Neujahrsgruß vom Museumschef

Rückblick, Ausblick und Dank

Liebe Mitglieder des Freundeskreises,

mitten in der Adventszeit hat der Vorstand des Freundeskreises das Museum Wiesbaden mit der Zusage beschenkt, den Ankauf des großen Aquarells „Just Watercolors 050“ von Slawomir Elsner zu ermöglichen. Für diese wunderbare Unterstützung möchte ich Ihnen allen sehr herzlich danken, denn Sie alle, als Freundinnen und Freunde des Fördervereins, machen solche Bereicherungen unserer Sammlungen möglich. Doch es ist natürlich nicht der einzige Dank, den ich Ihnen, auch im Namen aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Museums Wiesbaden, aussprechen möchte. Vielfach war der Förderverein 2021 an der Gestaltung der Museumsarbeit beteiligt, indem er unter anderem verlässlich zahlreiche museumspädagogische Projekte finanzierte, die Drucklegung von Ausstellungskatalogen bezuschusste und beim Ankauf einer der letzten Arbeiten von Alexej von Jawlensky mithalf. Das „Große Stillleben mit Blumenvase“ hängt nun als krönender Abschluss in der Jawlensky-Jubiläumsausstellung, die das Zusammenwachsen der Werke des Künstlers mit dem Museum Wiesbaden zeigt.

Slawomir Elsner: „Just Watercolors 050“, 2018, Aquarell auf Papier, 164 x 164 cm, Courtesy the of artist (Foto: Sebastian Schobbert)

Doch zurück zu Slawomir Elsner. Er ist ein Meister seines Fachs, souverän beherrscht er die beiden von ihm gewählten künstlerischen Techniken, das Aquarell und den Buntstift. Wir freuen uns sehr, ihn als Ritschl-Preisträger mit der Ausstellung „Präzision und Unschärfe“ ehren zu können. Als wir im September über ein geeignetes Werbemotiv für die Ausstellung nachdachten, fiel unsere Wahl sehr schnell auf eben jenes „Just Watercolors 050“. Aus dem großformatigen Aquarell strömt eine intensive Farb- und Leuchtkraft. Wir stellten uns das Bild an den Litfaßsäulen vor und versprachen uns davon eine hohe Aufmerksamkeit, und zugleich hofften wir mit dem Plakat, einen wärmenden und herzerfreuenden Lichtpunkt in die graue Wintertage setzen zu können.

Licht ist seit der Spätantike eine der wichtigsten Metaphern, um die Göttlichkeit Christi sinnfällig zu machen. Der Sakralsaal der Alten Meister im Museum Wiesbaden versammelt dazu einige Beispiele aus Renaissance und Barock. Natürlich wäre es eine unzulässige Verengung, das Licht in der Aquarellserie von Slawomir Elsner allein im Kontext der christlichen Kunstgeschichte zu betrachten, doch besitzt das Licht seiner Werke eine vergleichbare Qualität, weil es sich um ein sublim ausstrahlendes, begrifflich kaum zu fassendes Licht handelt. Es zieht die Blicke an und berührt vielfach auch die Herzen der Betrachtenden.

Dieses Licht geht von der Reflexionskraft der weißen Aquarellblätter aus und bricht durch die unzähligen Farbschichten hindurch, besonders eindringlich und vielfältig in „Just Watercolors 050“. Sein Licht- und Farbspiel richtet sich an jede und jeden von uns als individuelle Person. Vor dem Bild stehend heißt es, sich jedes Mal neu auf diese sinnliche Erscheinung einzulassen, mit dem Ergebnis, dass man sich in Betrachtung des Werks immer wieder neu finden und erleben kann.

Für Erlebnisse wie diese wollen wir für Sie auch im neuen Jahr in Kunst und Natur da sein. Zwei Schwerpunkte prägen unser Programm:

Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende hat das Jahr 2022 als das Wiesbadener Wasserjahr ausgerufen. Dazu freuen wir uns zwei große Ausstellungen beisteuern zu können, wobei wir das Thema Wasser sowohl aus Sicht der Naturwissenschaft als auch als Imaginationsraum der Kunst betrachten. Die Naturhistorischen Sammlungen beginnen am 22. April mit der Sonderausstellung „Vom Wert des Wassers – Alles im Fluss?“ (bis zum 5.2.2023), die Kunstabteilung folgt am 13. Mai mit „Wasser im Jugendstil – Heilsbringer und Todesschlund“ (bis zum 23.10.2022).

Den Ansatz, dass sich die Naturhistorischen Sammlungen und die Kunstabteilung des Museums Wiesbaden einem gemeinsamen Thema zuwenden, werden wir in Zukunft häufiger aufgreifen, da wir hierin eine besondere Stärke unseres Hauses sehen.

Der zweite Schwerpunkt wird durch die documenta fifteen gesetzt. Bei diesem nicht zuletzt auch für Hessen wichtigen Großereignis setzen wir mit der Sonderausstellung des Jawlensky-Preisträgers Frank Stella (10.6. bis 9.10.2022) die Stadt Wiesbaden auf die Landkarte der zeitgenössischen Kunstszene. Zudem widmen wir uns mit der Retrospektive zu Ernst Wilhelm Nay einem Künstler, der an den ersten drei documenten teilnahm und darüber hinaus wichtige Jahre seines Schaffens in Hofheim / Taunus verlebte (16.9.2022 bis 5.2.2023). Auch laden wir Sie zu zwei Studienausstellungen in die Naturhistorischen Sammlungen ein: Zum einen zu „Doch die Käfer – Kritze, kratze!“ (15.5. bis 6.11.2022), zum anderen zur Töpferwespe und ihrem „Leben aus Lehm“ (4.12.2022 bis 4.6.2023). Außerdem finden verschiedene Interventionen mit zeitgenössischen Künstlerinnen und Künstlern statt.

Die Pandemie wird uns noch längere Zeit begleiten. Kulturinstitutionen wie das Museum Wiesbaden sind gerade in solch angespannten und belastenden Zeiten wichtig. Wir sind ein Ort der Neugier und Freude, der Reflexion und Inspiration, der Selbstentdeckung und Welterkundung. Seien Sie alle 2022 wieder mit dabei. Wir freuen uns, Sie willkommen heißen zu dürfen.

Gemeinsam mit dem ganzen Museumsteam wünsche ich Ihnen ein anregendes, gesundes und von vielen glücklichen Momenten geprägtes neues Jahr!

Ihr

Andreas Henning
Direktor

Sagt den Förderkreis-Mitgliedern Danke: Museumsdirektor Dr. Andreas Henning (Foto: Josh Schlasius)

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