Fast 1.600 Gäste beim Aktionstag „Wiesbaden malt!“

Mit Freude, Inspiration und Kreativität

„Es läuft absolut super“: Die frühe Euphorie beim Förderverein und dem Vorstand des Lions Club Wiesbaden Mattiacum, der die Aktion mit einer Spende in Höhe von 30.000 Euro ermöglichte, war berechtigt. Bereits kurz nach der Öffnung der Museumstüren für Mütter und Väter mit ihren Töchtern und Söhnen, Jugendliche und auch manch älteren Kunstbegeisterten, der selbst Kunst erschaffen wollte, waren die Aktionsräume in den oberen Stockwerken – etwa die Zeichenstation in der Ausstellung „Ästhetik der Natur“ – wie auch die Ateliers im Untergeschoss – sehr gut besucht.

Das vielfältige Angebot des Aktionstags stieß auf große Begeisterung. (Foto: Martina Mulcahy)

Und der Andrang sollte noch zunehmen: Bisweilen gab’s im Forschungsraum, in dem auch mit Ton gearbeitet werden konnte, einen Ausgabestopp des Materials, weil alle Plätze an der Werkbank besetzt waren. Unterm Strich, bilanzierte Dr. Dagmar Wenz, Vorstandsmitglied des Lions Club Wiesbaden Mattiacum, nutzten annähernd 1.600 Gäste den kostenlosen Aktionstag, um sich mit viel Freude beim Zeichnen, Malen, Formen und expressivem Farbenspiel zu betätigen.

In der Druckwerkstatt fanden die neue Druckpresse, die durch die Spende des Lions Clubs Wiesbaden Mattiacum angeschafft werden konnte, und die Vielfalt an Materialien begeisterten Zuspruch. (Foto: Axel Ruske)

Ein dickes Lob gab es für die vielen Helferinnen und Helfer aus der Abteilung Bildung & Vermittlung rund um das Leitungsteam des Museums – Gabriele Knepper, Ann-Katrin Spieß und Daniel Altzweig –, die das beeindruckende Konzept für den Aktionstag entwickelt hatten: Unermüdlich wiesen sie den richtigen Weg zur gewünschten Station, machten freundlich, aber bestimmt darauf aufmerksam, dass Ausstellungspodeste nicht zum Ablegen der Zeichenbretter geeignet sind, gaben Leinwände, Papier und Klemmbretter aus und hatten feuchte Reinigungstücher parat, wenn das ein oder andere Farbmalheur an den Händen beseitigt werden musste.

Erfreute sich am gemeinsamen kreativen Arbeiten mit der „Klientel der Zukunft“: der Berliner Künstler Christian Awe. (Foto: Axel Ruske)

Farbe – die gab es reichlich vor allem auch im Atelier „Erlebnis Farbe  und Raum“, in dem der Berliner Maler und Künstler Christian Awe den Gästen mit Rat und Tat und nicht zuletzt mit Materialien beiseite stand. „Es ist toll, dass Christian Awe sich an dem Aktionstag beteiligt und deswegen eigens aus Palma de Mallorca, wo er auch arbeitet, ins Museum Wiesbaden gekommen ist“, würdigt Wenz den Einsatz des 45-Jährigen, dessen Team für den Aktionstag jede Menge Materialien aus dem Berliner Atelier Awes herbeigeschafft hatte. „Vor allem die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten von Schablonen faszinieren die Kinder“, sagt Awe, dessen Wissen jedoch auch beim Airbrushen gefragt ist, bei dem wasserbasierte Farbe zum Einsatz kommt. Die kleinen Künstlerinnen und Künstler wissen das Know-how Awes, der auch für seine großformatigen Wandbilder bekannt ist und unter anderem 2020 ein spannendes Kunstprojekt im öffentlichen Raum in Eschborn realisierte, zu schätzen – und greifen dann, mit Schürze und Schuhüberziehern einigermaßen geschützt, beherzt zu den verschiedensten Materialien, um sich an den mit Kartonpapier abgeklebten Wänden des Farb-Raumes zu verewigen.

