Zum Tod von Alfred Weigle

Förderer mit „wahrhaftigem Interesse“

Alfred Weigle, ein großzügiger Freund des Museums Wiesbaden und der Natur (Foto: Paul Müller)
Alfred Weigle, ein großzügiger Freund des Museums Wiesbaden und der Natur (Foto: Paul Müller)

Im Rampenlicht zu stehen, war seine Sache nicht. Doch als vergangenes Jahr bekannt wurde, dass Alfred Weigle der Wiesbaden Stiftung eine Millionen-Spende machte, damit sie eine Immobilie erwerben und so dem Ziel eines Stiftungszentrums näher kommen konnte, ließ sich die öffentliche Aufmerksamkeit nicht vermeiden.  Der Mann, der unter anderem auch die Medenbacher Autobahnkirche erbauen ließ und ein Fasanerie-Projekt mit 300.000 Euro förderte, wurde zum Stiftungssenator ernannt – ein erstmals vergebener Ehrentitel. Damals, während der Stifterversammlung im Stadtmuseum, trat der frühere Unternehmer ausnahmsweise einmal ans Mikrofon. Und er nahm die Gäste in seiner bescheidenen Art mit seiner emotionalen Dankensrede für sich ein.

Doch zurück ins Landesmuseum, das ihm laut Fritz Geller-Grimm zu einer Heimat geworden war – und zu einem Kosmos, den er erforschen wollte. Der Kurator der Naturwissenschaftlichen Abteilungen erinnert sich, wie er und Alfred Weigle 2010 erstmals trafen – als dieser sich mit der Restaurierung des Biebricher Wasserturms befasste. Der Kurator denkt zurück, wie er einen Menschen kennen und schätzen lernte, der keineswegs „wahllos fördert“. Geller-Grimm: „Nein, ihm mussten die Dinge etwas bedeuten, ihn begeistern, ihn wissend machen und ihn fordern. Mit jeder Aktion lernte er, und begierig ließ er sich auf Neues ein. Niemals aber stand er selbst im Fokus.“

Ein paar Schlaglichter auf sein Engagement fürs Museum:

2011, erinnert sich Fritz Geller-Grimm, habe der Museumsfreund in der Bibliothek die Aquarellsammlung von Emil Pfeiffer entdeckt, die gerade von den Naturwissenschaftlern bearbeitet wurde. Der Wiesbadener Arzt hatte einst die Pflanzen der Stadt gezeichnet und über 2.000 Aquarelle geschaffen. Alfred Weigle sei begeistert gewesen, habe sich intensiv damit befasst. Und am Ende für die Veröffentlichung gesorgt. „Das Wiederauferstehen eines Naturkundemuseums“ habe er ab 2012 direkt verfolgen können, und sei dabei immer wieder auch zum Förderer geworden. Ein jüngeres Beispiel: Der wunderbare Katalog zu den Merianischen Schmetterlingen, den er mitfinanziert habe und der „zu einer der spannendsten Schriften des Museums gehört“. Und schließlich hat Weigle dafür gesorgt, dass 2015 die dringend gebrauchten Vitrinen für Sonderausstellungen im Wert von 140.000 Euro angeschafft werden konnten. Vitrinen, die die Handschrift des Förderers tragen, denn, so Geller-Grimm, Alfred Weigle wurde „zum Teil des Gestaltungsteams“. Aktuell können 1.000 Pilze darin betrachtet werden.

Aber auch für die Kunst interessierte er sich sehr. Mit dem Kunstsammler Heinrich Kirchhoff, für dessen Ausstellung er sich trotz Krankheit noch sehr interessierte, sie anhand des Katalogs studierte, hatte laut Geller-Grimm der Museumsfreund einiges gemein: „Denn auch er wurde zum Bürger dieser Stadt und zu deren besonderem Förderer. Beide besaßen ein breites und intensives Interesse an Kunst und Natur. Beiden gelang es, Menschen zu fördern und zu begeistern.“

Fritz Geller-Grimm betont, dass es nicht allein das finanzielle Engagement war, das den Stifter und Freund auszeichnete, sondern eben sein großes Interesse. „Er sah, prüfte und kommentierte. Er blieb nicht ohne Kritik und ließ dennoch das Wundersamste erkennen, was einen Kurator begeistert: Wahrhaftiges Interesse.“

isa

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