Interview mit Gerd Eckelmann

Ein ausgewogenes Geben und Nehmen

Besuch bei den Alten Meistern: Gerd Eckelmann vor dem „Mädchen mit dem Perlenohrring“ von Jan Vermeer van Delft – hier aber, im Museum Wiesbaden, ist das Porträt Bestandteil einer Rauminstallation des japanischen Künstlers und Ritschl-Preisträgers Kazuo Katase. (Foto: Detlef Gottwald)

25 Jahre Freunde, Grund zur Freude. Und ein Grund für Gespräche auf dieser Website. In den beiden Wiesbadener Lokalzeitungen Kurier und Tagblatt konnte man bereits ein Interview mit unserem Vorsitzenden lesen – und wenn er dort betonte, dass wir ein Verein mit Wohlfühlfaktor sind, so werden das viele unserer Mitglieder sicher gerne bestätigen. Kurz vor dem Jubiläum am 19. September 2019, das wir ganz bewusst mit der Eröffnung der Ausstellung „Jetzt! Junge Malerei in Deutschland“ feiern, fand dieses Gespräch mit Gerd Eckelmann statt. Der Ingenieur mag es, schnell auf den Punkt zu kommen, möglichst präzise Antworten zu geben, durchaus aber mit erkennbarer Freude am Freunde-Thema. Übrigens, die Fragestellerin ist ebenfalls im Vorstand und mit dem Vorsitzenden per Du, deshalb die saloppe Anrede.

Gerd, zum Geburtstag darf man sich etwas wünschen. Was ist Dein Wunsch für unseren Freunde-Verein?

Da hätte ich mehrere Wünsche: Dass wir das fein austarierte Geben und Nehmen zwischen Museum und Verein stabilisieren. Dass wir zunehmend junge Mitglieder gewinnen können. Und dass wir einen erfolgreichen Generationswechsel im Vorstand hinbekommen.

Du bist seit Beginn der Vorsitzende, hat es immer Freude gemacht, oder gab es auch schwierige Zeiten?

Es hat immer Freude gemacht. Gelegentlich gab es kleinere Differenzen mit der Museumsleitung und im Vorstand. Aber das ging immer auch gut aus für unseren Förderkreis.

Zunächst ging es ja nur um die Kunst und die Unterstützung Volker Rattemeyers vor allem beim Kampf für Umbau und Erweiterung. Wie hast Du diese Phase in Erinnerung?

Stimmt. Volker Rattemeyer wollte sein Kunstmuseum statt eines Drei-Sparten-Hauses. Das war keine leichte Zeit für die anderen beiden Sparten Natur und Nassauische Altertümer. Letztere wurde ja dann auch abgegeben an die Stadt. Der frühere Direktor war ein Einzelkämpfer, mit seiner Erweiterungspolitik war er ungeheuer erfolgreich. Unser Verein war in der Tat zunächst angetreten, die Kunst im Landesmuseum zu stärken und eben mit der Leitung für ein attraktives Haus zu sorgen.

Wann wurde beschlossen, sich doch auch der Natur zuzuwenden und den Verein umzubenennen in Freunde des Museums Wiesbaden? Kam der Impuls aus dem Museum?

Seit 2006 arbeitete die Museumsleitung an einem neuen Konzept für Kunst und Natur. Nach der Sanierung der Seitenflügel wurde dies umgesetzt. Und 2014 hat der Verein beschlossen, den Namen zu ändern. Es gab vorher eine Rücksprache mit dem Nassauischen Verein für Naturkunde, mit dem wir heute gut zusammenarbeiten. Ich meine mich zu erinnern, dass der Impuls aus dem Museum, von Alexander Klar und und der früheren stellvertretenden Direktorin Renate Petzinger, kam – aber beide waren ja auch im Vorstand. Es wurde übrigens in der Mitgliederversammlung über die neuen Namen abgestimmt und zuvor durchaus kontrovers diskutiert. Aber eine deutliche Mehrheit war dafür.

Unsere Mitglieder wissen sicher, was die Freunde alles fördern und wo Schwerpunkte liegen. Bitte nenne dennoch für andere Besucher unserer Website ein paar Beispiele unserer Arbeit.

Wir fördern die sehr vielseitige Museumspädagogik, den so erfolgreichen eintrittsfreien Samstag jeweils am Monatsanfang, wir unterstützen außerordentliche Aktivitäten des Museums, helfen bei ausgewählten Ankäufen, um nur einiges zu nennen. Ich sage immer gerne: Wir bilden die Kapillarwurzeln des Museums in die Bürgerschaft.

Mit welchem markanten Satz würdest Du jemanden von der Mitgliedschaft überzeugen wollen?

Mit der Mitgliedskarte wird das Landesmuseum zum Teil Deines/Ihres kulturellen Zuhauses!

Ein Wort zum Zusammenspiel mit der Museumsleitung …

Von Anfang an war der jeweilige Direktor qua Amt Vorstandsmitglied. Dadurch waren wir immer nah an den Neuigkeiten aus dem Museum und konnten schnell da unterstützen, wo wir gebraucht wurden. Das gegenseitige Verständnis konnten wir beim Geben und Nehmen befördern.

Wobei wir nun beim Wechsel von Alexander Klar nach Hamburg in die Kunsthalle sind und auf der Suche nach der neuen Leitung. Welche drei Eigenschaften sollte diese Person unbedingt mitbringen?

Sie sollte Sinn für den Wert unseres Vereins und seine Grundlage haben, dass die Mitglieder etwas vom Museum bekommen, wir im Gegenzug das Museum mit großem Engagement fördern. Die Leitung sollte eine geschickte Kommunikation in die Wiesbadener Gesellschaft pflegen. Und sie sollte nicht zuletzt innovativ sein, aber auch Rücksicht nehmen auf die oft sehr belasteten Mitarbeiter.

Werden wir gegen Ende des Gesprächs mal persönlich: Hast Du ein Lieblingswerk im Museum Wiesbaden?

Nein. Es gibt vieles, was mich anzieht. Ich liebe es, allein durch die Säle zu spazieren und mich in der Museumswelt treiben zu lassen.

Gibt es eine Ausstellung, die für Dich ein absolutes Highlight war und nachwirkt?

Da gehen wir jetzt in die Natur, es war die Ausstellung „Jäger und Sammler“! Ist es nicht toll, wenn man da uralte Holzspeere anschaut, die so weit fliegen konnten wie die heutigen Sportspeere?

Zum Schluss ein Blick auf die Landeshauptstadt: Wie bewertest Du als Vorsitzender des mitgliederstarken Vereins die Kulturlandschaft Wiesbadens?

Ich bin damit zufrieden. Das neu entstehende Museum Ernst wird unsere Kulturmeile weiter stärken. Einen Wunsch hätte ich noch: Es sollte in Wiesbaden mehr moderne und gepflegte Kinos geben.

Das Gespräch führte Ingeborg Salm-Boost

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