„Das ist die Klientel der Zukunft“, sagt der Maler, der die Initiative des Lions Clubs zu würdigen weiß, mit Blick auf die mit Hingabe kritzelnden, zeichnenden und malenden Kinder. Dr. Andreas Henning, Direktor des Museums Wiesbaden, stimmt diesen Worten bei seiner Stippvisite beim „Erlebnis Farbe und Raum“ voller Überzeugung zu und verweist mit Stolz auf die mehr als 880 pädagogischen Gruppen (Kitas, Kindergärten und Schulen), die im vergangenen Jahr das Museum besucht haben und hier mit Kunst und Natur in ganz unterschiedlicher Weise vertraut gemacht wurden. Wie Dagmar Wenz findet auch er Worte der Anerkennung und des Danks für Christian Awe, der am Aktionstag ehrenamtlich zur Verfügung stand.

Im Forschungsraum der Natur-Abteilung konnten mit Modelliermasse Figuren und Formen gestaltet werden. Eine beeindruckende Sammlung war das Ergebnis des Aktionstags, die am Ende mit nach Hause genommen wurde. (Foto: Roswitha Prüll)

Malea, Vincent und Clara haben derweil ganz andere Interessen. Mit Hingabe setzen sie sich mit einem Klumpen des hellen selbsttrocknenden Tons, der auch ohne Brennvorgang im Ofen fest wird, auseinander. Die Ergebnisse – ein Bär, dessen Pranken mithilfe von  Zahnstochern sorgsam eingeritzt werden, ein Tintenfisch und eine Insel mit Palme – sehen toll aus. Das gilt auch für den von Niclas gestalteten Dinosaurier. Die Werke des Nachwuchses – ein kostbares Gut, das von den Eltern als schöne Erinnerung an den Aktionstag vorsichtig und fast andächtig gehalten und mit nach Hause genommen wird. Rege nachgefragt wird auch die mit der Spende des Lions Club Mattiacum angeschaffte Druckpresse oder beispielsweise die Wort-Werkstatt mit übergroßen Buchstaben-Kartons, mit denen sich auch gerne mal scheinbares Chaos anrichten ließ …

In der Wortwerkstatt konnte man mit Wörtern spielen. (Foto: Ingeborg Salm-Boost)

„Malen und freies manuelles künstlerisches Arbeiten ist Auseinandersetzung mit der Umwelt und ein ideales Training, um die kognitiven und feinmotorischen Fähigkeiten eines Kinders spielerisch zu verbessern“, hatte Dr. Dagmar Wenz die Bedeutung des Aktionstages, den der Lions Club Wiesbaden Mattiacum anlässlich seines 60-jährigen Bestehens mit einer 30.000 Euro-Spende ermöglichte, unterstrichen.

Riesige Gemälde entstanden mit verlängerten Pinseln an den Wänden. (Foto: Axel Ruske)

Beim Schlendern durch die vielen Stationen wird deutlich, wie unbefangen und selbstverständlich Kinder jeglichen Alters und verschiedener Herkunft interagieren, sich mit Tipps unterstützen oder durchs künstlerische Schaffen Anderer zu neuen Ideen inspiriert werden. Teilhabe an Kunst und Kultur bedeutet am Aktionstag „Wiesbaden malt!“ auch die Erkenntnis, dass das Museum ein spannender Ort ist, an dem sich viel entdecken, bestaunen und auf angenehme Art und Weise lernen lässt . Eine Hemmschwelle ums Museum, in dem es vermeintlich nur leise und gediegen zugeht, ist folglich nicht wirklich vorhanden.

Neben dem Malen mit verlängerten Pinseln an der Wand konnte man beim Malen an langen Tischen gemeinsam seine Ideen künstlerisch umsetzten. (Foto: Martina Mulcahy)

Noch ist nicht abschließend geklärt, inwieweit Fragmente der umfassenden Raumgestaltung in dem von Christian Awe betreuten Atelier im Untergeschoss des Museums weitverwendet – und beispielsweise als Vorlage für eine Postkarte dienen werden. Mit spitzen Fingern ob der Feuchtigkeit der Farbe, aber ungemein stolz und zufrieden, wurden unzählige kunstvoll und mit großer Hingabe gefertigte Werke mit nach Hause genommen. Eine schöne Erinnerung an einen schönen und erlebnisreichen Aktionstag „Wiesbaden malt!“ im Museum Wiesbaden.

Christina Oxfort, Journalistin

 

Zur Übersicht