„Wir sind die Fan-Clubs unserer Museen“
Kulturfördervereine zu Gast in Wiesbaden
Es ist eine von Spannung, Neugier und großem Interesse geprägte Premiere, die sich am kommenden Wochenende in Wiesbaden abspielt: Erstmals sind die Freunde des Museums Wiesbaden Gastgeber einer Mitgliederversammlung des Bundesverbandes der Fördervereine deutscher Museen für Bildende Kunst. Der Bundesverband, der derzeit deutschlandweit 92 Mitgliedsvereine zählt, tagt zwei Mal im Jahr und besucht anlässlich seiner Versammlungen stets einen anderen Schwesterverein.
Die Vorfreude auf Wiesbaden – ebenso wie das Kennenlernen des Rheingau – sei groß, versichert Dr. Ekkehard Nümann, Präsident des in Hamburg beheimateten Bundesverbandes. „Wir lernen ganz viel bei unseren Besuchen“, so der 78-jährige Kunstfreund, der den „lebendigen Austausch“ der Museums-Fördervereine untereinander für ebenso wichtig erachtet wie Klaus Niemann, Vorstandsmitglied der Freunde des Museums Wiesbaden, der den Besuch und das Programm für die insgesamt 40 Gäste aus ganz Deutschland organisiert hat. Dass der Bundesverband just an diesem Wochenende sein 20-jähriges Bestehen feiern kann und zu diesem Anlass neben Ayse Asar, Staatssekretärin im Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst, Wiesbadens Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende und Ingmar Jung, Bundestagsabgeordneter aus Wiesbaden, gratulieren werden, setzt bei dem Besuch einen ganz besonderen Akzent.
So unterschiedlich die Probleme der Förderereine deutscher Museen für Bildende Kunst auch sein mögen – sie eint doch, dass sie alle, so Nümann, „Fan-Clubs unserer Museen“ seien. Ob größer oder kleiner, monothematisch oder breit aufgestellt – „Deutschland hat eine tolle Museumslandschaft, die beeindruckend und außerordentlich spannend ist“, weiß der Präsident aus seiner langjährigen Erfahrung. Die Arbeit des Bundesverbandes ist vielseitig: Man berate und begleite bei der Gründung von Fördervereinen, unterstütze öffentlichkeitswirksam (und erfolgreich) Maßnahmen, wenn beispielsweise die Schließung eines Museums drohe und könne auch Auswege aufzeigen, wenn ein Förderverein wegen gekürzter Zuschüsse vor dem Aus steht, skizziert Nümann einige Beispiele des abwechslungsreichen Aufgabenspektrums. Die Freunde des Museums Wiesbaden – der Verein ist seit 2016 Mitglied des Bundesverbandes – benötigen bezüglich einer finanziellen Sicherung ihrer Arbeit keinerlei Beratung oder gar Unterstützung, auch wenn derzeit in Hessen wie in Kommunen und Städten Kürzungen unter anderem im Sozial- wie im Kulturetat in Aussicht gestellt werden: Der Förderkreis, die Freunde des Museums Wiesbaden, deren Anzahl stetig wächst (derzeit zählt er rund 2200 Mitglieder) wird ausschließlich durch bürgerschaftliches Engagement getragen und erhält keine Zuschüsse.
Den Gästen werden Führungen durch die Sammlungen und Sonderausstellungen des Museum Wiesbaden geboten. Begleitet werden sie bei den Besuchen etwa im Kunsthaus am Schulberg, in dem Nassauischen Kunstverein oder dem „Wein & Mehr“ im Weingut Stiftung Georg Müller in Hattenheim von Vorstandsmitgliedern der Freunde des Museums Wiesbaden. Dabei werden sie nicht nur vom Vorsitzenden des Vorstands, Dr. Gerd Eckelmann, Vorstand Klaus Niemann und Dr. Andreas Henning, Direktor des Museums Wiesbaden, empfangen und begrüßt, sondern sie lernen auch das Museum Reinhard Ernst kennen: Gründungsdirektor Dr. Oliver Kornhoff wird das Museum, dessen Eröffnung nun bekanntlich für das Frühjahr 2024 terminiert ist, vorstellen.
„Bei den Mitgliederversammlungen entstehen oft viele persönliche Kontakte, die manchmal auch in gemeinsamen Projekten münden“, sagt Nümann, der selbst ein „Sammelsurium“ an Kunst hat, leidenschaftlich gerne Flohmärkte besucht und oft „Erstaunliches“ findet. Eines der Anliegen, das den Bundesverband wie die Freunde des Museums Wiesbaden eint: den Nachwuchs fürs Museum zu begeistern. „Die Fördervereine vergreisen, es muss darum gehen, ´junge Freunde´ zu fördern“, betont Nümann. Das sieht man auch in Wiesbaden so, bestätigt Klaus Niemann. Aus diesem Grund kümmern sich die Aktiven intensiv um den Austausch etwa mit der Hochschule RheinMain oder der Hochschule Fresenius. Und seit der Gründung vor 27 Jahren werden Aufbau sowie Ausbau der Bildungs- und Vermittlungsangebote gefördert, mit dem Erfolg, dass allein in den pädagogischen Gruppen im vergangenen Jahr rund 14.000 Kinder und Jugendliche zu den Programmen im Museum begrüßt wurden – eine beachtliche Zahl, die sich bei Betrachtung der vielen jungen Museumsgäste an den eintrittsfreien Samstagen und Aktionstagen noch erheblich steigern ließe.
Christina Oxfort, Journalistin