Museumsgala mit gelungenem Brückenschlag
Für den König wird gefeiert
„Ja, das war eine runde Sache!“ Stephan Ziegler, Kuratoriumsvorsitzender der Freunde des Museums Wiesbaden, klingt zufrieden, als wir nach der „runden Sache“ telefonieren. Wer dabei war, dürfte das aus vollem Herzen bestätigen: Die neunte Museumsgala, die erste nach der Corona-Enthaltsamkeit, war ein äußerst gelungener und zugunsten unseres Hauses der Kunst und Natur ertragreicher Förderabend; gleichzeitig einer mit Premierencharakter. Denn zum Auftakt trafen sich die 360 Gäste im Museum Reinhard Ernst für abstrakte Kunst, dessen Eröffnung nun im ersten Halbjahr 2024 stattfinden soll und in dessen tollem architektonischen Ambiente man durchaus schon den Aufenthalt genießen konnte. Indes wartete der „König auf Stuhl“ nebenan, bei den Alten Meistern, auf die Menschen, die dafür gesorgt haben, dass er im Museum Wiesbaden eine neue Heimat findet …
Um es gleich zu Anfang des Rückblicks zu sagen: Vorsitzender Gerd Eckelmann und Kuratoriumschef Stephan Ziegler, Erfinder und Hauptorganisator der Museumsgala, können Direktor Andreas Henning gegen Ende des Abends einen Scheck über 50.000 Euro überreichen. Und damit den Verbleib des „Königs auf Stuhl“ sichern. Der Mann mit Krone gehört zu den Werken des zeitgenössischen Bildhauers Stephan Balkenhol, die nun bis Juni 2024 in der Ausstellung „Zeitfenster – Balkenhol trifft Alte Meister“ im zweiten Stock des Hauses großen Eindruck machen. Es entsteht, so heißt es zur Schau, „ein ungezwungener Dialog zwischen aktueller Gegenwartskunst und deren künstlerischen Vorläufern. Die BesucherInnen kommen in das so entstandene Raumbild hinzu und werden selbst Teil der gemeinsamen Kunstbetrachtung …“
Aber Halt! Am Gala-Abend geht es – im Beisein des international renommierten Bildhauers – erst einmal um ein erstes Kennenlernen der von Balkenhol geschaffenen „Kunstfamilie“, die auf jeden Fall noch wesentlich mehr Beachtung verdient. Und dann steht natürlich für die Gäste das Tischgespräch, über die beeindruckende Teebaum-Deko hinweg, im Vordergrund. Dies bei von Kloster Eberbach und Weingut Allendorf gesponserten Weinen und bei feinen Speisen aus der „Trüffel“-Küche. Apropos Kulinarik, schon zum Empfang im Museum Reinhard Ernst gibt es zum von Henkell- Freixenet ausgeschenktem Sekt der Premium-Klasse einen Appetizer: Die Vorspeisen-Variationen lässt Günter Gollner servieren, der bekanntlich das Restaurant „rue 1“ im Maki-Gebäude betreiben wird.
Seinen Dank und seine Anerkennung für das, was Sonja und Reinhard Ernst mit ihrer Stiftung der Stadt Wiesbaden bescheren, nämlich einen weiteren Leuchtturm der Kunst, drückt Freunde-Vorsitzender Gerd Eckelmann beim Besuch im mre aus. Und freut sich über den Brückenschlag der beiden Museen, dem der Gala-Empfang mit seiner „bereichernden Facette“ Ausdruck verleiht. Das vielfältige bürgerschaftliche und traditionsreiche Engagement zur Erweiterung der Sammlung des Museums Wiesbaden hebt Gerd Eckelmann hervor. Sein „herzlicher Dank gilt allen, die Anteil an dieser Wertschöpfung haben.“
Zu diesen gehört als langjähriger Tischsponsor auch Reinhard Ernst, der übrigens Mitglied unseres Förderkreises ist. Zum Nachdenken (über die vielen Stolperfallen beim Bauen), aber auch zum Schmunzeln (Besser kein Museum bauen …) regen Reinhard Ernsts Schilderungen über seinen Bauherren-Alltag an. Doch am Ende des Tages mag sich erfüllen, was der japanische Architekt Maki seinem Freund Ernst versprochen hat: „Du wirst mein schönstes Museum bekommen“. Zum Aufhorchen auch später beim Talk im Landesmuseum der spannende Hinweis seines Direktors Oliver Kornhoff zur Architektur, wie sie ein Fumihiko Maki erschafft: „Seine wahre Weltklasse zeigt sich für mich, einen entschieden eigenständigen modernen Bau zu entwerfen und gleichzeitig Respekt vor der historischen Bebauung zu zeigen … Haben Sie beim Betreten unseres Museums gemerkt, dass unser Erdgeschoss vor dem Haupteingang und Museumsshop etwas zurückversetzt ist? Und als Sie die Straße überquert haben, sind Sie durch die vorgelagerte Säulenhalle des Museums Wiesbaden gegangen. Das ist kein Zufall! Maki nimmt die vorhandene Linienführung auf und verklammert die Positiv- und Negativform beider Häuser.“ So viel zum Brückenschlag zwischen den Häusern der Kunst!
