Winston Roeth und sein Werk

Interview mit Jörg Daur

Der Künstler ist anwesend, wenn – wegen der Corona-Auflagen in „abgespeckter“ Form – die Ausstellung „Speed of Light“ eröffnet wird. Für die Aufbauarbeiten war Winston Roeth persönlich aus den USA angereist. Eine Sondergenehmigung machte den Flug möglich, so dass die Kuratoren Jörg Daur und Lea Schäfer den 74-Jährigen im Museum Wiesbaden begrüßen konnten. „Erstmals im musealen Kontext wird Roeths einzigartiges künstlerisches Schaffen mit Leihgaben aus den USA, Australien, der Schweiz, Schottland und Deutschland  in Wiesbaden gezeigt“, so heißt es im Flyer zur Schau. Jörg Daur sagt uns Freunden, warum wir dieses Ereignis nicht versäumen sollten. 


Jörg, „Winston Roeth – Speed of Light“ heißt die Ausstellung, die nächste Woche eröffnet wird. Bitte erkläre uns Freundinnen und Freunden, was sie in dieser Schau erwartet, und sage uns etwas zum Künstler. In der Ankündigung des Museums ist der schöne Satz zu lesen: „Winston Roeth speichert Lichtstimmungen in seiner Malerei wie Momentaufnahmen, lässt uns eintauchen in das besondere Licht jeder Stunde.“ Das klingt verheißungsvoll …

Winston Roeth ist für uns kein Unbekannter, und auch viele Besucherinnen und Besucher kennen sein Werk „Quiet Night“, sicherlich eines der Highlights unserer Sammlung amerikanischer Kunst und eine wundervolle Hommage an den Nachthimmel von Chicago. Diese Malerei auf Schiefer in dunklen Blau- bis Violett-Tönen begeistert immer wieder.
Roeth arbeitet sehr intensiv an diesen Farbstimmungen, die er in vielen Schichten – aber letztlich monochrom – auf die Oberfläche seiner Tafeln bringt. Dabei geht es zuweilen ziemlich bunt zu, wie unser Ankündigungsmotiv erahnen lässt. Das Pigment vermalt er immer direkt auf der Oberfläche, die Farbmischung entsteht also im Farbauftrag selbst. Eine spannende Technik, für die er sich selbst letztlich ganz zurücknimmt (es gibt kaum Pinselspuren in seiner Malerei). Er lässt die Farbe als visuelle, aber auch materielle Qualität für sich wirken.

Maskiert und konzentriert beim Aufbau: Kurator Jörg Daur, Künstler Winston Roeth sowie die Restauratorinnen Linda Schmidt und Ines Unger (Foto: Museum Wiesbaden/Bernd Fickert)

Eine Eröffnung, wie wir sie vor der Pandemie-Zeit gewohnt waren und geschätzt haben, darf es leider noch nicht wieder geben, der Künstler wird aber anwesend sein. Wie ist das Procedere am Donnerstagabend?

Aufgrund der Pandemie-Situation verzichten wir auf Ansprachen und strecken die Öffnungszeit, so dass gewährleistet ist, dass nicht zu viele Besucherinnen und Besucher auf einmal in der Ausstellung sind. Wir wollen aber kleine Beiträge über unsere Social-Media-Kanäle laufen lassen und sind selbstverständlich auch selbst vor Ort, damit unsere Gäste sich nicht alleingelassen fühlen. Wir setzen also eher auf das direkte Gespräch als auf die große Ansprache.

Und war das für Winston Roeth nicht problematisch, aus den USA hierher zu kommen? Der 74-Jährige wollte wohl gerne auch beim Aufbau dabei sein?

Wir konnten für die Einreise eine Sondergenehmigung erhalten, und ich freue mich sehr, dass Winston Roeth nach all der konzeptionellen Vorarbeit seine erste museale Ausstellung nun auch vor Ort umsetzen kann. Letztlich war die Reise selbst wohl ziemlich entspannt, genügend Abstand im Flieger und insofern auch minimiertes Risiko. Die obligatorischen Tests in den USA und hier bei der Einreise waren dann auch negativ. Und hier im Museum tun wir alles dafür, dass das auch so bleibt.

Zum Aufbau schon im Museum anzutreffen: Der mit Sondergenehmigung aus den USA gekommene Maler Winston Roeth vor einem seiner Werke (Foto: Museum Wiesbaden/Bernd Fickert)

Das Museum kündigt eine Reihe von Führungen durch „Speed of Light“ an. Wie viele Menschen dürfen denn pro Führung teilnehmen?

Derzeit können zehn Personen an einer Führung teilnehmen, so sind die Abstände gewährleistet. Insgesamt haben wir – selbst bei den nun zu Ende gegangenen „Lebensmenschen“ – nie Probleme mit Hygiene oder Abstand gehabt. Und Masken werden ja im Museum auch getragen. Ich denke, wir sind da gut aufgestellt und können im Gegensatz zu Bus oder Supermarkt wirklich Entspannung und hoffentlich auch etwas Erholung vom Alltag bieten.

Man muss wohl auf gut Glück kommen, es heißt, Anmeldungen sind nicht möglich …

Ja, der Fairness halber können Plätze für die öffentlichen Führungen aktuell nur am Führungstag an der Museumskasse erworben werden. Wir werden im kommenden Jahr hoffentlich eine bessere Lösung anbieten können und sind uns aktueller Schwierigkeiten bei eventuell zu hoher Nachfrage bewusst.

Zum Schluss die Frage: Hast Du persönlich ein Lieblingsbild in dieser Ausstellung?

Natürlich steht bei mir „Quiet Night“ ganz vorne. Aber auch auf „Buddha Sunset“ bin ich gespannt – und, und, und … Auch die Malereien auf Papier sind etwas ganz Spezielles: scheinbar monochrome Linien im Raster, und am Ende doch keine einzige Linie wie die andere!

Die Fragen stellte Ingeborg Salm-Boost

Easy Lover – dieses Werk von Winston Roeth ist 2009 entstanden. (Foto: John McKenzie, Courtesy oft the artist and Ingleby Gallery, Edingburgh)

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