kind schon im Theodor-Fischer-Bau?

Als kleines Kind eher nicht. Aber dann, als Oranienschüler, schon. Ich mochte den Museumsbau sehr. Und war übrigens auch interessiert an der benachbarten Rhein-Main-Halle. Ebenso beeindruckte mich die Landesbibliothek an der Rheinstraße und die Ringkirche. Und, oh ja, da gab es noch die interessante Horten-Fassade mit den Waben …

Hier spricht der Architekt in Ihnen … Gehen wir mal in die Gegenwart: Welche Schau hat Sie in jüngster Zeit im Museum Wiesbaden beeindruckt?

Chillida natürlich, der „Architekt der Leere“: Unglaubliche tolle Arbeiten, auch die kleinen Modelle ….

Sie sind Architekt und damit auch kreativ unterwegs. Von welcher Kunstrichtung fühlen Sie sich besonders angezogen?

Da darf ich erst bei der Architektur bleiben: Aktuell haben wir ja gerade das Bauhaus gefeiert, aber neben diesen „Kollegen“ mag ich auch Frank Lloyd Wright, Otto Wagner, Adolf Loos und – etwas aktueller – Norman Foster sehr gern.

Und in der Malerei?

Da gefallen mir Matisse und Picasso sehr, und aus Deutschland Nolde und Nay. Aber es gibt natürlich noch viel mehr Künstler, die mich sehr ansprechen.

Wir hatten zusammen mit Direktor Andreas Henning während der Corona-bedingten Schließung unsere Mitglieder nach ihrem „Sehnsuchtsobjekt“ im Museum gefragt. Welches ist denn Ihnen besonders ans Herz gewachsen?

Da möchte ich ganz spontan Rebecca Horns Arbeit „Jupiter im Oktogon“ nennen.

Das Museum Wiesbaden ist ein Zwei-Sparten-Haus. Gehen Sie als Kunstfreund auch gerne in die Natur?

Auf jeden Fall, die Abteilung imponiert mir sehr. Ich fühle mich dort mit Anleitung, also bei Führungen, am wohlsten.

Haben Sie Zeit und Muße, die Angebote unseres Förderkreises wahrzunehmen? Und wenn ja, was spricht Sie hier besonders an?

Ich verreise sehr gerne mit den Freunden des Museums. Leider mussten wir die Hamburg-Fahrt an Fastnacht kurzfristig absagen. Unsere Tochter spielte überraschend bei der deutschen Hockey-Meisterschaft. Gerne nehme ich auch an Veranstaltungen mit Roman Zieglgänsberger teil.

Schwenk aufs Nachbargrundstück des Museums Wiesbaden. Was sagen Sie denn zum im Bau befindlichen Museum Reinhard Ernst?

Das wird in jedem Fall eine Bereicherung für Wiesbaden sein. Es ist ein toller Bauplatz. Zur Architektursprache bin ich noch unschlüssig.

Hätten Sie einen Wunsch an den Freunde-Verein?

Zunächst einmal: Ich finde es sehr gut, wie der Verein arbeitet und es ist wirklich interessant, was er alles anbietet. Schön wäre es, wenn mehr junge Leute den Weg zu den Freunden finden würden.

Und zum Schluss noch eine Anregung an die Museumsleitung?

Der neue Direktor Andreas Henning wurde ja leider in Wiesbaden „von Corona empfangen“. Ich wünsche ihm und seinem Team zunächst mal, dass bald normale Zeiten kommen. Immerhin konnte das Museum ja nun wieder geöffnet werden.

Das Gespräch führte Ingeborg Salm-Boost


Zur Person
Thomas Fladung kam 1960 in Wiesbaden zur Welt. Er wuchs in Linschied bei Bad Schwalbach auf. An seine Gymnasialzeit in der Oranienschule (von 1972 bis 1979) denkt er gerne zurück und erinnert sich an vieles. So auch an den ihm imponierenden Museumsbau. Nach dem Wehrdienst zog es den jungen Thomas auf die Baustelle, denn er wollte an der TH Darmstadt Architektur studieren. Gerne denkt er an seine erste Anstellung im Jahr 1989 zurück und an tolle Wettbewerbserfolge in den folgenden Jahren. 1993 wagte Thomas Fladung dann den Weg in die Selbstständigkeit, ist in Wiesbaden und Umgebung als Architekt aktiv. Mit seiner Frau Elke Waidelich hat er einen Sohn und eine Tochter. Fragt man ihn nach den Hobbys (neben der Liebe zum Museum) so nennt er Fußball, Musik, Bücher, Gärten.

 

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