Im Theodor Fischer-Bau, in der Wandelhalle, im Steinsaal und in der Alten Bibliothek, lässt es sich im von Michael Müller (Stilbruch) gestalteten Ambiente wunderbar tafeln, das haben eine Reihe von Gästen nicht zum ersten Mal erlebt. Denn viele der Unterstützer, die einen Tisch „gefüllt“ haben, halten dem Förderkreis ebenso wie viele Einzelpersonen und Paare seit langem die Treue. Aber auch neue Förderfreudige finden sich im gut gelaunten Publikum, dem die Moderatorin des Abends, Kuratoriumsmitglied Corinna Freudig, zusammen mit Andreas Henning und Oliver Kornhoff zwischen den Gängen noch ein ebenso interessantes wie lockeres „Walk and Talk“ anbietet. Für den Hausherrn aber ist es seit Amtsantritt 2020 (in Covid-Zeit) die erste Gala. Umso fröhlicher schaut Andreas Henning in die große Feier-Runde an den weiß gedeckten Tischen. Den Auftakt beim Nachbarn gemacht zu haben, sieht er „als starkes Zeichen für eine gute Zusammenarbeit“. Eng geknüpft sind die Freundschaftsbande schon seit längerem. Und so konnten beispielsweise im Museum Wiesbaden bereits 2019 acht Werke aus der Sammlung Reinhard Ernst, die fast 1.000 Arbeiten umfasst, gezeigt werden; auch in der Frank Stella-Schau 2022 gab es eine raumgreifende Leihgabe des mre. Aber Andreas Henning weist eindrücklich darauf hin: Kunst auf einem hohen Niveau ankaufen zu können, ist ohne die Unterstützung von Förderern und Sponsoren undenkbar. So gilt sein herzlicher Dank den Tischsponsoren und ebenso den Freunden des Museums als kontinuierliche, verlässliche Unterstützer. Diesmal Dank für „die großartige Chance, ein Werk von Stephan Balkenhol anzukaufen“.
Und so wären wir wieder beim „König auf Stuhl“! Er kann in Wiesbaden bleiben und eine „schmerzliche Lücke“ schließen, wie der Direktor es ausdrückt. Wetten, dass viele Gäste der Gala dem König nochmals ihre Aufwartung machen werden? Er und seine „Kunstfamilie“, jede Figur auf Sockel und aus einem einzigen Stück Holz geschaffen, laden zum Dialog ein. Zur Eröffnung – einen Tag nach der Gala – gibt es wieder ein volles Haus. Im Beisein des Künstlers und einer Reihe von privaten Leihgebern stimmt uns Kurator Peter Forster, Kustos der Alten Meister, auf das Zusammentreffen mit den Balkenhols ein und zeigt auch den Meister im Film bei der Arbeit. Wie heißt es doch im Flyer, den natürlich unser Mann mit Krone ziert: „Auf höchst lebendige Art und Weise präsentieren seine (Balkenhols) Figuren unseren Alltag und schaffen somit eine große Nähe zu uns selbst. Balkenhols Figuren sind immer auch wir selbst.“
Ingeborg Salm-Boost
PS: Wer wissen will, was an Kunst bereits alles dank der Freunde-Gala fürs Museum Wiesbaden angeschafft werden konnte, findet hier die Aufstellung auf dieser Website.
