Aktion Sehnsuchtsobjekt (Teil 7)

Beglückt, berührt, entrückt …

„Es beglückt mich immer wieder“, dies sagt Künstlerin Ricarda Peters – und meint den Besuch der Käfer und Schmetterlinge in der Naturhistorischen Abteilung im Museum Wiesbaden. Die unermüdlich in ihrem Atelier aktive Malerin, die keine Ausstellungseröffnung verpassen möchte und häufig zum Jour Fixe der Freunde kommt, sagt uns kurz und bündig, warum sie so gerne in der „Natur“ unterwegs ist. Ihre Freude an „White Relief over Black“ von Ellsworth Kelly – einer Arbeit, die 2013 mit den Spenden der Museumsgala erworben wurde – schildert Elke Fuchs. Gerne fotografiert sie Werke im Museum, die sie besonders berühren. Und immer wieder einmal ist Elke Fuchs auch für diese Website fotografisch unterwegs. Mit Museumsfreundin Bärbel Clemens gehen wir in den Kirchensaal, zu Katsura Funakoshis Werk „A Tale of the Sphinx“, das im Jahr 2005 durch finanzielle Unterstützung des Freunde-Vereins ins Haus kam. Das Werk des japanischen Künstlers lagerte lange im Depot, ehe es seinen Platz bei den Alten Meistern im Kirchensaal erhielt. Eine Skulptur, bei deren Anblick Bärbel Clemens den Alltag hinter sich lässt.


Unerschöpfliche Schaffenskraft

Ricarda Peters schreibt: „Museumsbesuche: immer wieder die Naturhistorische Sammlung, eine bedeutende Bereicherung für das Museum! Den Käfern und Schmetterlingen meine Bewunderung zu zollen. Der unglaublichen Vielfalt an Form, Gestalt und Farbgebung dieser kleinen Lebewesen, der verschwenderischen Pracht und Schönheit, der sichtbar unerschöpflichen Schaffenskraft der Natur. Es beglückt mich immer wieder.“

Von Schönheit, Pracht und Variantenreichtum der Natur ist sie immer wieder aufs Neue beglückt: Künstlerin Ricarda Peters zieht es immer wieder zu den Käfern in den Themenraum Farbe der Dauerausstellung „Ästhetik der Natur“ (Foto: Bernd Fickert/Museum Wiesbaden)

Konkrete Formen

Elke Fuchs schreibt: „Mit gefällt die Vielseitigkeit im Museum Wiesbaden. Besonders gerne aber sehe ich mir Werke mit konkreten Formen, klaren Farben an. So schaue ich mich oft in der Kollektion der europäischen und amerikanischen Nachkriegskunst um. Es ist die Geradlinigkeit in vielen Arbeiten, die mich fasziniert, so, wie sie mir auch in der Architektur am nächsten ist. Nach der Wiederöffnung des Museums zog es mich gleich zu ,White Relief over Black‘. Der Jawlensky-Preisträger Ellsworth Kelly hat dieses Werk 1963 geschaffen und ich finde es toll, dass es mit Unterstützung der Freude des Museums Wiesbaden ins Haus kommen konnte.“

Von der Geradlinigkeit der Arbeit „White Relief over Black“ von Ellsworth Kelly begeistert: Elke Fuchs fotografiert gerne die Werke, die sie besonders berühren. (Collage: Elke Fuchs)

Eigen und eindringlich

Bärbel Clemens schreibt: „Wann immer ich im Museum bin, gehe ich in den Kirchensaal, um die Wiesbadener Skulptur von Katsura Funakoshi ,A Tale of the Sphinx‘ zu sehen. Diese Holzfigur ist gleichzeitig fein und stark, präsent und entrückt. Sie ist im Kirchensaal umgeben von Holzskulpturen, die Hunderte von Jahren älter und die für einen bestimmten religiösen Kontext entstanden sind. ,A Tale of a Sphinx‘ läßt sich davon nicht beirren, sie bezieht sich nicht darauf, sie grenzt sich nicht ab, sie bleibt bei sich. Mir fällt kein anderer Platz im Museum ein, wo sie besser stehen würde.
Mich fasziniert ihre Präsenz, ihre Konzentration und ihre Innerlichkeit. Alles, was ich mitgebracht habe aus meinem Alltag, was in anderen Exponaten in der Dauerausstellung oder in einer der gerade aktuellen Ausstellung thematisiert wird, tritt gegenüber dieser Figur zurück. Sie hat etwas Eigenes und Eindringliches, das sie mir anbietet, aber nicht aufdrängt.
Ich erinnere mich gerne an die wunderbare Ausstellung von 2015, wo die Wiesbadener Sphinx umgeben war von anderen Figuren von Funakoshi. Die einzelnen Skulpturen waren spannungsvoll miteinander verbunden und aufeinander bezogen. Die wunderbaren Abbildungen in dem Ausstellungskatalog halten diesen dichten Eindruck fest. Für mich gehört ein kurzer Besuch bei dieser Skulptur zu jedem Museumsbesuch dazu; dies ist also für mich ein Sehnsuchtsort in ,meinem‘ Museum.“

Katsura Funakoshi, A Tale of the Sphinx, 2004. Erworben mit Unterstützung durch die Freunde des Museums Wiesbaden (Foto: Ed Restle/ Museum Wiesbaden)
Ein Besuch der Skulptur„A Tale of the Sphinx“ im Kirchensaal gehört für sie zu jedem Museumsbesuch: Bärbel Clemens fasziniert Katsura Funakoshis Arbeit, die 2005 durch Spenden des Freunde-Vereins erworben werden konnte. (Foto: Ed Restle/Museum Wiesbaden)

Titelbild: Katsura Funakoshi: „A Tale of the Sphinx“ 2004 (Foto: Bernd Fickert/Museum Wiesbaden)

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