Superstar des 19. Jahrhunderts

Peter Forster über den Genremaler Ludwig Knaus

Ein Jahrhundertwerk des Genremalers Ludwig Knaus: Die Goldene Hochzeit, 1859, Grohmann Museum at Milwaukee School of Engineering (Foto: Grohmann Museum and Larry Sanders, Milwaukee)

Der Kustos Alte Meister, Peter Forster, ist ein Mann, der immer wieder begeistern kann. So auch, wenn er über den „Andy Warhol“ des 19. Jahrhunderts spricht, über den großen Genre-Maler seiner Zeit: Ludwig Knaus, ein Künstler, der jetzt heimkehrt nach Wiesbaden, wo er 1829 geboren wurde. Einer, der, „wie Andy Warhol“ seine immer gut zu erkennende Handschrift hatte und sich bestens zu verkaufen verstand. Nun zeigt unser Museum die Ausstellung „Homecoming“. Im Mittelpunkt stehen die wichtigen Hauptwerke von Ludwig Knaus, Werke, die schon zu seinen Lebzeiten nach Amerika verkauft wurden. Erstmalig, freut sich Peter Forster, können sie nun wieder in Europa präsentiert werden. Und das in Knaus’ Geburtsstadt Wiesbaden.

Ziel ist es, sagt uns Peter Forster im Gespräch für diese Website, an die Glanzzeit des Künstlers anzuknüpfen, der auch als Porträtmaler höchst erfolgreich war. Ihn insbesondere ins hessische Gedächtnis zu rufen, ist Ansinnen des Kurators. Denn immerhin hat er Generationen von Künstlern beeinflusst. Und „die Reproduktionen nach seinen Werken gehörten zum allgemeinen Kanon – nicht nur in Deutschland“, so beschreibt es Forster.

Schauen wir auf das Gemälde „Goldene Hochzeit“, ein Spiegel der Kunst des 19. Jahrhunderts. Das Werk steht, schwärmt Forster, für einen glücklichen Zustand – generationsübergreifend. Unter den Linden wird gefeiert, die Atmosphäre ist überaus positiv. „Das großformatige Bild verkörpert vielleicht eine Wunschvorstellung …“, denkt Forster laut. Und zeigt, dass genau diese Ansicht von Mensch und Natur über dem Totenbett von Ludwig Knaus hing – allerdings als Reproduktion. Heute gehört das Original wie sieben weitere Gemälde, die in Wiesbaden bewundert werden können, ins Privatmuseum von Eckhardt Grohmann in Milwaukee. Der Sammler will die Ausstellung in Wiesbaden keineswegs versäumen und hat sich zur Eröffnung am 13. Februar angemeldet. „Ich bin dem Besitzer sehr dankbar und mächtig stolz, dass die ,Goldene Hochzeit‘ mindestens ein halbes Jahr hier in Wiesbaden ist – eigentlich gehört es ja hierhin“, so Forster. Es sei übrigens nach Studien in Willingshausen, dann in Paris gemalt worden.

Ludwig Knaus war auch ein hoch angesehener Porträtmaler: Selbstbildnis, 1890, Museum Wiesbaden (Foto: Bernd Fickert)

Paris, dahin zog es Knaus, nachdem er an der Düsseldorfer Malschule wegen politischer Aktivitäten in Ungnade gefallen war. Er war revolutionswillig, schildert Kenner Forster, in Düsseldorf teilte sich der Maler ein Atelier mit Anselm Feuerbach. Und dann Paris, wo Ludwig Knaus schnell zum „Superstar“ wurde. „Wer in Paris groß wurde, der wurde von der Welt wahrgenommen. Paris macht Künstler, Amerika kauft die Künstler“, so packend erzählt Peter Forster, berichtet von dem Top-Galeristen Goupil, der kaufte und vor allem Knaus-Werke reproduzierte.

Die Beziehung zu Wiesbaden hat der Maler nie aufgegeben, auch seine Frau Henriette Hoffmann stammte aus dem Europäischen Hof. Einer der größten Stars des 19. Jahrhunderts hatte sein Sommeratelier an der „Schönen Aussicht 7“, in dem Haus, wo die Kunstexpertin und Freundin des Museums, Felicitas Reusch, heute ihr Zuhause hat und Brahms seine Dritte Sinfonie, die Wiesbadener Sinfonie, komponierte.

Vieles könnte Peter Forster uns noch über den Künstler erzählen, den er ebenso wichtig für Wiesbaden findet wie Jawlensky. Aber er möchte auch noch auf die Knaus-Gesellschaft zu sprechen kommen. Der Gründungskreis, darunter auch Felicitas Reusch und der junge Kunsthistoriker Nikolas Jacobs, traf sich im Atelierhaus des Mannes, der wieder mehr ins Bewusstsein gebracht werden soll, zum Zwecke der Förderung und Bekanntmachung des Werkes, zur Unterstützung von Ankäufen und auch zur weiteren Knaus-Forschung. Peter Forster, Vorsitzender des Vereins, erhofft sich neue Knaus-Freunde durch die Ausstellung und neue Mitglieder für die Gesellschaft. Seine Kollegin und Mitkuratorin Rebecca Krämer, ebenfalls Vereinsmitglied, promoviert übrigens über den Ausnahmekünstler seiner Zeit, der hoch dekoriert 1910 in Berlin starb.

Einen kleinen Kreis von Knaus-Förderern hat Peter Forster allerdings schon seit geraumer Zeit – und verdankt diesem so manche spannende Zeichnung, darin sei er nämlich ebenso begnadet gewesen wie Adolf Menzel, versichert uns der Kustos. Und in der Tat ist es so, dass bei der Möglichkeit eines Neuankaufs der Knaus-Bewunderer eine bestimmte Telefonnummer wählt: Die des Ehepaars Misselhorn, Kunstfreunde und Freunde in unserem Förderkreis. Durch das zuverlässige Engagement von Ursula Misselhorn kam schon so manche Zeichnung nach Wiesbaden. „Wenn er anruft und Geld braucht, dann haben wir das immer noch hinbekommen.“ Die Misselhorns haben einen förderbereiten Bekanntenkreis, zu dem übrigens auch Sammler Frank Brabant gehört. „Natürlich darf ich nicht immer dieselben fragen …“, verrät Ursula Misselhorn ihr Erfolgskonzept – zu dem auch ihr Mann durch „Aufrundung“ beiträgt. Keine Frage, dass das Paar sich der neuen Gesellschaft verbunden fühlt. Dass es hier um einen Wiesbadener Künstler geht, spornt beim „Geldbesorgen“ zusätzlich an. Und eben „der Enthusiasmus von Dr. Forster“, dagegen kann und will man sich denn auch kaum wehren.

Ingeborg Salm-Boost

Ludwig Knaus 1910 auf dem Totenbett, darüber die Reproduktion des Gemäldes „Goldene Hochzeit“.
Das Bild wurde von einem unbekannten Fotografen aufgenommen, es ist eine Dauerleihgabe aus Privatbesitz. (Foto: Museum Wiesbaden/Bernd Fickert)

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