Unter Freunden

„Schauen und fühlen“ – Verzauberung garantiert

Die öffentliche Präsentation der Jugendstil-Sammlung am 29. Juni 2019 ist ein Grund zum Feiern, am selben Tag auf dem Sommerfest vor dem Fischer-Bau, zu Goethes Füßen. „Wir sind in der heißen Phase, aber frohen Mutes, dass zum Termin alles bestens erledigt sein wird“, sagt Peter Forster. Unser Förderverein unterstützt die ganz besondere Inszenierung dieser außergewöhnlichen Sammlung, die als „Sensationsschenkung“ gilt, mit insgesamt 50.000 Euro. Die besten Wünsche der Freunde des Museums gelten an dieser Stelle Ferdinand Wolfgang Neess, der am Tag vor dem großen Tag 90 Jahre alt wird!

„Eine Menge Glück – das empfinde ich nach dieser Wegbereitung, bei der meine Frau mir stark geholfen hat. Jetzt weiß ich, wo meine Sammlung hinkommt, das ist eine Sicherheit, die ich zuvor nicht hatte.“ Es war im August 2018, als Ferdinand Wolfgang Neess für ein Interview auf der Freunde-Website diese Worte sprach – und ich mich als Gesprächspartnerin von den Schätzen in seiner Jugendstil-Villa völlig überwältigt fühlte. Nun sind diese Schätze im Museum Wiesbaden zuhause, der Südflügel wurde für die einzigartige Sammlung mit rund 700 Werken aus Jugendstil und Symbolismus umgebaut. Einen ersten kurzen Blick konnte ich bereits auf das erhaschen, was uns am 29. Juni hier verzaubern wird. Umwerfend! Die Idee, diese Schenkung von Gemälden, Skulpturen, Mobiliar, Lampen, Gläsern, Silber, Keramiken als Gesamtkunstwerk zu präsentieren, ist Kustos Peter Forster und seinen Helfern famos gelungen! Wobei der Chef der „Sammlungen 14. bis 19. Jahrhundert“ auf die kompetente und wohlwollende Begleitung durch Danielle Neess, Ehefrau des  Sammlers, bauen konnte.

Er ist glücklich mit der Lösung für seine Jugendstil-Sammlung: Ferdinand Wolfgang Neess (Foto: privat)
Er ist glücklich mit der Lösung für seine Jugendstil-Sammlung: Ferdinand Wolfgang Neess (Foto: privat)

„Wir setzen sehr auf Atmosphäre, wir wollen das Ensemble erstrahlen lassen“, sagt Forster. Und empfiehlt das „Schauen und Fühlen“ – das zuletzt auch begreiflich machen soll, welche Rolle der Jugendstil für den Weg in die Klassische Moderne gespielt hat. Dass unser Förderverein die ganz spezielle Inszenierung der Jugendstilsammlung, die mit hohem Kostenaufwand verbunden ist, finanziell unterstützt, dafür sei das Museum „extrem dankbar“, sagt der Kustos: „Eine tolle Investition in das Gesicht unseres Hauses!“

Und noch eine positive Nachricht: Diese Schenkung, deren Wert mit ca. 43 Millionen Euro angegeben wird, feiert das Kooperationsprojekt Jugendstil-Jahr Wiesbaden bis in den Juli 2020. Ein vielseitiges Programm, an dem mehr als 20 Wiesbadener Institutionen beteiligt sind, wird am 26. Juni im Kurhaus mit einem Eröffnungskonzert des Hessischen Staatsorchesters beginnen. Über das umfangreiche Programm freut sich Peter Forster sehr: „So wird der Jugendstil in die ganze Stadt getragen.“

Sie machen Lust auf Jugendstil: Eva Rücker (links) und Louisa Ebert in aus dem Fundus des Staatstheaters ausgeliehenen Kostümen. Eva, 21, gehört übrigens zu den jüngsten Mitgliedern im Kreis der Museumsfreunde. Beide Frauen absolvieren ihr Freiwilliges Soziales Jahr im Museum Wiesbaden. (Foto: Ingeborg Salm-Boost)

Noch ohne Jugendstil, aber durchaus mit vielen interessanten Angeboten wartete das Museum am 1. Juni – dem eintrittsfreien Samstag – auf. Gut besucht war unter anderem die Kabinettausstellung „Rot, Weiß, Blau – Farbgeschichten aus Hessen“ in den Naturhistorischen Sammlungen. Es geht nicht nur um die Farben des hessischen Wappens; die Schau zeigt auch, wie die Region mit Farben und Farbmitteln verbunden ist. Biebricher Scharlach, Frankfurter Schwarz, Kasseler Braun … In diese Ausstellung hatte übrigens im Mai, während der Woche der Stille („Wiesbaden hält inne“),  auch eine Farbmeditation mit der Künstlerin Renate Reifert geführt und zahlreiche Interessierte angelockt. Schön war es für mich als Mitorganisatorin der Woche der Stille zu sehen, wie viele Museumsfreunde sich von dem Programm „Wiesbaden hält inne“ angesprochen fühlten.

Tolle Idee: Literarische und musikalische Farbenbetrachtung mit Arno Hermer und Marianne Jensen in der „Museumsnatur“ (Foto: Ingeborg Salm-Boost)

Ein weiteres Highlight übrigens, zu dem die Freunde eingeladen hatten, fand mitten in der Ausstellung unter „Beobachtung“ des Eisbären statt: ein Abend mit Arno Hermer und Marianne Jensen. Songs und Lyrik, Fakten und Fiktionen kamen unter dem Titel „Blau, Rot, Gelb“ bestens in dem bis auf den letzten Platz gefüllten Ausstellungssaal an. Eine gelungene Verbindung von Kunst und Natur! Ähnliche Formate bieten sich an. Und immer wieder sollte man sich bewusst machen: Es ist schon eine tolle Sache, in Wiesbaden ein Landesmuseum für Kunst und Natur zu haben!

Ingeborg Salm-Boost


Titelbild dieses Beitrags: Alphonse Mucha: „Die Natur“, um 1900 (Foto: Museum Wiesbaden/Bernd Fickert)

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