Kunstvoll und Naturnah
Der Blaue Pfau

Ein männlicher Blauer Pfau (Pavo cristatus) macht Eindruck. Mit seinem schillernden und rauschenden Federrad imponiert er einem Weibchen, vertreibt Angreifer und schmückt weltweit Gärten und Parks. Der standorttreue Vogel zierte das Heiligtum der Hera im antiken Griechenland. Er hat Auftritte in römischen Wandmalereien, in der christlichen Symbolik und somit auch in den Bildern alter Meister. Seine Heimat aber ist Indien.
Einen allerdings konnte der Pfau mit seiner Pracht nicht begeistern: Charles Darwin. Das Prachtgefieder passte so gar nicht in die Gedankenwelt des Begründers der Evolutionstheorie und Autors von „Über die Entwicklung der Arten“ (1859). Wie kann das Gesetz der „natürlichen Zuchtwahl“ im Kampf ums Überleben auf einen Pfau mit luxuriöser Ausstattung angewendet werden? Darwin selbst formulierte die Antwort auf diese Frage in seinem Buch „Die Abstammung des Menschen und die geschlechtliche Zuchtwahl“ (1871): Die Kriterien des Weibchens bei der Wahl seines Geschlechtspartners begünstigten, so Darwin, die Herausbildung männlicher Merkmale, die zum „Reizen oder zum Gefallen“ dienten. Untersuchungen belegen übrigens, dass die schönen Federn gar nicht so lästig sind: Durchaus kann ein Pfau damit fliegen und sich auf einen rettenden Baum flüchten. Und traut sich mal ein Leopard, ihn von hinten anzugreifen, schmeißt der Pfau die gesamte Federschleppe in einer Schreckmauser einfach ab. Er ist gerettet und kann nach ein paar Monaten, wenn die Pracht nachgewachsen ist, wieder Eindruck machen.
Susanne Kridlo