Zitate zur Gala
Dr. Gerd Eckelmann, Vorstandsvorsitzender der Freunde des Museums Wiesbaden:
Mit der 9. Museumsgala setzen wir die Tradition, vielfältiges bürgerschaftliches Engagement zur Erweiterung der Sammlung des Museums Wiesbaden einzusetzen, fort. In diesem Jahr fügen wir eine neue bereichernde Facette hinzu: Wir schlagen eine Brücke zum beeindruckenden Museum für abstrakte Kunst. Ich danke dem Ehepaar Reinhard und Sonja Ernst, das mit seiner Stiftung der Kunst- und Kulturszene in Wiesbaden einen weiteren Leuchtturm beschert hat.
Stephan Ziegler, Kuratoriumsvorsitzender der Freunde des Museums Wiesbaden und Organisator der Gala:
Meine unendliche Dankbarkeit gilt den Untersützern unserer Museumsgala. Sie bewirken durch ihre großzügigen Spenden, dass wir zum neunten Mal dem Museum Wiesbaden den Erwerb eines wichtigen Kunstwerks ermöglichen können.
Reinhard Ernst, Museumsgründer:
Für meine Frau und mich ist diese Gala ein ganz besonderer Anlass: Als langjährige Unterstützer der Museumsgala ist es uns eine große Freude, den Freundeskreis und seine Gäste im mre willkommen zu heißen. Wenn unser Haus geöffnet ist, werden die Wiesbadenerinnen und Wiesbadener gleich am Anfang der Wilhelmstraße zwei kulturelle Höhepunkte in unmittelbarer Nachbarschaft finden. Die beiden Häuser bilden nun den Anfang einer Kulturmeile, die mit dem Nassauischen Kunstverein und dem Literaturhaus Villa Clementine, dem Kurhaus und dem Staatstheater, dem Bellevue-Saal und ein paar Schritte weiter dem SAM – Stadtmuseum am Markt sowie dem Kunsthaus Wiesbaden – für jeden Geschmack und jede Sparte das passende Angebot bereithält. Unser Haus mit seinem Fokus auf abstrakter Kunst bietet hier eine bedeutende Erweiterung und begründet eine neue Tradition.
Dr. Andreas Henning, Direktor des Museums Wiesbaden:
Ich bin Reinhard Ernst und seinem ganzen Museumsteam sehr dankbar, dass wir den Auftakt der diesjährigen Museumsgala im mre feiern dürfen“. Das ist ein starkes Zeichen für die nachbarschaftliche Zusammenarbeit, die uns zukünftig über die Rheinstraße hinweg verbinden wird. Zugleich möchte ich Reinhard Ernst auch meinen Dank zurufen für die langjährige Unterstützung der Museumsgala, denn er ist seit ihren Anfängen 2012 immer als Tischsponsor mit dabei.
Eine weitere Überlegung verbindet uns: In der Vermarktung des Kulturtourismus liegt noch viel ungehobenes Pontential für die Stadt Wiesbaden. Das Museum Wiesbaden ist ein Leuchtturm mit bundesweiter und internationaler Strahlkraft. Mit der Eröffnung des mre kommt eine weitere starke Institution hinzu. Dieses Momentum gilt es nun für die Stadt zu nutzen und im Sektor Kulturtourismus ein attraktives Paket zu schnüren. Dafür haben Elke Gruhn, künstlerische Leiterin des Nassauischen Kunstvereins, Oliver Kornhoff und ich gemeinsam die Idee der „Route 65“ entwickelt. Sie will externe Gäste zu Flaneuren dieser Stadt machen und den Weg zu ihren Kultureinrichtungen weisen … Die Idee der „Route 65“ speist sich aus der legendären Route 66 quer durch die USA und der Wiesbadener Postleitzahl. .. Von der Strahlkraft des Kulturtourismus profitiert die ganze Stadt.
Dr. Oliver Kornhoff, Direktor des mre:
Gemeinsam mit den Kunst- und Kulturinstitutionen unserer Stadt stehen das Museum Reinhard Ernst und das Museum Wiesbaden für vereinte Kompetenz und mehr Reichweite für die Kunst. Mehr noch, diese Nachbarschaft ist beispielhaft für die Vielfalt der Museumslandschaft in Deutschland, die aus privaten und öffentlich finanzierten Museen besteht. Gemeinsam ist unseren beiden Häusern das tatkräftige bürgerschaftliche Engagement von passionierten Sammlern, ohne deren Leidenschaft diese Häuser niemals entstanden wären.